Der Survival-Horror kämpft selbst ums Überleben. Resident Evil, Dead Space - quasi alle der letzten, großen Vertreter des Genres suchten den Massenmarkt und fanden den Third-Person-Shooter. Erstaunliche Ironie, wenn man bedenkt, dass Filme wie Dawn of the Dead metaphorisch die Idee des Konsumzombies behandeln. Aber: Noch ist nicht aller Tage Abend! Von Sony kommt ein Millionenprojekt, das nach den Eindrücken unseres ersten Probespiels auf Hardcore-Spieler zugeschnitten ist, wie Ed-Hardy-Shirts auf Farbenblinde.
The Last of Us versucht kein Shooter zu sein, sondern geizt mit Munition. Es versucht nicht einen handzahmen Mittelweg zu gehen, sondern zeigt erschreckenden und brutalen Horror in einem Endzeit-Roadmovie. Es scheint genau die Sorte Spiel zu sein, die man vielen der großen Hersteller gar nicht mehr zutraut.
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Glühwürmchen-Jagd
Die Welt von The Last of Us ist vor 20 Jahren zur Hölle gefahren. Eine Pilz-Infektion löschte große Teile der Bevölkerung aus. Die parasitären Sporen nisteten sich in den Körpern der Betroffenen ein und verwandelten sie in groteske Hybridwesen. Weil sich der Pilz von ihren Körpern ernährt, brauchen die missgestalteten Infizierten ständig Nahrung. In einer toten, verlassenen Welt, ist davon nicht viel übrig - außer den wenigen überlebenden Menschen.
Einer dieser Überlebenden ist Joel, ein Schwarzmarkthändler, der Gegenstände aus der alten Welt in Bostons Quarantänezonen schmuggelt. In diesen letzten Zufluchtsstätten regiert das Militär mit eiserner Hand, um die schreckliche Infektion auszusperren. Eine Situation, mit der sich Joel und seine Partnerin Tess arrangiert haben. Bis ihm eines Tages sein letzter Freund im Sterben das Versprechen abnimmt, das junge Mädchen Ellie zu einer Gruppierung namens »Firefly« zu bringen.
Wer das ist und warum Ellie dorthin soll, verraten uns die Entwickler noch nicht. Fest steht: Joel ist die Actionheld-Variante der Hure mit dem Herz aus Gold. Ein harter Hund, der inmitten des Zusammenbruchs der Zivilisation seinen eigenen Ehrenkodex zur Religion erhoben hat. Hart, aber menschlich. Sein Versprechen gilt. Und so bricht er mit Ellie und Tess zum Capitol von Boston auf, wo er die mysteriösen Glühwürmchen (englisch »Firefly«) treffen soll.
Ein Ziel und ein Weg
Unsere Spiele-Session beginnt irgendwo auf diesem Weg. Im Schatten zweier ineinander gestürzter Wolkenkratzer läuft die kleine Gruppe schmutziger, nervöser Menschen durch die von Pflanzen überwucherten Straßen von Boston. Die Grafik ist in diesem Spielabschnitt nicht so hübsch, wie wir das aus den Trailern erwartet haben. Das zerstörte Stadtbild ist beeindruckend detailreich und erinnert an Filme wie "I am Legend". Aber im Schatten zwischen den Hochhäusern wirkt die Lichtstimmung zu stumpf und lässt die vielen Betontexturen in einem einheitlichen Grau absaufen.
Doch abseits dieser technischen Beobachtungen ist die Atmosphäre des Spiels sehr gut gelungen. Die Anspannung der Figuren ist in jedem ihrer Schritte spürbar, und die Kulisse des menschenleeren Boston wurde mit einem guten Gefühl für die richtigen Größenverhältnisse umgesetzt. Die riesig empor ragenden, toten Gebäude verstärken effektvoll das Gefühl von Isolation und geben selbst den Passagen im Freien einen klaustrophobischen Anstrich. Nur nach vorne hin öffnen die sehr linearen Level den Blick auf weite, deprimierende Ansichten einer zerfallenen Stadt.
Wie im Sony-Superhit Journey ist dabei der Zielpunkt unserer Reise immer wieder in der Ferne sichtbar. Später ist das etwa eine große Stahlbrücke, doch zu Spielbeginn ist es die goldene Kuppel des Capitols, die in der Ferne glitzert. Inmitten der grauen Ruinen von Boston ein unwirklicher Anblick, der dem ersten Ziel unserer Reise sofort eine gewisse Faszination verleiht. Durch die Kuppel als Fixpunkt hat man zudem auch als Ortsfremder ein viel besseres Gefühl für die Geographie der Stadt und für die Weite des Weges. Es macht den beschwerlichen Treck unserer Überlebenden greifbarer und nachvollziehbarer.
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