Ballern nach Plan
Im Grunde genommen ist The Order: 1886 ein herkömmlicher Third-Person-Shooter mit Deckungssystem, nur dass die Kamera ziemlich nah an der Spielfigur bleibt und wir auf recht linearen Pfaden unterwegs sind. Per Kreistaste ducken wir uns hinter Kisten und Säulen. Mit den Schultertasten legen wir unsere Waffen an und feuern, während die KI-Kameraden selbständig Gegner - in diesem Fall Revolutionäre - ins Visier nehmen. Das funktioniert prinzipiell gut, auch wenn wir uns angesichts der schmalen Laufwege schon direkt zu Beginn etwas unwohl fühlen.
Überhaupt scheint der Demo-Level noch nicht besonders ausgefeilt zu sein: Nur einige wenige Deckungen stehen zur Verfügung, lediglich an zwei Stellen auf einem Hausdach erscheinen Gegner. Doch es kommt noch ernüchternder: Als ein alliierter Polizist angeschossen wird, schleppen wir ihn in Sicherheit. Nebenbei ballert unser Held mit seiner Pistole auf Gegner, die auf einem Balkon auftauchen. Das wird von schicken Zwischensequenzen begleitet, sieht toll aus und wirkt mitreißend - wenn man es so spielt, wie vorgesehen.
Doch wehe, wir versuchen etwas anderes und nehmen nicht den direkten Weg in Deckung. Dann bemerken wir, dass solange endlos neue Gegner auftauchen, bis wir den Verletzten in Sicherheit gebracht haben. Außerdem fällt uns auf, dass wir die Pistole während dieser Szene nur auf den Balkon mit den Gegnern richten können - wir dürfen auf nichts anderes Schießen.
Gut möglich, dass wir damit einen Schwachpunkt der womöglich schnell zusammengezimmerten E3-Version entdeckt haben. Oder aber das Spiel verläuft tatsächlich praktisch wie auf Schienen. Klärung bringt da wohl erst eine weiter fortgeschrittene Version.
Actionfilm mit kleinen Spiel-Einlagen
Die von Sony veröffentlichten Spielszenen zur E3 zeigen dasselbe Bild: Darin kämpft Galahad gegen eins der fiesen Mischwesen. Das wirkt optisch richtig toll. Wie sich ein ganz normaler Mensch in eine dieser Bestien verwandelt und wie sich diese mächtige Kreatur dann mit dem Spielhelden anlegt - das ist große Klasse.
Nur gibt es auch hier kaum echtes Spiel zu sehen. Ein paar Mal ballert der Held auf die Bestie, bevor wieder vorgefertigte Zwischensequenzen beginnen. Und da liegt das große Problem: In keiner uns bislang gezeigten Szene gibt es sonderliche spielerische Freiheiten. Abseits vom Durchsuchen eines kleinen Raumes gibt es kein Erkunden von Umgebungen, keine unterschiedlichen Vorgehensweisen oder Kampftaktiken, keine alternativen Laufrouten und keine fordernden Spielmechaniken.
In seiner derzeitigen Form ist The Order 1886 zwar grafisch opulent und toll inszeniert, aber gleichzeitig sperrt es uns als Spieler regelrecht aus. Es zeigt uns immer wieder seine spannende Spielwelt sowie seine faszinierenden Charaktere, doch es lässt uns nur zögerlich mitmachen. Mal dürfen wir hier ein paar Schüsse abfeuern, mal dort mit ein paar Umgebungsobjekten interagieren. So toll das alles aussieht, so uninteressant spielt es sich momentan dadurch.
Viele E3-Demos dieses Jahres weckten in uns den Wunsch, sie sofort nochmal von vorn zu probieren. Bei The Order 1886 hatten wir jedoch die Gewissheit, bereits im ersten Durchgang alles gesehen zu haben.
Wir hoffen sehr, dass wir es hier mit übervorsichtigen Entwicklern zu tun haben, die uns bei der Messe-Demo nix zutrauen und daher eine derart lineare Schießbude servieren. Wenn auch der Rest des Spiels so übertrieben gradlinig verlaufen sollte, dann wäre das schlicht und einfach jammerschade.
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