Videospiele brauchen Bösewichte – aus mehreren Gründen

Wir wollen von euch wissen, welcher Bösewicht der beste der Spiele-Geschichte ist. Aber warum sind diese eigentlich so wichtig? Autor Jonas nennt ein paar Gründe.

Bowser ist einer der ganz klassischen Bösewichte – und nebenbei auch eine wichtige Motivation für Mario. Bowser ist einer der ganz klassischen Bösewichte – und nebenbei auch eine wichtige Motivation für Mario.

Bösewichte sind nicht erst seit unserer Bösewicht-WM total In. Joker, Venom, Cruella und Co. übernehmen das Kino und auch in Videospielen wie Far Cry sind die Antagonist*innen häufig komplexer ausgearbeitet als der Hauptcharakter.

Warum nehmen die Gegenspieler*innen eine so große Rolle ein? Könnten wir nicht auch ohne sie klarkommen? Kurz gesagt: Brauchen wir Bösewichte eigentlich? Und wenn ja, warum?

Was motiviert uns in Videospielen?

Die Frage, was uns in Videospielen motiviert, ähnelt der, warum wir überhaupt Videospiele spielen. Die recht simple Antwort wird dafür in vielen Fällen lauten: weil sie uns Spaß machen. Was Spaß bedeutet, muss natürlich jede*r für sich selbst herausfinden, Videospiele decken aber ein breites Spektrum ab.

Für viele ist der spaßauslösende Faktor die Action in einem Spiel, andere genießen den Einsatz von Kreativität, um Probleme zu lösen. Manch eine*r findet Gefallen daran, Aufgaben abzuschließen und Stück für Stück stärker zu werden oder hinter jedes Icon einen Haken zu setzen.

Pistole auf die Brust: Was motiviert euch in Videospielen? Pistole auf die Brust: Was motiviert euch in Videospielen?

All das funktioniert über eine von zwei und in vielen Fällen auch beide Komponenten: Herausforderung und Geschichte. Unser Hirn mag lösbare Aufgaben, auch wenn sie etwas kniffliger sind. Besonders wenn wir beständig besser werden und uns dabei nicht überfordert fühlen. Diese Herausforderung bietet für gewöhnlich das Gameplay.

Auf der anderen Seite steht die Geschichte. Videospiele eignen sich durch ihre Interaktivität sehr gut, um in eine Geschichte oder eine Welt hineingezogen zu werden. Immerhin sind wir nicht nur bloße Zuschauer*innen, sondern handeln selbst, schlagen etwa große Schlachten und entscheiden teilweise sogar mit, wie sich die Geschichte weiterentwickelt. 

Die Rolle von Bösewichten

Bösewichte oder Schurkinnen gibt es seit jeher in Geschichten. Schon in der griechischen Tragödie gab es die Rolle des Antagonistenn, der als Gegenspieler*in des Hauptcharakters fungierte. Die Aufgabe von Antagonisten besteht vor allem darin, die Handlungsabsichten von Protagonist*innen zu durchkreuzen. Natürlich gibt es unterschiedlichste Formen und Arten von Bösewichten, die Rolle als Gegenspieler*in ist ihnen aber gemein. 

Exakt diese Rolle nehmen Bösewichte für gewöhnlich auch in Videospielen ein. Dadurch eignen sie sich hervorragend als Motivation für uns vor dem Bildschirm. Egal, ob wir uns vor allem für die Geschichte oder für das Gameplay interessieren, kommen uns Oberfieslinge meist gelegen. 

Jonas Herrmann
Jonas Herrmann

Weder physisch noch vom Temperament her eignet sich Jonas als Bösewicht. Sollte er aber doch noch zu einem werden, sind daran sicher technische Geräte Schuld, die sich aus unerfindlichen Gründen weigern, den Zweck zu erfüllen, für den sie erfunden wurden.

