Raumschlachten, Exploration, Diplomatie und ein kleines bisschen Wissenschaft: Genau wie das zugehörige Spielzeug setzt sich Starlink: Battle for Atlas aus unterschiedlichsten Bauteilen zusammen - bei der aber nicht alle Module richtig andocken wollen.
Uff, ganz schön schwer! Nein, damit ist nicht der Schwierigkeitsgrad von Starlink: Battle for Atlas gemeint, sondern die zugehörigen Plastik-Raumer.
Das Panzerschiff Neptune als Basis, die Flügel von Raumjäger Lance drangesteckt, auf denen ein Flammenwerfer und eine Schrotflinte sitzen - ja, das drückt den Controller doch ganz schön Richtung Erdboden.
Der auffälligste Aspekt am Spiel sind die Toys-2-Life-Bauteile, also physisches Spielzeug, das zusätzlich angeboten wird. Skylanders, Disney Infinity oder Lego Dimensions haben beziehungsweise hatten ein ähnliches Konzept. Nur gibt es bei Starlink eben Raumschiffe, Piloten, Flügel und Waffen.
Ihr könnt das alles auseinandernehmen und beliebig kombinieren. Das Ergebnis taucht im Spiel als funktionstüchtiges Vehikel auf. Mit dem Starterkit bekommt ihr auch gleich eine Andock-Station, die auf PS4 und Xbox One per USB angeschlossen wird. Auf der Nintendo Switch nutzt das Dock den NFC-Kontaktpunkt.
Ihr könnt euren Controller an das Plastikgestell anstecken, aber dann ragt euch beim Spielen die gesamte Zeit ein fettes Stück Plastik ins Gesicht. Und ja: Das ist auf Dauer auch kein geringes Gewicht.
Chillig auf dem Sofa fläzen könnt ihr vergessen, denn die Waffen legt ihr am besten griffbereit vor euch auf einen Tisch. Sonst gehen die kleinen Teile noch in der Couchritze verloren!
Kritikwürdige Preispolitik
Mit ein paar Handgriffen zwischen diversen Waffen, gar ganzen Schiff-Setups zu wechseln, macht eine Menge Spaß. Wem das zu umständlich ist, der darf trotzdem weiterlesen: Die gesamte Kampagne lässt sich nämlich auch ohne Plastikaufsätze mit einem konventionellen Controller bewältigen.
Wie jetzt? So viel aufwendiges Spielzeug, und dann braucht man das eigentlich gar nicht? Ubisoft will wohl mehrere Zielgruppen ansprechen. Jüngere Spieler oder jung gebliebene Erwachsene erfreuen sich an den schicken Modellen. Die Raumschiffe sehen schon ziemlich cool aus und wirken robust.
Weil das Spiel aber komplex genug ist, um für sich allein zu stehen, gibt es auch eine "Digital Deluxe"-Variante. Darin stecken ebenfalls alle Bauteile - allerdings nur virtuell. Sie sind über ein Ausrüstungs-Menü anwählbar, wie ihr es von normalen Spielen kennt.
Ärgerlich: Diese "Digital Deluxe"-Version ist mit 100 Euro wesentlich teurer als ein regulärer Vollpreistitel - und trotzdem werdet ihr sie brauchen, weil sonst eine Menge Ausrüstung nicht zugänglich ist. Mehrere Schiffe bedeuten im Spiel sozusagen mehrere Leben.
Werdet ihr abgeschossen, könnt ihr mit einem weiterem Plastikschiff an der gleichen Stelle weitermachen. Sonst geht es zurück zum Checkpoint.
Ein weiteres Beispiel sind Gegner, die anfällig für bestimmte Waffen sind. Feuer-Roboter mögen kein Eis. Wenn ihr aber keine Eiskanone zur Hand habt, dauert der Kampf eine halbe Ewigkeit.
Unzufällige Verwandtschaft
Die eigentliche Spielwelt ist von diesen Einschränkungen aber nicht betroffen, denn es steht von Anfang an eine ganze Galaxie offen. Ihr erforscht sieben Planeten und den Weltraum dazwischen. Das funktioniert nahtlos.
Von einer Planetenoberfläche in den Orbit fliegen, dort durch Asteroidenfelder zum nächsten Stern: alles ohne Ladezeiten. Obwohl es im Weltraum einige Missionen gibt, verbringt ihr die meiste Zeit aber auf den Planetenoberflächen. Dort gibt es Außenposten von Alien-Rassen, die euch um Gefallen bitten.
Zum Beispiel neue Tiere entdecken. Oder Rohstoffe aufpicken. Oder Angreifer abwehren, die sich über die wehrlosen Alien-Forscher hermachen. Das kommt euch bekannt vor? Ja, das hat uns auch ziemlich an No Man's Sky erinnert.
Zwar kann man hier nicht aus dem Raumschiff aussteigen, aber davon abgesehen ähneln sich beide Titel in einigen Aspekten sehr. Wer schon einmal einen anderen Open-World-Titel von Ubisoft gespielt hat, wird auch einige Mechaniken wiederkennen.
Hier gibt es zum Beispiel wieder Türme, die den Sichtbereich beeinflussen. Sie werden bloß nicht erklommen, sondern zerstört - in nervenaufreibenden Gefechten voller umherzischender Lasergeschosse.
Do a barrel roll!
