Fazit: Watch Dogs: Legion im Test - Ubisoft hat sich übernommen

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Fazit der Redaktion

Hannes Rossow
@Treibhausaffekt

Ich habe meine Truppe gefunden: Der Genetiker Aaron, die Bauarbeiterin Rosalie, die Künstlerin Dorren und der Hacker Henry sind die Speerspitze des Londoner Widerstands. Und ja, ich habe sie wirklich liebgewonnen und gerate schon fast in Panik, wenn einer von ihnen festgenommen wird oder im Krankenhaus landet. Hier funktioniert Watch Dogs: Legion wirklich sehr gut für mich - fast schon wie Pokémon, nur das Pikachu eben kein guter Hacker ist.

Umso bedauerlicher finde es, dass Ubisoft mir gleichzeitig ständig vor Augen hält, dass all das nur eine Illusion ist. Natürlich gibt es nicht neun Millionen einzigartige Charaktere im Spiel, natürlich leidet die Story, wenn Dialoge für Platzhalter geschrieben werden und natürlich müssen dafür auch in technischer Hinsicht viele Kompromisse eingegangen werden. Um Watch Dogs: Legion wirklich genießen zu können, muss ich dem Spiel ein paar halbgare Elemente verzeihen.

Was das Gameplay angeht, erfindet Watch Dogs: Legion das Hacking nicht neu, bietet aber wie gewohnt jede Menge Lösungsansätze für alle möglichen Probleme an. Sobald ich aber die Rolle des heimlichen Hackers verlasse und die Action von Watch Dogs: Legion heraufbeschwöre, passiert mir etwas zu wenig, als dass derartige Spielstile wirklich unterhaltsam wären. Der Spaß mit Watch Dogs: Legion hängt also ganz davon ab, wie man Watch Dogs: Legion spielt.

Markus Schwerdtel
@kargbier

Ja, ich bin einer der Menschen, die das erste Watch Dogs richtig, richtig gut fanden. Im düsteren Chicago von Aiden Pierce war die Technik-Dystopie viel erdrückender als im dann doch ziemlich bunten San Francisco von Watch Dogs 2. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass Watch Dogs: Legion zum finsteren Look zurückkehrt und London zum Schauplatz einer brutalen Technikdiktatur macht. Denn das muss man dem Spiel wirklich zugute halten: Watch Dogs Legion erzeugt eine einzigartige Atmosphäre.

Weniger freue ich mich aber darüber, dass ich im Spiel im Grunde das Gleiche mache wie schon vor sechs Jahren: Scannen, Hacken, Ballern, Fahren - die letzteren beiden Punkte nicht mal besonders gut umgesetzt. Mir wäre es lieber gewesen, Ubisoft hätte mehr Innovationskraft in meine Hacker-Alltagstätigkeiten gesteckt, als in die Heldenwechselei, mit der das Spiel beworben wird.

Denn anders als Hannes habe ich mich tatsächlich kein Stück um die Zusammensetzung meiner Mannschaft gekümmert. Ich könnte nicht mal mehr sagen, welche Ausrichtung die einzelnen Mitglieder meiner Truppe haben. Und anscheinend ist das auch nicht wirklich wichtig, denn ich bin in den meisten Situationen auch so anstandslos durchgekommen. Am Ende bleibt für mich eine Sammlung von fordernden Hacking-Knobeleien in schicker Atmosphäre. Das ist für meinen Geschmack genug, aber wer die Neuerfindung des Open-World-Genres erwartet hat, dürfte enttäuscht sein.

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