Denn einerseits kann das Besiegen der bösen Kraft hinter den Ereignissen in den meisten Geschichten das große Ziel eines Spiels sein. Wir folgen also der Geschichte, weil wir unsere Spielfigur gewinnen und den Endboss   verlieren sehen wollen. Nicht umsonst ist das letzte Gefecht in Videospielen häufig der finale Bosskampf gegen eben jenen Hauptfiesling.

Gleichzeitig stellt im besten Fall dieser letzte Bosskampf auch den Höhepunkt unserer spielerischen Erfahrung dar. Hier werden unsere Fähigkeiten ultimativ auf die Probe gestellt, wir müssen das gelernte Gameplay anwenden, um eine besonders starke Gegnerin zu besiegen. Geht es uns beim Spielen also vor allem um die Herausforderung, finden wir diese in Form der Bösewichte.

Gegenspieler*innen eignen sich also in zweierlei Hinsicht nahezu perfekt, um als Motivation in Videospielen zu fungieren. Darüber hinaus erfüllen sie aber auch noch eine dritte Funktion.

Der Feind meines Feindes

Sie helfen nämlich ebenfalls dabei, die Bindung zwischen uns und unserer Spielfigur zu stärken. Wie stark die Persönlichkeit unsere*r Protagonist*in ausgeprägt ist, ist von Spiel zu Spiel unterschiedlich. Mal spielen wir komplex ausgearbeitete Charaktere, mal können wir uns unsere Recken selbst erstellen und starten mit einem unbeschriebenen Blatt.

So oder so sind wir normalerweise an unseren Hauptcharakter gebunden. Nicht immer identifizieren wir uns von Beginn an mit ihm. Ein starker Bösewicht kann hier Abhilfe verschaffen, indem er oder sie uns zusammenschweißt. Dass sich gemeinsame Feindbilder oder Gegner gut eignen, um Verbundenheit aufzubauen, ist nicht nur im Videospielbereich hinlänglich bekannt, sondern spielt auch etwa bei Fan-Gruppierungen im Fußball eine Rolle - da muss man nur außerhalb von München nach dem FC Bayern fragen.

Unsere Spielfigur bleibt in Portal recht blass, wird von Glados aber genauso gequält wie wir. Unsere Spielfigur bleibt in Portal recht blass, wird von Glados aber genauso gequält wie wir.

Wenn wir zu Beginn eines Spiels mit ansehen müssen, wie ein Fiesling anderen Unrecht antut, fällt es uns leichter, uns auf die Seite von denen zu schlagen, die sich dafür rächen wollen. Nicht selten treten wir schon früh in einem Spiel zum Kampf gegen den Oberboss an, nur um vernichtend geschlagen zu werden. Diese Niederlage teilen wir mit unserer Spielfigur, genau wie sie wünschen wir den Tag herbei, an dem wir es erneut versuchen und es besser machen dürfen. 

Mehr zu Bösewichten in Videospielen:

Warum wir Bösewichte nicht immer zwingend brauchen

Dass Spiele auch ohne Bösewichte Spaß machen können, beweisen Sport- und Rennspiele, reine Multiplayer-Games und auch Titel wie Journey seit jeher. Die Motivation wird in diesen Spielen zumeist über andere Aspekte erzeugt, eine Form von Gegenspieler*in findet sich hier aber meist ebenso. Das können andere Teams, Spielerinnen und Spieler oder auch wir selbst sein.

Auch wenn sie wichtige Funktionen erfüllen, brauchen wir eindeutige Schurken also nicht zwingend. Sieht man sich allerdings die zur Wahl stehenden Vertreter*innen unserer Turnierumfrage an, fällt auf, wie viele unterschiedliche, aber trotzdem absolut denkwürdige Charaktere schon in die Rolle des Bösewichts geschlüpft sind und wie viele einmalige Geschichten wir dadurch erleben durften.

Auch wenn wir sie vielleicht aus einer theoretischen Perspektive nicht unbedingt brauchen und wir viele Spiele auch ohne sie genießen können, hat doch jede und jeder von uns mindestens einen Übeltäter im Kopf, die er oder sie um keinen Preis missen wollen würde.

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