Der große Aspekt, durch den sich das Spiel deutlich von seinem Indie-Pendant abhebt: der immense Fokus auf Gefechte. Und die machen richtig, richtig Spaß!
Selbst die schwer gepanzerten Fluggeräte können sich noch flott fortbewegen. In Bodennähe gehen sie in einen Gleitmodus, der Sprünge und schnelle Schübe seitwärts möglich macht.
Auch im Weltraum sind schnelle Manöver an der Tagesordnung, womit sich das Spiel insgesamt eher arcadig spielt. Das Gewicht der Raumschiffe und das Momentum ihrer Bewegungen gehen irgendwann in Fleisch und Blut über.
Genauso wie die Logik hinter den Elementarwaffen. Mit den Plastik-Aufsätzen kommen zum Beispiel ein Eisschocker oder ein Vorwärtsschub dazu. Gegner einfrieren und mit einer Ramm-Attacke zerschmettern? Das wirkt so wuchtig, wie es klingt!
Anspruchsvoll sind vor allem über den Boden laufende, haushohe Roboter, die wie klassische Bossgegner mehrere Angriffsphasen durchlaufen. Da kleinere Feinde euch schnell umzingeln und die Spielgeschwindigkeit angenehm hoch ist, müsst ihr vor allem in den späteren Spielstunden auf Zack sein.
Galaxie im Couch-Koop retten
Einzigartig und lobenswert ist der lokale Koop-Modus. Ein zweiter Spieler kann sich jederzeit dazugesellen und im Splitscreen mitmischen. Als Koop-Partner hat man immer digital Zugriff auf das, was der Hauptspieler besitzt.
Auf Xbox One und PS4 läuft das Spiel butterweich, während es auf der Switch kleine Performance-Einbußen gibt. Im Handheld-Modus ist zudem der Koop nicht möglich. Der Fortschritt der Kampagne wird auf allen Plattformen nur für den ersten Spieler gespeichert.
Völlig frei umhercruisen kann der zweite Spieler aber nicht: Beide Schiffe müssen innerhalb eines gewissen Radius bleiben. Der ist für Gefechte immerhin völlig ausreichend.
Open-World-Checklisten
Doch viele Aufgaben wiederholen sich, wodurch sich nach einer gewissen Zeit Routine einstellt. Vor allem bei den Nebenmissionen kommt phasenweise das Gefühl auf, bloß Checklisten abzuarbeiten, da sich Story-Dialoge hier oft wiederholen.
Da kann auch die Handlung nicht richtig entgegensteuern. Sie dreht sich um eine menschliche Crew, die während einer Forschungsmission im Atlas-Universum von Grax überfallen werden. Das ist ein fieses Alien, das sich gleich den Energiekern des Mutterschiffs und den Captain geschnappt hat.
Das Ding hat genug Kraft, um die Prime auferstehen zu lassen, eine Roboterarmee einer längst ausgestorbenen Zivilisation. Damit überrollt Grax das gesamte Atlas-System, wogegen die friedliebenden Forscher anderer Alien-Kulturen keine Chance haben.
Die Mission ist klar: Captain retten, Alienfreunde retten, naja, eigentlich nichts weiter als die ganze Galaxie retten. Die deutschen, ausgesprochen gut vertonten Funksprüche während des Spielgeschehens verraten während der Kampagne immer mehr über die Crew.
Da wäre zum Beispiel Razor, die ursprünglich Rockmusikern war. Sie wirkt knallhart und diszipliniert. Ganz im Gegensatz zu Levi, der sich ständig selbst filmt, um einen Videoblog für seine Internet-Follower zu machen. Ob Piratin Shaid, Alien-Echse Kharl oder ehemalige Rennfahrerin Calisto: Manche von ihnen wirken zu Beginn wie Abziehbilder, aber mit der Zeit wächst die Crew ans Herz.
Dafür sorgt vor allem viel Humor und eine lockere Sprache, die gut zu der bunten Ästhetik passt. Trotzdem hätte dem Plot mehr Hintergrund nicht geschadet. Über die ausgestorbene Zivilisation erfahrt ihr zu wenig, und große Überraschungen gibt es im Plot leider nicht.
"Dramaturgie" ist eines der Module, die in diesem Space-Baukasten nicht richtig sitzen. So wie Abwechslung und Preismodell.
Geringere Wertung wegen Pay2Win
Wegen Ubisofts Preispolitik und der damit verbundenen Pay2Win-Mechanik geben wir Starlink in der physischen Version, auf die sich der Test bezieht, 10 Punkte weniger. Mit der digitalen Deluxe-Version erhaltet ihr für 100 Euro (was an sich schon unverschämt ist) ein rundum-sorglos-Paket mit allen Teilen, müsst aber natürlich auf die coolen Spielzeuge verzichten.
Für Käufer der 80 Euro teuren physischen Version, die nur ein Plastikraumschiff enthält, schlagen zusätzliche Modelle (und damit zusätzliche Leben) mit jeweils weiteren 30 Euro zu Buche. Wer digital kauft, darf auf unsere Wertung mental also Bonuspunkte geben.
Momentan arbeiten wir bei GamePro intern an einem System, das solche "Abwertungen" zukünftig besser klassifiziert, um noch transparenter für euch zu werden. Bis es soweit ist und wir ein für uns und euch zufriedenstellendes System entwickelt haben, werden wir Spielen mit Pay2Win-Mechaniken weiterhin eine geringere Grundwertung geben und das im Test erwähnen.
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