Multiplayer im Singleplayer
Immerhin lässt sich Jonathan Morin ein paar neue Details zum Multiplayer-Modus entlocken. Der nämlich soll eng mit der Singleplayer-Kampagne vernetzt sein.
Sprich: Während unser Einzelspieler-Aiden seinen Einzelspieler-Aufgaben nachgeht, kann es durchaus passieren, dass ihm zwei Multiplayer-Spieler in die Suppe spucken - oder unter die Arme greifen. Laut Morin bekommen wir dabei aber nicht notwendigerweise mit, dass sie überhaupt da sind - und uns gerade in die Suppe gespuckt haben.
Wie genau das spielerisch funktionieren soll, wollen die Entwickler aber auch erst zu einem späteren Zeitpunkt bekannt geben. Wieder schade, denn so lässt sich kaum beurteilen, ob diese spannende Idee bloß eine spannende Idee bleibt oder integraler Bestandteil des Einzelspieler-Erlebnisses wird. Ähnliches gilt übrigens auch für die angekündigte Unterstützung von mobilen Plattformen. So sollen wir mit dem Smartphone auch von unterwegs ins Spiel einsteigen können. Passt im Watch Dogs-Setting natürlich wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge, aber nennenswerte Informationen zum Ablauf oder den mobilen Features bleibt Jonathan Morin ebenfalls schuldig.
Hat da jemand Kirchturm gedacht?
Die leisen Zweifel wegen der lediglich schwammig angedeuteten Story- und Multiplayer-Elemente sollen allerdings nicht bedeuten, dass Watch Dogs keinen guten Eindruck hinterlassen hätte. Denn gerade die gezeigten Open-World-Mechaniken haben uns prima gefallen, auch wenn Watch Dogs dabei immer wieder frappierend an eine gewisse Meuchelmörder-Reihe erinnert - und das nicht nur, weil Assassin's Creed vom selben Studio stammt und Aiden fast so behände durch Chicago klettert wie Ezio über die Dächer von Florenz.
Wollen wir nämlich die in unterschiedliche »Grids« geteilte und schon zu Spielbeginn völlig offene Welt erkunden, dann sollten wir uns dazu in sogenannte Kontrollzentren hacken. Erst dann nämlich wird die Karte des jeweiligen Grids aufgedeckt und Aidens Smartphone mit dem allmächtigen Supercomputer CtOS (Central Operating System) verbunden, der die Elektronik der gesamten Stadt überwacht. Hat da gerade jemand »Aussichtspunkt« geflüstert und an Kirchtürme oder Baumwipfel gedacht? Wir jedenfalls haben - und gleich danach an die Außenposten von Far Cry 3, denn diese Kontrollzentren sind gut bewacht.
Eine Möglichkeit: Knarre raus und losballern. Schließlich besitzt Watch Dogs nicht nur ein Deckungssystem à la Mass Effect oder Tomb Raider, sondern soll auch ein ähnlich umfangreiches Waffenarsenal mitbringen, »wie ihr das von jedem Shooter erwarten würdet«.
Andere Möglichkeit: Wir hacken uns mit Aidens Smartphone in die Überwachungskameras, spähen so die Position der Wachen aus, lenken einen besonders ungünstig herumstehenden Gegner ab, indem wir einen Gabelstapler via Handy rauf- und runterfahren lassen, und verhalten uns dabei allenthalben so heimlich wie weiland Garrett in den Thief-Spielen.
Ein Mann und sein Smartphone
Überhaupt: das Smartphone! Ist Aiden einmal mit dem CtOS vernetzt, dann gefallen uns die spielerischen Möglichkeiten ausnehmend gut. Die Polizei hockt uns genau im Nacken? Einfach über ein paar Verkehrspoller brausen und die Dinger anschließend auf Knopfdruck nach oben fahren lassen - daraus werden wunderbar eindrucksvolle Massenkarambolagen. Alternativ jagen wir über eine Kreuzung und schalten danach sämtliche Ampeln gleichzeitig auf Grün. Diese Sorte Grüne Welle richtet in Rekordzeit einen famosen Blechschaden auf dem Asphalt an.
Gerade diese Verfolgungsjagden hinterlassen einen tollen, weil rasanten und trotzdem glaubhaften Eindruck, zumal die KI der Polizeifahrzeuge ebenso aggressiv wie clever wirkt. Geskriptet sei das übrigens zu keinem Zeitpunkt, im Gegenteil: Die Entwickler sind von diesem dynamischen Verfolgungssystem so überzeugt, dass es auch in den Story-Missionen zum Einsatz kommen soll. Ob sich die Autos allerdings tatsächlich so realistisch steuern »wie in jedem anderen Rennspiel da draußen«, können wir zum aktuellen Zeitpunkt nicht beurteilen.
Apropos realistisch: Nachdem Chicago gemeinhin auch als »Windy City« bekannt ist, simuliert Watch Dogs diesen Wind kurzerhand mit - und zwar in Echtzeit. Ähnliches gilt für das dynamische Wetter oder das Wellenspiel des Chicago River. Kurz: Watch Dogs sieht in der aktuellen Version großartig aus, die Stadt wirkt nicht nur lebendig, sondern tatsächlich echt, kein Vergleich etwa zu Assassin's Creed, wo es aus nicht ganz ersichtlichen Gründen bloß im Umland regnet und die Stadtbewohner lediglich als Statisten fungieren.
Zeitlupen-Hacking
In vielen Situationen soll uns übrigens das sogenannte Fokus-System tatkräftig unter die Arme greifen. Mit Vollgas um die Ecke brettern, dabei genau zum richtigen Moment eine Ampel umprogrammieren und vielleicht noch die Überwachungskamera dort drüben blind schalten - das könnte in die Hose gehen, jedenfalls zu Beginn. Also wechselt Watch Dogs in solchen Szenen in einen Zeitlupenmodus, um - wie Jonathan Morin es formuliert - dem Spieler die Sprache des Spiels beizubringen. Optional ließe sich diese Slow-Motion-Unterstützung aber auch deaktivieren.
Bleibt allerdings die Frage, wie viele Worte die Spielsprache überhaupt versteht - also wie viel Abwechslung in den ganzen Smartphone-Aktionen steckt. Entwickeln sich die spielerischen Möglichkeiten weiter? Bleibt's bei den bislang gezeigten Aktionen und wiederholen die sich möglicherweise zu schnell? Damit - und natürlich mit der Geschichte sowie der KI - dürfte Watch Dogs letztlich stehen und fallen.
An liebevollen Details jedenfalls mangelt es dem Spiel nicht. So hacken sich Jonathan Morin und Danny Belanger beispielsweise über einen WiFi-Hotspot in das Wohnzimmer eines »Actionfiguren-Sammlers« - wo der gerade mit einer geklauten Schaufensterpuppe ... nun ja ... flirtet. Oder sie laden einen eben im Radio gehörten Song in den Mediaplayer von Aidens Smartphone. »Songs kosten übrigens Geld«, erklärt Morin - und lacht, als wir unwillkürlich die Augenbrauen heben. »Ingame-Währung natürlich. Kein Echtgeld.«
Zum Abschluss der Präsentation werfen die beiden dann sogar noch ein Spiel im Spiel an: Invasion heißt die fiktive Smartphone-App, bei der sich im Virtual-Reality-Stil eine kunterbunte Alien-Invasion über die Straßen und Passanten von Chicago ergießt. Und da sage noch einer, Minispiele seien inzwischen eine abgedroschene Angelegenheit.
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