Das waren noch schöne Zeiten: Ihr liegt gemütlich auf der Couch und zockt Tony Hawk‘s Proving Ground. Auf dem Controller drückt ihr ein paar Knöpfe und schon zeigt der Skater auf dem Schirm die coolsten Tricks. Alles ganz easy. Nun, mit den guten alten Zeiten ist erst einmal Schluss, denn Tony Hawk: Ride verlangt vollen Körpereinsatz. Das Spiel wird gemeinsam mit einem schicken Skateboard-Controller verkauft, den ihr vor den Fernseher legt. Das Pad braucht ihr nur noch zur Menüführung. Aber macht Skaten im Stehen auch so viel Spaß wie Guitar Hero mit der Plastikklampfe?
Funsport am Plastikboard
Das solide verarbeitete Plastikbrett ist grundsätzlich eine ziemlich coole Sache. Sobald ihr drauf steht, fühlt ihr euch wie ein waschechter Skater, denn die meisten Bewegungen auf dem Brett würdet ihr in ähnlicher Form auch in natura ausführen. Das Wohnzimmer-Skaten macht auf Anhieb einen Heidenspaß, bedeutet aber auch, dass ihr einige Stunden in Trainingseinheiten investieren müsst und viele der ausführlichen Tutorial-Videos anguckt. Das kann bei ungeduldigen Naturen durchaus dazu führen, dass ihr euch schon bald nach der guten alten Pad-Steuerung sehnt – die gibt es aber nicht mal optional. Bei den Tricks geht einiges an der durch das Brett gewonnenen Atmosphäre wieder flöten. Ihr springt natürlich nicht wie in echt herum (eure Wohnzimmereinrichtung wird es euch danken), sondern kippt und dreht das Brett leicht. Das ist für Grobmotoriker (wie einige GamePro-Kollegen) ohnehin schon knifflig genug. Zusätzlich aber reagiert der Skater am Schirm nur, wenn ihr die Bewegungen ziemlich exakt ausführt.
Das kann eure Funsport-Ambitionen schnell auf den Boden der Tatsachen zurück holen und für Frust sorgen. Tony Hawk: Ride kommt Anfängern aber entgegen: Im leichtesten Casual-Modus fahrt ihr wie auf Schienen eine gelbe Linie entlang und das Lenken fällt flach. Nur an einigen Abzweigungen könnt ihr euch für einen Weg durch den Level entscheiden. Nach einigen Runden wird diese Bevormundung aber langweilig. Der Sprung auf den »Erfahren«- Modus ist jedoch ein ganz schön großer: Wenn ihr neben Ollies, Grabs, Manuals und weiteren Tricks auch noch lenken müsst, seid ihr ohne ausreichendes Training schnell überfordert. Aber auch mit genügend Übung, habt ihr mit dem Brett einfach nicht so viele Möglichkeiten wie in vergleichbaren Skateboard-Titeln mit Gamepad-Steuerung.
Der Weg zum Ruhm
Wie es sich für einen Tony Hawk- Titel gehört, schlüpft ihr im Karriere- Modus in die Rolle eines aufstrebenden Nachwuchs-Skaters, der mit Profis wie Tony Hawk, Rodney Mullen oder Neuzugang Steve Nesser abhängt. Dazu erstellt ihr euch mit einem Editor eine eigene Figur und stattet sie im Lauf des Spiels mit immer neuen Kleidungsstücken und Accessoires aus. Ausrüstung bekommt ihr als Belohnung für geschaffte Herausforderungen. In sechs Städten rund um den Globus warten je vier Skateparks auf euch. Teilweise sind die Umgebungen ziemlich abgefahren, besonders in Tokio haben sich die Entwickler kreativ ausgetobt. Nur soviel soll verraten werden: Ein Bereich ist ganz klar an bekannte Filme mit einer gewissen Riesenechse angelehnt.
Die Parks sind meist schlauchartig angelegt, sodass ihr euren Skater nur selten wenden müsst. Das ist auch gut so, denn in der Praxis ist das gar nicht so einfach, da ihr euch dazu auf dem Brett lange in eine Richtung lehnen müsst und so schon mal das Gleichgewicht verliert. Um immer neue Parks frei zu schalten, versucht ihr euch an diversen Herausforderungen. Im Trick-Modus kommt es darauf an, möglichst spektakuläre Stunts am Brett zu zeigen. Dabei füllt sich eure Style- Anzeige unten rechts. Ist sie voll, glüht euer Skater, das Spiel springt in die Zeitlupe und ihr sackt noch mehr Punkte ein. Genauso läuft es auch in der Halfpipe, nur dass ihr euch mitsamt Plastikbrett auf dem Teppich um neunzig Grad dreht und so mit der Brust zum Bildschirm steht.
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