Der DualSense Edge hat das Zeug dazu, den bislang beliebtesten PS5-Pro-Controller vom Thron zu stoßen

Bevor der DualSense Edge bei unserem Hardware-Autor Chris eintrudelt, hat er sich noch einmal die größte Konkurrenz aus dem Hause SCUF angeschaut und ist überzeugt, dass Sony an ihr vorbeiziehen kann.

Der SCUF Reflex ist der Platzhirsch, bald gerät er aber gewaltig unter Druck. Der SCUF Reflex ist der Platzhirsch, bald gerät er aber gewaltig unter Druck.

Lange dauert es nicht mehr, bis der DualSense Edge erscheint. Schon am 26. Januar können wir Sonys ersten offiziellen Pro-Controller in die Hände nehmen, vorbestellbar ist er bereits. Frei von Konkurrenz ist das Edel-Pad aufgrund des späten Einstiegs keineswegs, denn seit vielen Jahren buhlen Hersteller wie SCUF und AimControllers um die Gunst der Hardcore-Spieler*innen und das auch auf der PS5.

Bevor ich mich auf Sonys Luxus-Spielgerät stürze, wollte ich mir also erst einmal anschauen, wie groß der Vorsprung des bisherigen Spitzenreiters, dem SCUF Reflex, ist und in welchen Aspekten der namhafte Herausforderer punkten kann. Kleiner Spoiler: Ich rechne dem DualSense Edge richtig gute Chancen aus, sich sofort den ersten Platz in diesem hart umkämpften Feld zu schnappen.

Chris Werian
Chris Werian

Chris war zwar im eSport aktiv, hat aber nie einen Profi-Controller sein Eigen genannt. Dafür waren ihm die Preise zu hoch und Rücktasten brauchte er aufgrund einer eher ungewöhnlichen Fingerhaltung, die ihm ermöglicht, mit dem Zeigefinger die Aktionsknöpfe auf der Vorderseite zu drücken, auch nie. Zum Teil hat er seine Original-Controller sogar selbst gemoddet, um sich beispielsweise mit verkürzten Trigger-Schaltwegen in Shootern einen Vorteil zu verschaffen.

In einem Punkt kann kein anderer Controller dem SCUF Reflex das Wasser reichen

SCUF bietet den Reflex ab 220 Euro in einer Standardausführung an, für einen kleinen Aufpreis lassen sich die Farben aller Bauteile anpassen. Ab 250 Euro kommen rutschfeste Griffe in der Pro-Variante hinzu, für 280 Euro kurze Trigger-Schaltwege, allerdings nur bei Verzicht auf den adaptiven Widerstand, der für den DualSense typisch ist.

So sieht mein SCUF Reflex aus, ich habe mich für ein dezentes Design mit vereinzelten, knalligen Akzenten entschieden. So sieht mein SCUF Reflex aus, ich habe mich für ein dezentes Design mit vereinzelten, knalligen Akzenten entschieden.

Für einen möglichst fairen Vergleich habe ich mich für den herkömmlichen Reflex entschieden und war nach dem Auspacken sehr angetan. Die Verarbeitung wirkte auf den ersten Blick hochwertig, beim Spielen verfestigte sich der Eindruck. Sämtliche Aktionstasten haben angenehme Druckpunkte, die Trigger schnappen mit angenehmen Widerstand nach unten. Aber: Das erwarte ich von einem über 200 Euro teuren Controller auch.

Ungeschlagen sind die vier modularen Backpaddles: Die Ingenieur*innen von SCUF sind absolute Pioniere im Hinblick auf Controller-Rücktasten und das merkte ich dem Reflex an. Statt einfach nur vier voneinander getrennte Rücktasten an das Gehäuse zu schrauben, sind die Elemente so angewinkelt, dass sich zwei von ihnen unabhängig voneinander mit einem Finger antippen lassen.

Gleichermaßen futuristisch wie durchdacht - die hinteren Tasten des SCUF Reflex. Gleichermaßen futuristisch wie durchdacht - die hinteren Tasten des SCUF Reflex.

Nach ein paar Stunden Übung konnte ich mit den nebeneinander befindlichen Tasten bestens umgehen, allerdings nur auf der rechten Seite. Die beiden Tasten auf der linken Hinterseite habe ich rasch abgezogen, da ich sie mehrfach versehentlich betätigt habe. 

Das Abtrennen ist zwar ganz schön friemelig, danach entfaltete sich für mich aber das volle Potential der einzigartigen Anordnung. In God of War Ragnarök wich ich im Vollsprint Gegnerattacken aus, in Warzone 2.0 duckte ich mich viel agiler und schlug im Nahkampf reaktionsschneller mit dem Gewehrkolben zu.

Im richtigen Augenblick vor Beschuss wegzuducken, konnte mir mehrfach den Hintern retten. Mit den Rücktasten des SCUF geht das exzellent. Im richtigen Augenblick vor Beschuss wegzuducken, konnte mir mehrfach den Hintern retten. Mit den Rücktasten des SCUF geht das exzellent.

Der DualSense Edge kann da nicht mithalten: Sonys Pro-Gamepad verwendet lediglich zwei Schalter an der Rückseite, deren Form sich aber immerhin verändern lässt. Dem SCUF Reflex sollte in dieser Kategorie dennoch keine Gefahr drohen – das Designkonzept ist wirklich überaus clever, es ist erstaunlich, wie gut die zusätzlichen Tasten erreichbar sind.

