Texturenmatsch mit Partyhut
Während der Plaudereien werden die Charaktere in animierten Portraits dargestellt, was auflockert und das für Japan-Rollenspiele übliche, mit seltsamen Animationen gespickte Herumstehen der Figuren vermeidet. Wenn die Portraits der Figuren zwischendurch ihre Mimik verändern oder aufeinander herumhüpfen, lockert das lange Dialoge merklich auf.
Die Charaktere an sich sind mit viel Liebe zum Detail designt, die Figuren aus dem ersten Teil haben alle eine merkliche optische Veränderung hinter sich – immerhin ist ja auch ein ganzes Jahr vergangen. Im Laufe des Spiels schalten wir diverse Gegenstände und Farbschemata für die einzelnen Charaktere frei.
So können wir zum Beispiel Elizes dunkles Kleid gegen ein pinkes austauschen oder Alvin einen Partyhut aufsetzen. Aber selbst mit pinken Kleidern und Partyhut wird aus Tales of Xillia 2 kein Hingucker. Grafisch herrscht die gleiche Engine und damit die gleiche Tristesse wie im Vorgänger.
Zwar hat jede Gegend ihre besonderen Merkmale; so gleicht das fortschrittliche Elympios einem London aus der Zeit der Industriellen Revolution, während Rieze-Maxia in seiner Architektur eher ans antike Rom erinnert. Matschige Texturen bleiben aber nun mal matschige Texturen, egal ob nun Fabrik- oder Palastwand.
Ohne die Karte würde man sich in den immer gleich aussehenden Straßen der Stadt andauernd verlaufen, und in den Canyons ist es nicht viel besser. Wenn man unbedacht in eine Höhle kriecht, weiß man beim Herauskrabbeln nicht mehr, aus welcher Richtung man gekommen ist. Immerhin gibt es viele unterschiedliche Monster.
Drollige, Chocobo-ähnliche Chirpees wuseln um fiese Keiler herum, und hin und wieder stolpert man über riesige Skorpione. In jeder Region macht anderes Viehzeug die Gegend unsicher, sodass man sich immer auf das Erkunden eines neuen Gebietes freut.
Jazzhands!
Leider hat das Spiel auch einige technische Mängel: Wenn beispielsweise beim Betreten des Marktes die Besucher wie Pilze aus der Erde ploppen, reißt das regelmäßig aus der Atmosphäre. Ebenfalls schade ist, dass sich die Grafik der meisten Cutscenes kaum von der im Spiel unterscheidet, da liefert Final Fantasy nach wie vor ein anderes Niveau.
Ein echter Augenschmaus sind dagegen die Anime-Sequenzen, die wir bei besonders wichtigen Ereignissen bestaunen dürfen. Das Zusammenspiel aus manueller und digitaler Animation funktioniert prächtig und braucht sich selbst vor einem Ni no Kuni nicht zu verstecken.
Lobenswert und leider keine Selbstverständlichkeit bei einem JRPG: Die englischen Sprecher sind durchweg passend gewählt und bringen die Emotionen gut rüber, ohne dabei mit allzu hohen Quietschstimmen zu nerven. Wie beim Vorgänger gibt es allerdings auch dieses Mal weder eine deutsche Vertonung noch eine japanische Originalfassung zu hören.
Die Hintergrundmusik ist serientypisch gut ohne abzulenken, wirkt jedoch manchmal etwas deplatziert. So läuft in den Canyons bisweilen leichte Jazzmusik, die wohl besser in einen Club der Zwanziger gepasst hätte.
Sympathiepunkte
Wie die anderen Vertreter der Tales-Reihe ist Tales of Xillia 2 technisch nicht gerade überwältigend, und großartige Innovationen im Vergleich zum Vorgänger konnten wir ebenso wenig feststellen. Das ist hier aber auch nicht nötig, denn ordentlich Spaß macht es trotzdem.
Die Erwartungen, die wir an ein klassisches JRPG haben, werden voll erfüllt, das dynamische Kampfsystem wird dank der verbundenen Artes aufgelockert und die Geschichte steht der epischen Story des Vorgängers mit Geheimnissen, Intrigen und großen Gefühlen in nichts nach.
Wem Final Fantasy mittlerweile zu weit von seinen Rollenspielwurzeln abgekommen ist, der hat mit Tales of Xillia 2 eine echte Alternative. Das Spiel macht da weiter, wo sein Vorgänger aufgehört hat, und gefällt uns dank seiner erwachseneren und ernsteren Geschichte sogar noch einen Tick besser.
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