Mit The Crew Motorfest erscheint knapp neun Jahre nach dem Debüt der dritte Ableger von Ubisofts Open-World-Rennspielserie. Nachdem die ersten beiden Titel vor allem damit punkten konnten, dass ihr die kompletten USA (natürlich in komprimierter Form) bereisen könnt, streicht Ubisoft dieses Feature bei Motorfest und verlegt die launige Rennaction auf die Insel O'ahu, immerhin die drittgrößte Insel von Hawaii.
Damit gibt der Publisher mal eben das größte Alleinstellungsmerkmal der Reihe auf. Ob sich das Risiko des Tapetenwechsels gelohnt hat und wie sich The Crew Motorfest auf der Strecke im Vergleich zu Genre-Konkurrenten wie Need for Speed Unbound und vor allem Forza Horizon 5 schlägt, klären wir in unserem Test.
Auf nach Hawaii!
Warum wir die weite Reise auf die malerische Pazifikinsel überhaupt antreten? Na, weil da dieses Jahr das Horizon-Festival stattfindet! Das war eine andere Spielereihe? Oh, na dann eben, weil da dieses Jahr das Motorfest steigt! Die Inspiration für das neue The Crew ist so offensichtlich wie nachvollziehbar. Wie in der beliebten Racingreihe von Playground Games dient auch hier ein großes Motorsportfestival als Aufhänger.
Die ganze Insel ist im Aufruhr und überall steigen unterschiedlichste Rennevents, geben Leute mit ihren Karren an oder gehen gemeinsam auf Spritztour. Das ist nicht besonders innovativ und wird auch nicht merklich anders präsentiert als bei der Konkurrenz, funktioniert aber eben auch einfach gut.
Es gibt keine pseudo-coole Geschichte und kaum nervige Charaktere. Die einzige Stimme, die euren selbst erstellten Avatar dauerhaft durch das Spiel begleitet, ist die KI aus eurem Navigationssystem. Ihr könnt das Festival auch nicht gewinnen oder verlieren, hier geht es wirklich nur darum, Spaß zu haben, mit einigen wenigen Ausnahmen lizensierte Autos von Marken aus aller Welt zu sammeln und damit in der Gegend herumzugurken.
Und dafür ist Hawaii ein wirklich toller Schauplatz! Von weißen Stränden über Straßenschluchten und dichten Urwäldern bis hin zu staubigen Vulkanen ist hier optisch einiges geboten. Motorfest versprüht dauerhaft eine entspannte Urlaubsatmosphäre und präsentiert hinter jeder zweiten Kurve schicke Panoramen für den Fotomodus. Die Weiten der USA sind da schnell vergessen, auch wenn bekannte Sehenswürdigkeiten zur Orientierung fehlen.
Technik-Check
Technisch befindet sich The Crew Motorfest auf der von uns getesteten und vom Publisher bereitgestelten PS5-Version auf einem soliden Niveau. Es gibt einen Leistungs- und einen Auflösungsmodus, wobei der erste mit 60 FPS klar die bessere Wahl ist. Ab und zu gibt es kleinere Pop-Ins. Dafür klingen die Motorengeräusche wirklich phänomenal, besonders wenn ihr durch Tunnel rast.
Die Playlists als großes Highlight
Das Motorfest wäre natürlich kein richtiges Festival ohne das passende Line-Up. Hier kommen die Playlists ins Spiel. Dabei handelt es sich um kleine Aufgabenreihen, die voneinander unabhängig sind und als Hauptbeschäftigung dienen.
Und hier spielen die Entwickler*innen ihre Stärken teilweise beeindruckend aus. Viele Playlists stecken nämlich voller Überraschungen und bieten sowohl optisch als auch musikalisch viel Abwechslung. In “Made in Japan” driften wir etwa zu basslastigem Hip Hop in Sportwagen aus Fernost durch die neonbeleuchteten Straßen von Honululu. Die “Vintage Garage” bringt uns dagegen Klassiker wie den Ferrari F40 oder den VW Bulli aus den 60ern, 70ern und 80ern näher – mit passendem Farbfilter und Soundtrack.
