Der Star-Wars-Teaser, den EA auf seiner E3-Pressekonferenz gezeigt hat, bezeichnete der Kollege Obermeier auf Twitter als »das langweiligste Star-Wars-Video aller Zeiten«. Damit mag er durchaus Recht haben - dennoch erfüllt just dieses Filmchen einen meiner Träume. Es zeigt nämlich, dass sich nach dem unrühmlichen Ende von LucasArts (und von Star Wars: 1313) endlich wieder ein Entwickler so mit dem Krieg der Sterne beschäftigt, wie er es verdient: nämlich ernsthaft!
Electronic Arts führt uns darin vor Augen, dass weltweit talentierte Designer an Star Wars arbeiten, die - wie Amy Hennig von Visceral Games sagt - »authentische Star-Wars-Geschichten erzählen« wollen. Die - wie Jade Raymond - »Star-Wars-Fantasien zum Leben erwecken« möchten (aber wohl nur jugendfreie, also kein Slave-Leia-Simulator).
Kurzum: Electronic Arts stilisiert sich mit diesem Teaserfilmchen zum Erben von LucasArts - und warum auch nicht? LucasArts braucht einen Erben, genauso wie ich zeitgemäße Versionen von TIE Fighter und Jedi Knight brauche. Und vielleicht ein zeitgemäßes Star Wars: The Force Unleashed, das im Universum der neuen Kinofilme spielt. Und die PS4-exklusive VR-Version von Star Wars: Battlefront wäre doch erster Schritt zu einem vollwertigen VR-Weltraumspiel à la Eve: Valkyrie - vielleicht ja von Criterion?
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Aber. EA lässt seine Designer zwar von großen Visionen schwärmen, zeigt sie aber nicht! Oder kaum. Genau sieben Sekunden gibt es aus dem neuen Star-Wars-Spiel von Visceral zu sehen. Worum es darin geht? Um einen Typen, der auf einem Wüstenplaneten herumläuft - zumindest, nach diesen sieben Sekunden zu urteilen.
Schon klar, man hat aktuellere Projekte, die Spieler sollen sich erst mal auf Battlefield 1 und Mass Effect: Andromeda freuen, danach geht's dann mit Star Wars weiter. Vielleicht. Allerdings wäre es langsam an der Zeit, konkreter zu werden. Denn EA mag sich noch so sehr als LucasArts-Erbe inszenieren - ich möchte wissen, was das bedeutet. Wie man diese Rolle interpretiert.
Der Autor
Michael Graf hat Star Wars überhaupt erst in Spielen kennengelernt, nämlich 1993 in X-Wing. Die Filme holte er kurz darauf nach - von diesem Moment an war's um ihn geschehen. Bis heute hat er so gut wie alles gespielt, was mit X-Wings und Todessternen zu tun hat. Sogar Tiny Death Star auf dem iPhone, auch wenn das nur ein lahmer Tiny-Tower-Klon war. Wie viele andere Spieler wünscht sich Michael die alten LucasArts-Tage zurück.
Und vor allem: Welche Spiele man plant! Ich will wissen, dass diese Lizenz, dieses geliebte Universum tatsächlich in guten Händen ist. Und dieser Glaube fehlt mir noch. Denn Star Wars: Battlefront mag sich zwar gut verkauft haben, konnte aber nicht in allen Belangen an seinen Vorgänger anknüpfen und war seicht. Sieht so Electronic Arts' Star-Wars-Motto aus? »Veröffentliche massenkompatible Spiele, am besten zeitgleich mit Filmen, damit das millionenstarke Fanpublikum automatisch zugreift«?
Nun, das möchte ich EA nicht unterstellen. Ich glaube durchaus, dass Bioware, Visceral, Respawn (Titanfall 2) und Criterion (Need for Speed: Most Wanted) in der Lage sind, coole, würdige, spannende Star-Wars-Spiele zu entwickeln. Verdammt noch mal, Amy Hennig hat Uncharted miterfunden, eine der besten Spieleserien der Neuzeit!
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Aber wie sehen diese Star-Wars-Spiele aus? Bei LucasArts hatte ich immer das Gefühl, dass der Krieg der Sterne nicht einfach verwurstet, sondern liebevoll umgesetzt wird. Auch wenn selbstverständlich nicht alle Star-Wars-Spiele großartig waren (zum Beispiel The Force Unleashed 2, brrrr).
Dieses alte Gefühl möchte Electronic Arts nun wiedererwecken. Dass Star Wars in guten Händen ist. Nur zeigen sie es nicht. Ich möchte doch selbst mit großen Augen neue Star-Wars-Spiele bewundern - statt Leuten zuzuhören, die mir mit großen Augen davon erzählen. Frei nach Fox Mulder: I want to believe.
Aber wenn demnächst Criterion (dem aktuellen Trend folgend) ein Star-Wars-Kartenspiel ankündigt - nun, dann hätte man sich diesen E3-Teaser auch sparen können.
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