Schnappt eure Mistgabeln, denn es geht wieder auf den Bauernhof! Ähnlich wie in anderen Genrevertretern ist auch in Story of Seasons: Pioneers of Olive Town mal wieder ein Großvater gestorben, der uns seinen Bauernhof vermacht. Es gilt, den Bauernhof wieder aufzubauen und einen ertragreichen Betrieb zu etablieren. Dabei können wir mit den Stadtbewohnern interagieren und die Liebe unseres Lebens finden. Klingt nach der altbewährten Formel, oder?
Tatsächlich gibt es aber einige Neuerungen im aktuellen Ableger von Story of Seasons, die sich als bekannte Features aus Titeln wie Stardew Valley oder Animal Crossing: New Horizons entpuppen. Mit einem Museum und Gegnern in den Minen sollen Veteranen des Lebenssimulations-Genres angelockt werden, die etwas Abwechslung zu den vorherigen Teilen der Reihe suchen. Doch das Spiel möchte nicht nur die altbekannten Farmer, sondern auch neue Spieler*innen für sich gewinnen.
Diversität bis zu einem gewissen Punkt
Erfreulicherweise ist die Spielfigur in Story of Seasons: Pioneers of Olive Town kein vorgegebener Charakter, sondern kann ganz individuell gestaltet werden. Ihr solltet hier keinen Charaktereditor aus Rollenspielen wie z. B. Cyberpunk 2077 erwarten, da es keine einzelnen Merkmale zur Anpassung gibt. Doch im Gegensatz zu den vier vorgefertigten Figuren aus Story of Seasons: Friends of Mineral Town gibt es diesmal eine große Auswahl an Frisuren, Augen-, Haut- und Haarfarben. Allein beim Gesicht habt ihr eine Auswahl aus 18 unterschiedlichen Formen.
Das Geniale: Story of Seasons: Pioneers of Olive Town vermeidet dabei komplett, ob ihr eine männliche oder eine weibliche Figur spielen wollt. So können auch Transgender-Charaktere erstellt werden, die nicht eindeutig einem bestimmten Geschlecht zugeordnet werden können. Ihr könnt euren Farmer beispielsweise mit einer weiblichen Stimme, dafür aber mit einem eher männlichen Gang ausstatten. Auch die Kleidung kann unabhängig von eurem Geschlecht gewählt werden.
Einen kleinen Wermutstropfen gibt es dennoch. Nachdem ihr euren Charakter erstellt, den Bauernhof rechtmäßig geerbt und den Bürgermeister getroffen habt, werdet ihr gefragt, ob ihr denn sein Enkel oder seine Enkelin seid. Doch das hat nur Auswirkungen darauf, wie die anderen Bewohner euch ansprechen. Die gleichgeschlechtliche Ehe ist beispielsweise trotzdem erlaubt.
Holz hacken und Steine kloppen
Um eurem Bauernhof zu altem Glanz zu verhelfen, müsst ihr die heruntergekommenen Gebäude wieder reparieren. Hier findet sich auch schon das erste neue Element aus Story of Seasons: Pioneers of Olive Town. Ihr nutzt nicht mehr wie in Friends of Mineral Town Steine und Baumstämme, die ihr in der Umgebung findet, sondern Holzbretter und Barren, für die ihr das gefundene Rohmaterial weiterverarbeiten müsst. Die Werkstoffe erhaltet ihr aus den dazugehörigen Maschinen, die je nach Materialart unterschiedlich lange benötigen, um ein Item herzustellen.
Das artet im späteren Verlauf zu einem besonders zeitintensiven und nervenaufreibenden "Vergnügen" aus. Während im echten Leben eine Sekunde vergeht, springt die Uhr im Spiel eine Minute weiter. Bei Barren und Brettern, die beispielsweise 2 Spielzeitstunden Produktionszeit benötigen, müsstet ihr also etwa alle zwei Minuten nach euren Maschinen sehen, um die Endprodukte zu entnehmen und neues Material einzugeben.
Dadurch, dass ihr nur eine bestimmte Anzahl an Gegenständen tragen könnt, kann die Entnahme bei einem zu vollen Inventar eine Zeit lang dauern. Ihr könnt es leider nicht nach bestimmten Gegenstandsarten sortieren, weshalb der Rucksack schon mal einem einzigen Chaos gleichen kann.
Das richtige Werkzeug zur Hand
Abseits der Maschinen wird euch der Hofalltag allerdings so einfach gestaltet, wie es nur irgendwie möglich ist. Nicht nur, dass ihr einen leichten Schwierigkeitsgrad wählen könnt und ein umfangreiches Tutorial mit passendem Nachschlagewerk erhaltet, auch der Wechsel der Werkzeuge geht flott von der Hand. Nur die Steuerung des Arbeitsgeräts selbst ist manchmal etwas hakelig und es kann vorkommen, dass ihr nicht die Flächen trefft, die ihr bearbeiten wollt.
In Story of Seasons: Pioneers of Olive Town wurden die Schere und der Melkapparat entfernt, die man aus vorherigen Teilen der Reihe kennt. Das erspart euch einiges an Zeit, da ihr nicht wie wild die Werkzeuge hin- und herwechseln müsst, sondern bequem am Tier der Wahl mit nur einem Knopfdruck die Wolle oder Milch entfernen könnt. Die gewonnene Zeit könnt ihr mit dem Beobachten eurer Tiere verbringen, die ein wirklich zuckersüßes Design spendiert bekommen haben.