Keine App und auch nur drei Profile

Um die Rücktasten zu konfigurieren, hat SCUF die Hinterseite des Reflex um einen zusätzlichen Knopf erweitert. Damit können den Schaltern beliebige Funktionen zugewiesen und diese in drei Profilen gespeichert werden. Darüber hinaus bietet der SCUF-Controller aber keine weiteren Features.

Sony kann in diesem Bereich in die Vollen gehen: Ab Release wird sich der DualSense Edge über einen eigenen Eintrag im Systemmenü, das Update dafür ist bereits erschienen, konfigurieren lassen. Dort können dann unter anderem die Empfindlichkeit der (austauschbaren) Analogsticks festgelegt, sämtliche Tasten neu zugeordnet und zahlreiche Presets abgespeichert werden. 

Das intuitiv bedienbare Menü ist ein riesiger Pluspunkt des DualSense Edge. Das intuitiv bedienbare Menü ist ein riesiger Pluspunkt des DualSense Edge.

Software-seitig sieht das also schon jetzt nach einem klaren Sieg für Sony aus, über den wir auch in unserer Preview berichtet haben:

Ich vermisse meine Lieblingsfunktion

Der SCUF Reflex kommt zwar (zumindest in der Standard- und Pro-Version) mit adaptiven Triggern daher, verzichtet dafür aber auf Trigger Stops. Diese sind ausschließlich der 'FPS'-Variante vorbehalten, ich kann also nicht selbst – wie beim DualSense Edge – entscheiden, welche Funktion ich gerade einsetze.

Mich enttäuschte das sehr, da ich seit Spielen wie The Last of Us Part 1, Ratchet & Clank: Rift Apart oder Returnal nicht mehr auf die coolen Ideen der Entwickler*innen für die adaptiven Trigger verzichten möchte. Darunter etwa die Simulation eines echten Waffenabzugs oder eine physische Barriere, mit der Feuermodi voneinander getrennt werden. Letzteres sorgt sogar dafür, dass beispielsweise Returnal nicht vollständig mit dem SCUF Reflex FPS kompatibel ist.

Werden die adaptiven Trigger schlau eingesetzt, können sie Momente wie diesen noch intensiver machen. Werden die adaptiven Trigger schlau eingesetzt, können sie Momente wie diesen noch intensiver machen.

In Multiplayer-Spielen will ich hingegen unbedingt die Trigger-Stops nutzen, um schneller schießen zu können. Gerade in Titeln, in denen ich nach nur wenigen Treffern den Löffel abgebe, zum Beispiel Modern Warfare 2, sind die eingesparten Millisekunden Gold wert. Allerdings kombiniert einzig der DualSense Edge beide Features.

DualSense Edge - So ist das Design des Pro-Controllers entstanden Video starten 6:19 DualSense Edge - So ist das Design des Pro-Controllers entstanden

Knackpunkt Akkulaufzeit

Allzu begeistert wurde die Meldung, dass die Akkulaufzeit beim DualSense Edge kürzer als beim Standard-Controller ausfällt, nicht gerade von den Fans aufgenommen. Das hat auch seinen Grund, wirklich lange hält der gewöhnliche DualSense nämlich auch nicht durch, besonders wenn die Akkukapazität nach fortlaufender Nutzung nachlässt.

Beim SCUF Reflex sieht das ähnlich aus: Die Akkulaufzeit des frisch ausgepackten SCUF beträgt in etwa 10 bis 11 Stunden, nach jedem dritten, maximal vierten Abend hing der Reflex also am Ladekabel. Damit rechne ich auch ungefähr beim DualSense Edge, sofern es sich wirklich nur um eine "moderate" Verkürzung handelt. Als Richtwert: Das originale PS5-Pad kommt im Neuzustand auf circa 12 Stunden.

SCUF und andere Hersteller werden stark unter Druck geraten

Den gravierendsten Vorteil des DualSense Edge sehe ich jedoch beim Preis. Mit 240 Euro ist Sonys Pro-Controller zwar knapp über dem SCUF Reflex angesiedelt, bringt dafür aber die oben genannten Vorteile mit. Mit Ausnahme der Backpaddles hat der Edge außerdem keinen wirklichen Nachteil gegenüber dem SCUF-Controller, in Sachen Haptik, Ergonomie und Zubehör sind beide Konkurrenzprodukte sehr nah beieinander.

Weitere Artikel zum DualSense Edge und anderen Pro-Controllern findet ihr hier:

Es könnte also durchaus passieren, dass Sony endlich das Luxus-Segment durchrüttelt und ein stärkerer Preisdruck für mehr Wettbewerb sorgt. SCUF und Co. konnten in den vergangenen Monaten quasi nach Belieben die Anschaffungskosten für ihre teuren Gamepads nach oben schrauben, dem könnte mit dem neuen Mitbewerber endlich Einhalt geboten werden. Wobei 240 Euro natürlich für die meisten Spieler*innen eine astronomisch hohe Summe sein dürfte.

Spielt ihr aktuell mit einem Pro-Controller? Vielleicht sogar mit einem SCUF?

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