The Outer Worlds ist im Schwierigkeitsgrad 'Albtraum' ein besseres Spiel

Das RPG The Outer Worlds bekommt mit dem Schwierigkeitsgrad Albtraum einige Survival-Mechaniken. Die ändern das Spielerlebnis vollkommen und lohnen sich deshalb für einen zweiten Durchgang.

The Outer Worlds ist auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad deutlich fordernder, aber auch besser. The Outer Worlds ist auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad deutlich fordernder, aber auch besser.

Als Fan von Fallout: New Vegas habe ich mich sehr auf The Outer Worlds gefreut und wurde nicht enttäuscht. Das neue Rollenspiel von Obsidian Entertainment entstand spürbar unter einem geringen Budget. Trotzdem haben es die Entwickler geschafft, eine facettenreiche und witzige Spielwelt zu erschaffen, in der eine Entscheidung nach der anderen auf die Spieler wartet. Wie gut das Ganze durchdacht ist, ist mir aber erst beim zweiten Durchgang aufgefallen - im höchsten Schwierigkeitsgrad 'Albtraum'.

Wenn ihr euch für diese Einstellung entscheidet, werden nicht nur die Kämpfe schwerer, weil die Spielfigur mehr Schaden erleidet. Es werden auch ein paar Survival-Mechaniken eingeführt, die im normalen Modus nicht existieren. Ich muss nun essen, trinken und schlafen. Letzteres geht allerdings nur auf meinem Schiff, der Unreliable. Die ist auch gleichzeitig der einzige Ort, zu dem ich schnellreisen und manuell speichern kann. Nur die Nachtruhe heilt zudem die nun permanenten Status-Effekte.

Alles schwerer? Alles anders!

Das klingt erstmal alles soweit ganz nett und im Grunde ist das auch nichts wirklich Neues. Auch Fallout: New Vegas hatte einen Survival-Schwierigkeitsgrad, der im Wesentlichen die gleichen Änderungen mit sich brachte. Trotzdem schadet es nicht, noch einmal darauf hinzuweisen, dass The Outer Worlds hier - in meinen Augen - nochmal deutlich spannender wird. Viele Mechaniken ergeben nämlich erst als Albtraum richtig Sinn.

Während viele Monster normalerweise einfach nur XP-Boosts sind, muss ich mir auf 'Albtraum' jeden Kampf gut überlegen. Während viele Monster normalerweise einfach nur XP-Boosts sind, muss ich mir auf 'Albtraum' jeden Kampf gut überlegen.

Die Unmengen an Essen, Trinken und Verbrauchsgegenstände habe ich auf 'normal' beispielsweise nie benutzt. Mehr noch, ich habe bis auf die heilenden Standard-Stimpaks ausnahmslos alles direkt verkauft, weil ich sie in den Kämpfen nie wirklich gebraucht habe und auch ohne gut auskam. Nun haben die Gegenstände allerdings auch einen spielerischen Wert.

In regelmäßigen, aber angenehm langen Abständen muss ich Nahrung zu mir nehmen und kann sie damit nicht einfach wegschmeißen. Da meine Figur grundsätzlich deutlich schwächer ist, lohnen sich auch die temporären Buffs durch Getränke viel öfter. Immerhin lassen sich besonders schwere Kämpfe damit etwas vereinfachen. Auf dem normalen Schwierigkeitsgrad ist das nie notwendig.

Das coole Spieldesign kommt erst richtig zum Vorschein

Wie genau sich das Spielerlebnis ändert, erkläre ich am besten mit einem konkreten Beispiel. Keine Sorge, es wird nichts gespoilert. Das Szenario: Ich soll zu Beginn des Spiels für einen Charakter drei Mechanik-Handbücher finden. Eines davon befindet sich in einem etwas größeren Gebäudekomplex, der von Banditen besetzt wird.

Auf dem normalen Schwierigkeitsgrad ist diese Quest kaum der Rede wert. Banditen gehören ohnehin abgeschafft, also schieße ich einfach alle über den Haufen, egal ob leise oder laut. Kein Problem. Im höchsten Schwierigkeitsgrad kann ich das allerdings vergessen. Zum Zeitpunkt des Beispiels sind mehr als drei Banditen bereits kaum zu schaffen. Praktischerweise habe ich meinen Albtraum-Charakter ohnehin auf Schleichen spezialisiert.

Auf Albtraum ist die Unreliable eure Basis. Nur hier könnt ihr schlafen, euch vollständig heilen und manuell speichern. Schnellreisen klappt ebenfalls nur hierher. Auf Albtraum ist die Unreliable eure Basis. Nur hier könnt ihr schlafen, euch vollständig heilen und manuell speichern. Schnellreisen klappt ebenfalls nur hierher.

Nach mehreren gescheiterten Versuchen 'die Burg zu stürmen', schleiche ich also zum Hintereingang. Dummerweise trete ich dabei in eine Landmine. Auf 'normal' ist das völlig egal. Nach 30 Sekunden und einem Stimpak ist alles wieder gut. Nun ist es allerdings genau das, was der Name verspricht: ein Albtraum. Die Gehirnerschütterung, die ich mir durch die Mine zugezogen habe, geht nämlich nicht mehr weg.

Um die zu heilen, müsste ich schlafen. Das geht allerdings nur auf meinem Schiff und das ist weit weg und ich kann ohnehin nicht Schnellreisen, weil gegnerische Banditen in der Nähe sind. Die letzte automatische Speicherung ist bereits lange her, manuell speichern geht wie erwähnt auch nur auf dem Schiff. Es gibt kein Zurück. Ich schleiche mich in das Zielgebäude, doch darin fängt der ganze Ärger erst an.

