Im Herbst 2017 sorgte Hardware-Hersteller Analogue mit der Ankündigung für Aufsehen, zu jedem Super Nt gäbe es den bisher unveröffentlichten Director's Cut des SNES-Actionspiels Super Turrican dazu - vor allem deutsche Spielekenner wurden da schnell hellhörig.
Super Turrican wurde den beiden gefeierten Heimcomputer-Vorgängern damals auf den ersten Blick durchaus gerecht, doch Kenner wissen: Was Factor 5 über Seika in den USA, Hudson in Europa und Tonkin House 1993 in Japan veröffentlichte, war nicht ganz das Spiel, das die Kölner Truppe damals im Sinn hatte.
Wirklich komplett?
Der in eine Hightech-Rüstung gezwängte Held ballert sich durch weitläufig verzweigte 2D-Levels und nimmt Gegner nicht nur mit Spreadshot, Laser und Bounce-Geschossen aufs Korn, sondern rollt sich auch zu einem tödlichen Rad zusammen, fegt den Bildschirm mit Power Lines leer und friert seine Gegner mit einem coolen 360°-Laser ein, manche Gegner geben sogar beim klassischen Draufspringen klein bei.
Wer die Levels gründlich durchforstet, findet jede Menge Extrakapseln und Bonusleben. Ein wenig Mario, ein wenig Metroid und eine dicke Portion Probotector/Contra - Super Turrican bleibt dieser nicht allzu originellen, aber allemal spaßigen Formel treu und punktet mit runder 16-Bit-Action.
Bei Factor 5 rechnete man Anfang der 90er-Jahre mit einem 6-Mbit-Modul, am Ende gestand der Publisher dem Projekt aber nur eine kleine 4-Mbit-Cartridge zu, also musste die Schere angesetzt werden. Das Ergebnis war dann trotz der Kürzungen ein dynamisches, gut spielbares Actionvergnügen.
Super Nt im Hardware-Check
Die Retro-Referenz
Etwas unfertig wirkte Super Turrican allerdings schon. Mit dem Director's Cut, der eigentlich schon zu Wii-Zeiten veröffentlicht werden sollte, aber an Nintendos strengen Veröffentlichungsregeln für die Virtual Console scheiterte, bringt Factor 5 jetzt zumindest ein paar der entfernten Inhalte zurück - wer jetzt aber mit stark gesteigertem Umfang rechnet, der wird herbe enttäuscht.
Der Sound klingt teilweise knackiger, ein paar Levels wurden etwas erweitert, eine Stage wurde in Welt 3 ergänzt, und auch die finale Welt im H.R.-Giger-Look wurde etwas expandiert und umgestellt - das ist schön, aber nicht der erhoffte Quantensprung. Inbesondere, da das Spiel nach wie vor einfach nach dem Kampf gegen die Alienkönigin endet: Das erhoffte Finale gegen The Machine bleibt uns diese Fassung des Spiels ebenso schuldig wie das Original.
Thomas Nickel
@BimboFortuna
Als Factor 5 damals sein erstes SNES-Projekt ankündigte, war die Spannung groß. Und trotz aller Qualitäten konnte Super Turrican die hochgesteckten Erwartungen nicht ganz erfüllen: Grafik, Steuerung, Musik … alles funktioniert prima, aber dem ballerlastigen Plattform-Spektakel fehlt einfach ein wenig die Kreativität, Inspiration und Zügellosigkeit, die den Amiga-Vorgänger Turrican 2 damals auszeichnete. Daran ändert auch der Director's Cut nichts, zumal die Neuerungen tatsächlich eher sparsam daherkommen. Was ist mit der so offensichtlich fehlenden finalen Welt? Wo ist der richtige Endkampf? Hat man sich damit aber arrangiert, kann man sich auch wieder über die Stärken von Super Turrican freuen. Die Levels sind geschickt ausgetüftelt, die Waffen machen Spaß, die Steuerung ist präzise - auch nach 25 Jahren gebührt hier das Prädikat "Deutsche Wertarbeit". Nur etwas länger könnte es halt sein.
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