Wem selbst Minispiel-Sammlungen wie Mario Party zu komplex sind, bekommt mit den WarioWare-Spielen in gewohnter Regelmäßigkeit seine Mikrodosis Spielspaß. Auch WarioWare: Get It Together!, das Switch-Debüt des fiesen Mario-"Zwillings" setzt wieder auf über 200 klitzekleine Spiele, die jeweils nur wenige Sekunden dauern. Was auf Neulinge mager und eintönig klingen mag, entpuppt sich aber zumindest für eine gewisse Zeit als abwechslungsreiche Kirmes absurder Ideen.
Öfter mal was neues
In der Welt von WarioWare hat es der Schnurrbart-Fiesling zum "Spieleentwickler" gebracht - mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Der Story-Modus von Get It Together! baut darauf auf und bastelt eine simple Prämisse: Wario und sein beeindruckend schräger Cast an Freunden und Kollegen planen den Release einer Handheld-Konsole und werden urplötzlich in die von Bugs verseuchte Spielwelt gezogen. Das war es aber auch schon mit der "Geschichte" des Spiels.
Auch wenn die Kampagne sich zwar "Story-Modus" nennt, wird hier nur ein ganz grober Rahmen für zahlreiche Wellen an Mikrospielen geschaffen. Pro Levelabschnitt gilt es zehn bis 15 dieser Spielchen zu absolvieren, um dann in das nächste Areal zu gelangen. Und im Endeffekt geht es daher auch nur um die Vielfalt und den Ideenreichtum dieser Mikrospiele. Mal müssen wir jemandem den Schaum aus dem Bart waschen, mal Zahnpasta auf eine Tube drücken, dann wieder einen Eisbären einen Eisblock boxen lassen.
Eingeteilt in insgesamt zehn verschiedene Kategorien leben die WarioWare-Spielchen von ihrer Unvorhersehbarkeit. Innerhalb von wenigen Sekunden müssen die Aufgabe und dazugehörige Spielmechanik begriffen und umgesetzt werden. In einem Beispiel müssen wir "Schwimmhilfe" geben und dann erst einmal verstehen, dass wir die Arme des Schwimmers kreisförmig bewegen müssen, damit er zur nahegelegenen Insel schwimmen kann. Sich von WarioWare überfordern zu lassen, gehört zum Spaß ein bisschen dazu.
Ein Dutzend abgedrehte Entwickler müsst ihr sein
Damit diese Mikrospiele aber nicht nur einmal funktionieren, sondern mehrfach, und wir stets erst einmal nachdenken müssen, setzt WarioWare: Get It Together! wieder auf eine ganze Reihe an spielbaren Charakteren. Denn wir steuern nicht nur Wario selbst, sondern auch seine vielen Freunde - von denen jeder eine ganz eigene Steuerung mitbringt. Die Art und Weise, wie sich diese Charaktere spielen, ist teils so umständlich und anders, dass wir oft doppelt gefordert sind. Der Erfinder Dr. Crygor "schwimmt in der Luft", die Ninja-Mädchen Kat und Ana hüpfen automatisch, und so weiter.
Der Vorteil an den vielen Figuren ist, dass jedes der über 200 Mikrospiele eine neue Ebene bekommt, wenn wir sie mit einem anderen Charakter spielen. Ein Baby in der Wiege zu schaukeln, funktioniert eben anders, wenn wir dabei in der Luft schweben oder fest auf dem Boden sitzen und nur Projektile verschießen können. Was hier aber leider nicht so gut funktioniert, ist das Balancing. Das Mikrospielprinzip wird schon bisschen ad absurdum geführt, wenn wir durch einen Reifen springen sollen und einfach mit dem Jetpack durchgleiten.
Mehr Spaß mit Freunden
Ist die Kampagne von WarioWare: Get It Together! geschafft, können wir das wortwörtliche Potpourri an Mikrospielen auch noch in anderen Formen erleben - mit großem Fokus auf den Multiplayer. Zwar kann auch die Story im Koop gespielt werden, indem wir die Spielchen einfach zu zweit erledigen, wirklicher Mehrspielerspaß kommt aber erst in den kompetitiven Modi auf. Neben reinen Wettbewerben á la "Wer kann die meisten Spiele hintereinander gewinnen" gibt es auch komplexere Spielweisen.
Hier kann beispielsweise ein solide umgesetztes Volleyball-Match gespielt werden oder eine Air Hockey-Variante, die den Verlierer zum Absolvieren bestimmter Mikrospiele zwingt. In einer Gruppe mit Freunden oder auf einer (Post-Corona-)Party hat WarioWare: Get It Together! einiges zu bieten, um für ein bisschen Furore zu sorgen. Stundenlange Turniere werden daraus aber wohl nicht entstehen, denn bei aller Abwechslung geht vielen Ideen schnell die Luft aus.
Viel hilft viel (für eine kurze Zeit)
Und das ist auch der vielleicht größte Kritikpunkt am neuen WarioWare: Für stolze 50 Euro gibt es auf dem Papier zwar eine ganze Stange an Mikrospielen und spielbaren Figuren, mehr als fünf Stunden Spielspaß ist in den meisten Situationen aber wohl nicht drin. Die Kampagne ist mit etwa zwei Stunden sehr knapp gehalten und bietet schon fast einen vollständigen Überblick über das Spieleangebot. Alles darüber hinaus hängt vom Multiplayer oder der Bereitwilligkeit ab, sich im Freispielen von kosmetischen Items zu üben.
Mit einer Ingame-Währung lassen sich in in einem Laden sogenannte Souvenirs einkaufen. Entweder direkt oder aber über eine zufällige "Lootbox"-Variante. Mit diesen Items können wir unsere Lieblingsfiguren dann "füttern" und sie im Level aufsteigen lassen, wodurch neue Kostümfarben, Charakterportraits oder sogar Skins (Hallo, Zombie-Wario …) freigeschaltet werden. Für Sammler ist das ein nettes Feature, allerdings ist hier sehr viel Grind erforderlich, auf den wohl nur wenige Lust haben werden.
WarioWare: Get It Together! lebt von den schrägen, oft witzigen aber immer unvorhersehbaren Mikrospielen. Für eine gewisse Zeit wirkt das Spiel daher auch wie eine berstende Wundertüte, die ständig Überraschungen bereithält. Sobald diese Überraschungsmomente aber wegfallen, weil wir alle Spiele schon zwei oder drei Mal gespielt haben, nutzt sich dieser Effekt sehr schnell ab. Und dann hängt weiterer Spielspaß ganz davon ab, ob wir eine Party am Start haben oder Wario unbedingt blau einfärben wollen.
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