Seite 2: Spiele-Mythen entlarvt - Bringt Modulpusten wirklich etwas?

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Oder doch?

Wobei es ganz so einfach dann doch nicht ist. "In manchem Fall kann vielleicht die leichte Feuchtigkeit des Atems die Leitfähigkeit verbessert haben", so Viturello. "Aber eigentlich ist das schon fast wieder ein Mythos für sich." Sicher ist: Nahezu jeder pustete damals in seine Module - viele tun das auch heute noch! Ungeklärt ist, wann dieser Brauch konkret seinen Anfang nahm.

Der Speicheldampf im Modul kann zu Bakterienablagerungen und Korrosion führen. Das kann tatsächlich eine Reinigung nötig machen. Beste Möglichkeit? Ein Wattestäbchen und etwas purer Alkohol. Der Speicheldampf im Modul kann zu Bakterienablagerungen und Korrosion führen. Das kann tatsächlich eine Reinigung nötig machen. Beste Möglichkeit? Ein Wattestäbchen und etwas purer Alkohol.

Allerdings können sich nur wenige Gamer, die mit dem Atari 2600 oder einer anderen 70er-Jahre-Konsole groß wurden, entsinnen, in deren Cartridges gepustet zu haben. Erst mit dem 1983 erschienen Nintendo Entertainment System nahm die Hysterie ihren Lauf. Wie und wieso? Weil das NES einfach unheimlich populär war. Per Mundpropaganda auf dem Schulhof und frühen Gamertreffen wurde der Tipp weitergegeben. Aber auch einige Magazine haben seinerzeit in kleinen Hilfeartikeln angemerkt, dass das Pusten keine schlechte Idee sei.

Und niemand stellte das in Frage. Denn: "Das war einfach so etwas wie Allgemeinwissen", führt Hanson an.EinArgumentum ad populumalso, etwas, das als wahr akzeptiert wird, da viele Menschen daran glauben und keiner die Stichhaltigkeit bezweifelt. Wobei Letzteres besser gewesen wäre. Die ganze Pusterei hat den Modulen nämlich eher geschadet als gutgetan.

So schnell sich die Legende über das heilende Pusten verbreitete, so rasch machten auch erste Horrorgeschichten die Runde. Das "Cartridge Blowing" würde die Module "schimmeln lassen", lässt sich etwa im Usenet, einem Vorgänger heutiger Webforen, nachlesen. Auch erinnerten Elektrotechniker und Bastler, dass "nichts Gutes dabei herauskommen kann", wenn Metall "mit eurer Spucke" in Verbindung kommt. Diese Stimmen wurden mehrheitlich ignoriert und belächelt.

Egal ob ein NES-Modul oder eine zehn Jahre jüngere Kassette für das N64: Alle haben sie irgendwann mal Probleme gemacht. Das liegt jedoch nicht an Staub und Dreck, sondern an einfachem Verschleiß. Egal ob ein NES-Modul oder eine zehn Jahre jüngere Kassette für das N64: Alle haben sie irgendwann mal Probleme gemacht. Das liegt jedoch nicht an Staub und Dreck, sondern an einfachem Verschleiß.

Dabei hatten sie aber Recht! Tatsächlich warnte sogar Nintendo selbst: "Blast nicht in eure Game Paks oder Systeme." Der feuchte Atemhauch, so kurz er auch sein mag, ließe die dünnen Metallplättchen korrodieren. Das hatViturello auch 2008 in einer kleinen Heimstudie erprobt. Dafür organisierte er zwei identische Exemplare des Games Gyromite. In eins pustete er tagtäglich hinein, das andere diente als Vergleich.

Schon nach zwei Wochen bildete sich auf den Kontakt-Pins der ersten Kopie eine weiße Patina aus Speichelresten und Bakterien. Nach einem Monat war diese Schicht breit gefächert und auch erste Korrosionsstellen ließen sich ausmachen. "Das bestätigt nicht, dass das Pusten die Spiele garantiert zerstört", sagt Viturello. "Jedoch ist es ein guter Hinweis, dass dieser Brauch auch nicht besonders gut für die Module ist."

Lasst es lieber!

Bringt's nun also irgendetwas, in Videospielmodule zu blasen? Nein, es ist im Grunde ein psychologisches wie kulturelles Phänomen, das jedoch eine Generation von Spielern prägte und miteinander verbunden hat. Dennoch sollte das Pusten besser der Vergangenheit angehören. Nintendo selbst war letztlich so bemüht, es zu unterbinden, dass die Firma in den 1980ern mit dem NES Cleaning Kit ein offizielles Reinigungsset angeboten hat.

Ständiges Pusten in die Module kann dazu führen, dass sie nicht mehr funktionieren. Unser feuchter Atem ist nicht gut für die aus Nickel und Kupfer bestehenden Kontaktplättchen. Ständiges Pusten in die Module kann dazu führen, dass sie nicht mehr funktionieren. Unser feuchter Atem ist nicht gut für die aus Nickel und Kupfer bestehenden Kontaktplättchen.

Aber auch einfacher Alkohol und ein Wattestäbchen genügen, um die Kontaktstellen zu säubern - was durchaus nötig sein kann, wenn sie schon mehrfach eingespeichelt worden sind: So machen das auch die Retro-Experten, die im japanischen Technikviertel Akihabara gebrauchte Module verkaufen. Aber ist das alles nicht ein Problem von gestern?

Tatsächlich sind ROM-Cartridges kaum noch aktiv in Produktion. Bereits in den 1990ern, zu Zeiten des Nintendo 64, waren die Module eigentlich ein Relikt vergangener Tage. Denn im Vergleich mit den von Sega und Sony eingesetzten CD-ROMs waren sie klobig, boten nur wenig Speicher und waren allem voran in der Produktion recht umständlich und teuer. Ganz totzukriegen sind sie aber trotzdem nicht. Der Nintendo 3DS setzt wie einst der Game Boy noch auf Module, und immer wieder gibt es Anläufe, eine moderne Konsole mit Cartridge-Slot anzuschieben - und das durchaus erfolgreich, wie Nintendos Switch beweist.

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