Es gibt natürlich auch “klassischere” Playlists wie Offroad oder Motorsport, aber auch hier wurde mit viel Liebe zum Detail gearbeitet. Für den Abschluss der Playlists gibt es dann Credits und ein schickes neues Fahrzeug. Um neue Playlists freizuschalten, müsst ihr vorher ein bestimmtes Auto oder Motorrad besitzen. Ihr könnt also nicht von Anfang an alle Playlists spielen, müsst euch aber trotzdem nicht an eine feste Reihenfolge halten.
Solides Fahrmodell mit Startschwierigkeiten
Die wahrscheinlich größte Schwäche der beiden Vorgänger war das im Vergleich zur Konkurrenz eher schwammige Fahrgefühl. Hier hat Ubisoft nochmal nachgebessert. Nehmt euch auf jeden Fall die Zeit, um im Menü die für euch passenden Einstellungen vorzunehmen.
Wichtiger Hinweis zur Steuerung! Wir empfanden im Test die Controllersteuerung mit einem niedriger eingestellten Totbereich der Lenkung als deutlich direkter.
Nach etwas Eingewöhnung macht das Fahren dann auf jeden Fall Spaß. Die verschiedenen Fahrzeugkategorien steuern sich dabei durchaus unterschiedlich. Ein wirklich einzigartiges Fahrgefühl solltet ihr bei den über 600 fahrbaren Modellen aber nicht erwarten. Hier haben Forza Horizon 5, Need for Speed Unbound oder auch Dirt 5 weiterhin die Nase vorne. Den Spaß am Spiel verdirbt das aber lange nicht.
Spaziergang am Strand oder harte Nuss?
Die Schwierigkeit der KI-Gegner lässt sich in fünf Stufen einstellen. Dazu kommen noch diverse Fahrhilfen. Dennoch unterscheidet sich der Grad der Herausforderung teilweise extrem und so sind viele Events entweder deutlich zu schwer oder aber viel zu leicht. Für Fehler gibt es eine Rückspulfunktion, die aber noch fehlerhaft ist. So läuft bei Zeitrennen die Uhr beim Zurückspulen beispielsweise einfach weiter, wodurch das Feature überflüssig wird.
Abwechslungsreiches Paradies für Autonarren
Darüber hinaus werdet ihr in The Crew Motorfest viel Bekanntes wiederfinden. In der offenen Welt gibt es Herausforderungen wie Radarfallen oder kleine Slalom-Parkours, die ihr aktiviert, indem ihr einfach hindurchfahrt. So sammelt ihr Punkte und Credits, für die ihr euch dann neue Klamotten oder Autos kaufen könnt.
Der Fuhrpark ist enorm abwechslungsreich und bietet von Oldtimern und Straßenwagen über Motorräder und Quads bis hin zu Formel 1- und Rallye-Autos so ziemlich alles, was das Motorsport-Herz begehrt. Eure Boliden verbessert ihr wie gewohnt, indem ihr Teile in der jeweiligen Kategorie verdient und dann einbaut. Das System ist dabei nicht besonders komplex und es reicht, einfach immer das Teil mit den besten Werten zu wählen. Optische Anpassungen sind natürlich ebenfalls möglich.
Flugzeuge und Boote sind wie im Vorgänger übrigens auch wieder mit dabei, spielen aber kaum eine Rolle und wirken ein wenig unnötig. Für längere Strecken kurz in den Flieger zu wechseln, macht aber trotzdem Spaß.
Multiplayer zwischen Chaos und Langzeitmotivation
Etwas unübersichtlich präsentiert sich aktuell noch die Online-Komponente des Spiels. Einerseits gibt es da extrem chaotische und unterhaltsame Veranstaltungen mit bis zu 28 Fahrer*innen, bei denen ordentlich gerempelt wird und wo pro Rennen gleich drei verschiedene Fahrzeugtypen zum Einsatz kommen. Auf der anderen Seite tretet ihr sonst aber nur gegen KI-Gegner an und könnt hinterher eure Bestzeiten mit anderen vergleichen.
Ubisoft-typisch ist dafür aber schon jetzt für Langzeitmotivation gesorgt. So gibt es jede Woche eine neue Reihe von Herausforderungen zu einem bestimmten Thema. Aktuell (also zum Zeitpunkt dieses Tests) müsst ihr etwa mit amerikanischen Autos Rennen gewinnen oder Herausforderungen meistern.
Auch die Themen der kommenden Wochen stehen schon fest. Es scheint außerdem gut vorstellbar, dass auch neue Playlists mit der Zeit nachgeliefert werden könnten.
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