Neues Skillsystem: Mithilfe des neuen Skillsystems in Story of Seasons: Pioneers of Olive Town ist es euch möglich, eure Werkzeuge auch ohne Schmied zu verbessern. Je öfter ihr ein Werkzeug nutzt, desto mehr Materialien erhaltet ihr oder desto langsamer sinkt eure Ausdauer.
Der neu hinzugestoßene Eimer wirkt hingegen überflüssig: Zwar könnt ihr damit Pfützen entfernen, doch selbst nach der Verbesserung des Eimers könnt ihr immer nur eine Pfütze auf einmal entfernen. Es ändert sich lediglich die Geschwindigkeit, mit der ihr größere Pfützen leert. Das kann vor allem dann nervig sein, wenn es einen Regenschauer gibt und ihr am nächsten Tag sämtliche Pfützen auf eurem Hof entfernen dürft.
Abwechslungsreiche Festivitäten
Abseits des harten Hofalltags erwarten euch zahlreiche Aktivitäten. Die Story of Seasons-Reihe ist für ihre Events bekannt. Das Niveau der Festivals kann dabei nicht mit den abwechslungsreichen Minispielen in der Rune Factory-Reihe mithalten, doch es gibt einige Feste, in denen ihr aktiv werdet. So müsst ihr beim Herbstfest Pilze in der Stadt sammeln, während ihr beim Haustierrennen im rechten Moment eine Taste drücken müsst, um euren Liebling anzufeuern.
Neben den Festivals, die zweimal im Monat stattfinden, könnt ihr anderen Tätigkeiten nachgehen, die ihr aus Animal Crossing kennt. So könnt ihr Fische angeln, Schätze sammeln und Fotos von wilden Tieren machen, die ihr dem Museum spenden könnt. Doch erwartet hier keinen pflegsamen Kurator wie Eugen, denn das Museum in Pioneers of Olive Town wirkt etwas heruntergekommen. Die Aquarien, Statuen und Schätze sind lieblos nebeneinander drapiert und haben keine informativen Texte zu bieten.
Tourismus: Die Stadt Olivingen ist ein belebtes Städtchen, das vom Tourismus lebt. Mit der Zeit besuchen immer mehr Menschen euer Städtchen, wenn ihr die benötigten Materialien abliefert und damit die Stadt verschönert. Leider gibt es abseits von Olivingen kaum Areale, die ihr erkunden könnt.
Ein altbekanntes Feature bleibt das Sammeln von Erzen in Minen. Im neusten Teil kommt eine weitere Herausforderung hinzu, die ihr vielleicht aus Stardew Valley kennt: gegnerische Monster. Wobei die Monster in Pioneers of Olive Town zwar kleine süße Maulwürfe sind, in tieferen Etagen jedoch richtig fies werden können und euch fix den Garaus machen.
Je mehr Möglichkeiten sich euch offenbaren, desto schneller werdet ihr in den Sog von Pioneers of Olive Town gezogen. Ihr arbeitet euch von Tag zu Tag mit dem Ziel vor, genug Materialien zu sammeln. Seien es die Rezepte, das Museum oder euer nächstes Traumhaus: In Pioneers of Olive Town gibt es reichlich zu tun. Mit dem Erfüllen von bestimmten Aufgaben erhaltet ihr sogar lohnende und motivierende Belohnungen.
Leider kein technisches Meisterwerk
Den Sprung auf die Switch konnten wir bereits bei Friends of Mineral Town verfolgen. Doch Pioneers of Olive Town macht hier zwei Schritte in die falsche Richtung. Das Spiel ruckelt vor allem im TV-Modus extrem und hat mit zahlreichen Bildrateneinbrüchen zu kämpfen. Das Betreten und Verlassen von Gebäuden sorgt jedes Mal für einen nervigen Ladebildschirm, sodass ihr euch zweimal überlegt, ob ihr nicht irgendwas vergessen habt, bevor ihr aufbrecht. Hoffentlich wird hier in Zukunft mit einem Patch nachgebessert.
Patch: Während der Testphase hat das Entwicklerteam bereits ein paar Patches veröffentlicht. Der nächste große Patch soll im April folgen. Sollten sich die technischen Probleme dadurch verbessern, werden wir die Wertung anpassen.
Auch die Figuren selbst sind leblos geraten. Nicht nur, dass sie keine taffen Hintergrundgeschichten wie in Stardew Valley besitzen, die Stadtbewohner*innen wurden mit starren Mienen und hakeligen Animationen ausgestattet. Hier fehlen vor allem die Sprites beim Dialog, an denen man die Emotionen der Figuren ablesen konnte. Besonders schlimm ist es, wenn dem*der Auserwählten die eigene Liebe gestanden wird und die Dialoge sich überhaupt nicht ändern. Statt pausenlos zu sagen, wie toll eure Auserwählten euch finden, haben sie beispielsweise nur die Tasse Kaffee oder das Angeln im Kopf. Frechheit!
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