»Lass mich nicht los!« Verzweifelt krallt sich Hannah am Arm ihrer Schwester Beth fest, die selbst nur an einem dünnen Ast hängt. Die beiden sind in den ersten Minuten von Until Dawn in einer misslichen Lage: Unter ihnen gähnt ein Abgrund, über ihnen streckt ihnen ein flüchtiger Mörder die Hand hin. Soll Beth ihre Schwester fallen lassen und danach greifen? Nein, überlegen wir, wahrscheinlich haben sie mehr Chancen, wenn sie sich gemeinsam fallen lassen.
Hannah lässt den Ast durch ihre Finger gleiten, und für einen Moment sieht alles gut aus - bis die junge Frau mit einem widerlichen Knacken auf einem Stein aufprallt, den Rücken unnatürlich verbogen. Beth landet regungslos wie eine Puppe neben ihr. Offensichtlich war das nicht die richtige Entscheidung. Herzlichen Glückwunsch, wir haben gerade zwei Teenager umgebracht.
Spoiler?
Bei einem Spiel, das so von seiner Story lebt wie Until Dawn wäre es natürlich blöd, den kompletten Inhalt zu verraten. Ein bisschen mussten wir allerdings erzählen, denn ohne Beispiele versteht ihr nicht, worauf wir hinauswollen. Allerdings sind sämtliche Story-Elemente entweder aus bereits erschienenen Trailern oder den ersten zwei Stunden des insgesamt über neun Stunden langen Spiels. Außerdem ist wegen des Schmetterlingseffekts nicht gesetzt, dass ihr die Situation genau so erlebt wie wir. Wer sich bis jetzt bewusst von allen Trailern und Spielszenen ferngehalten hat, für den werden wir wichtige Story-Elemente natürlich trotzdem unkenntlich machen.
Horror-Mottenkiste
Und es wären wahrscheinlich noch mehr geworden, wenn man uns ein bisschen länger hätte spielen lassen. Im Horror-Adventure Until Dawn kann nämlich grundsätzlich jeder der acht Protagonisten sterben. Sonys spielbarer Horrorfilm folgt einer Gruppe College-Studenten, die es sich in typischer Teenie-Slasher Manier in einem Ferienhaus ihrer Eltern gemütlich machen wollen. Dass das neben einem verlassenen Sanatorium mitten in einem tief verschneiten Gebirge steht, in dem sich auch noch ein flüchtiger Mörder herumtreibt, versteht sich von selbst.
Und welchen besseren Tag hätte man sich aussuchen können, als den Jahrestag von Beths und Hannahs Verschwinden? Richtig, das sind die beiden, die wegen uns genau dort vor einem Jahr verunglückt sind, deren Leichen aber nie gefunden wurden. Wen wundert es da, dass bereits kurz nach Eintreffen der Jugendlichen ein Verrückter mit Clownsmaske die Party sprengt?
Jetzt wirds fies:Die kommenden Horror-Spiele 2015
Klingt jetzt natürlich nach Klischeefeuerwerk, ist es auf den ersten Blick auch. Eine Gruppe überzeichnet dargestellter College-Studenten in einer verlassenen Blockhütte, ein Serienmörder, und ein Todestag: Fertig ist der Standard-Slasher. Sogar einen alten Indianerfluch haben sie als Bonus eingebaut. Until Dawn macht sich allerdings genau das Quäntchen mehr Mühe, das es von einem durchschnittlichen Adventure zu einer außergewöhnlichen Spielerfahrung heben könnte. In dem Horror-Potpourri ist mit jeder Menge Splatter, Jumpscares und kaum auszuhaltender Spannung alles enthalten, was das Gruselherz begehrt.
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