Acht Beinchen für ein Halleluja
Also: Setzen, sechs für Spidey? Ganz so schlimm ist es nicht. Beenox schafft es nämlich, den Open-World-Passagen zwischen den Missionen eine ganz eigene Dynamik mitzugeben. Es macht einfach riesigen Spaß, durch Manhattan zu schwingen und mit einer handbreit Luft unterm Spinnenhintern das Netz auszuwerfen – richtig cool. Wir haben uns selbst dabei ertappt Runde um Runde durch die Straßenschluchten zu drehen und die Gesetze der Physik – die das Spiel eh nicht so ganz ernst nimmt – außer Kraft zu setzen.
Wie schon in Bezug auf das Kampfsystem müssen wir aber auch hier fragen: Wo bleibt die Abwechslung? Klar, das Schwingen macht Spaß (auch wenn Spider-Man seine Fäden gerne mal in der Luft und nicht an Häuserfassaden anklebt); aber schon nach kurzer Zeit nutzt sich die Faszination dieser Freiheit spürbar ab.
Da hilft es auch nichts, dass das Geschwinge dank eines einfachen Schnell-Schwung-Systems gut von der Hand geht. Auch die Nebenmissionen machen das Spielerlebnis nicht besser. Sie könnten das Geschehen auflockern, wenn – man ahnt es schon – mehr Abwechslung geboten wäre.
Im Test kam es vor, dass sechs (!) Nebenmissionen nacheinander nach dem gleichen Schema abgelaufen sind: Schwinge nach Position A und rette dort Person B indem du Schurke C vermöbelst. Liebe Entwickler, Kreativität geht anders!
Außen hui, innen pfui!
Technisch schwingt Spideys neues Abenteuer nicht auf der Höhe der Zeit mit. Dafür ist die Optik insgesamt zu durchschnittlich. Wir konnten teilweise starkes Tearing (horizontale Zeilenverschiebungen) erkennen, und viele der matschigen Texturen in den Innenlevels kann man aus der Nähe kaum ertragen.
Das Labor von Oscorp beispielsweise sieht einfach nur langweilig aus. Man könnte jetzt einwenden, dass Labore diese Architektur nun mal haben; nur setzt sich das öde Design der Innenareale auch im weiteren Verlauf des Spiels fort.
Die gelungene Darstellung Manhattans aber setzt trotzdem ein kleines Highlight bei der Innen so durchschnittlichen Optik, denn die Grafik der »Oberwelt« kann sich sehen lassen: schöne Reflexionen an den Hochhausfassaden, kleine Unschärfeeffekte wenn Spidey schnell schwingt, und belebte Straßen mit Autos und Passanten schaffen eine Gelungene Atmosphäre.
Dagegen punktet Beenox mit The Amazing Spider-Man vor allem bei den Animationen der Spinne, die sind nämlich gut gelungen. Was uns im Test extrem gestört hat, war die äußerst bockige Kamera, die einige unnötige Treffer für Spider-Man zur Folge hatte.
Nach einiger Zeit gewöhnt man sich zwar daran, aber der Weisheit letzter Schluss kann das nicht sein – vor allem da der Held ja eigentlich über einen Spinnensinn verfügt, der solche Missgeschicke verhindert. Kommen wir zum Sound: der ist an sich gut gelungen, vor allem die Musik und die Geräuschkulisse.
Was aber völlig nach hinten losgegangen ist, ist die deutsche Synchronisation. Die Sprecher wirken zwar professionell, doch passt die Darstellung der Emotionen nicht immer mit dem überein, was man auf dem Bildschirm sieht.
Glücklicherweise ist auch die bessere englischsprachige Original-Vertonung auf der Disk (abhängig von den Spracheinstellungen im Systemmenü). Die Steuerung von The amazing Spider-Man ist präzise und geht insgesamt in Ordnung, die Playstation-3-Version hat mit Move-Support sogar eine Besonderheit dabei.
Move bietet aber angesichts der guten regulären Controller-Steuerung keinen Mehrwert, da die Möglichkeiten des Move-Systems nur im Ansatz genutzt werden (als Fadenkreuzsteuerung und für Ausweichaktionen). Im Gegenteil: Die ohnehin schon bockige Kamera wird durch die empfindlichen Neigungssensoren noch bockiger.
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