Mit Kopfweh ins Banditenlager

Die Gehirnerschütterung sorgt hauptsächlich dafür, dass viele meiner Attribute wie Wahrnehmung oder Geisteshaltung teils starke Debuffs erhalten. Einige Fertigkeiten, wie zum Beispiel Dialog, sind direkt halbiert. Dazu gehört auch meine Fähigkeit zur Lebensregeneration, die nun unterdurchschnittlich ist. Blöd nur, dass alle Nahrungsmittel nicht mit einem festen Wert von z.B. plus fünf HP heilen, sondern die Regeneration um 200 Prozent erhöhen. Dank meiner Wunden, ist diese bei mir aber schlich Null. Null mal 200 Prozent sind bekanntermaßen immer noch Null und mein mühsam gesammeltes Essen damit wertlos. Stimpaks habe ich durch die härteren Kämpfe auf Albtraum alle verbraucht.

Da ich viel weniger Schaden mache, ist auch die TDZ-Bullettime viel sinnvoller, um gezielt Schwachstellen der Gegner auszunutzen. Jeder Vorteil kann helfen! Da ich viel weniger Schaden mache, ist auch die TDZ-Bullettime viel sinnvoller, um gezielt Schwachstellen der Gegner auszunutzen. Jeder Vorteil kann helfen!

Da hocke ich also allein und inmitten von feindlichen Banditen: Angeschlagen, schwach und wackelig auf den Beinen. Immerhin wird meine Sicht nach der Minen-Explosion langsam wieder scharf. Positiv denken! Es mit den Banditen aufnehmen, ist nicht möglich. Ein oder zwei Treffer hätten mich ins Jenseits befördert. Ich darf also keine Aufmerksamkeit erregen und erreiche tatsächlich die verschlossene Tür zu dem Raum, in der das ersehnte Mechanik-Handbuch liegt.

Gut, dass ich einen schleichenden Dieb mit Begabung für's Schlossknacken gebaut habe! Denke ich, bis ich daran erinnert werde, dass meine Werte halbiert sind. Die Tür bleibt zu. Mist. Irgendwo muss es aber einen Schlüssel geben! Hier zeigt sich, wie gut durchdacht Obsidian die Level gebaut und Gegner platziert hat.

Der Hauptweg wird von zwei Banditen bewacht. Die schaffe ich nicht. Eine weitere Tür bleibt ebenfalls für mich verschlossen. Obwohl ich so viele Probleme habe, gibt es einen Weg für mich. Da ist noch ein dritter Raum mit einem Terminal und in dem steht nur ein einzelner Bandit! Einen erfolgreichen Schleich-Nahkampf-Angriff später, atme ich erleichtert auf. Genau dieses bewachte Terminal gibt mir Zugang zum Schlüssel - mit entsprechender Hacking-Fähigkeit, die zum Glück trotz Gehirnerschütterung noch gereicht hat.

Permadeath: Auch der Umgang mit meinen Begleitern ändert sich. Wenn sie fallen, sterben sie für immer. Erst sehr spät gibt es einen Skill zum wiederbeleben. Permadeath: Auch der Umgang mit meinen Begleitern ändert sich. Wenn sie fallen, sterben sie für immer. Erst sehr spät gibt es einen Skill zum wiederbeleben.

Tür auf, Mechanik-Handbuch in die Tasche und raus! Rein wie ein Geist, nur ein Opfer (das ich vielleicht sogar hätte vermeiden können) und erfolgreich wieder nach Hause. Eine so spannende Mission habe ich nicht erwartet. Auf 'normal' stehen mir zu jederzeit alle Wege offen. Kein Kampf ist unschaffbar. Auf 'Albtraum' muss ich meine Umgebung dagegen viel genauer im Auge haben und analysieren, welche Optionen mir noch bleiben.

Ein Albtraum zum Wohlfühlen

So viel positive Anspannung beim Standard-Gameplay hatte ich im normalen Schwierigkeitsgrad nie und dabei war das gerade beschriebene Szenario nur eine kleine Mini-Nebenquest im Tutorial-Gebiet. Ich bin nun schon deutlich weiter und kann guten Gewissens sagen, dass diese positive Anspannung zumindest für mich nicht weniger wird.

Der Albtraum-Schwierigkeitsgrad hat nicht nur anspruchsvollere Schusswechsel zu bieten, sondern macht auch Items wie Essen, oder Mechaniken wie Status-Effekte deutlich wichtiger. Da ich nicht nach Lust und Laune speichern kann, fühlen sich Entscheidungen zudem noch wichtiger an. Dazu trägt auch bei, dass meine Begleiter permanent sterben, wenn sie im Kampf ins Gras beißen. Auch das ist eine wichtige Änderung, denn Parvati & Co. machen mir auf 'normal' das Leben noch leichter, als es ohnehin schon ist. Auf 'Albtraum' muss ich dagegen wirklich auf sie aufpassen.

Für einen zweiten Durchgang, der sich dank der vielen Entscheidungen in The Outer Worlds ohnehin anbietet, kann ich einen Albtraum-Versuch nur empfehlen. Das gilt auch für Survival-Muffel wie mich selbst, denn eure Hunger-, Durst- und Schlaf-Leisten leeren sich nur recht langsam und nerven damit nicht. Wenn es euch doch zu bunt wird, könnt ihr auch im laufenden Spiel einfach wieder auf 'normal' oder 'schwer' runterschalten. Damit lauft ihr aber auch Gefahr, einen der besten Parts von The Outer Worlds zu verpassen.

Was denkt ihr? Spielt ihr The Outer Worlds nochmal auf Albtraum?

The Outer Worlds - Test-Video zum Fallout-ähnlichen Rollenspiel-Hit Video starten 11:32 The Outer Worlds - Test-Video zum Fallout-ähnlichen Rollenspiel-Hit

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