Wo die Grenze des guten Geschmacks oft überschritten wird, sich eine verrückte Mission an die andere reiht und wir Passanten mit einem lila Riesendildo verprügeln, da ist Saints Row: The Third zu Hause. Zum Ende der aktuellen Konsolengeneration bekommt das an GTA 5 oder Just Cause 4 erinnernde Third Person-Actionspiel eine grafisch aufpolierte Neuauflage spendiert.
Ist das Remaster gelungen? Technisch haben Sperasoft, die Entwickler des Current Gen-Ports, das Spiel gut auf die aktuellen Konsolen gehievt, das spielerische Grundgerüst hat man samt seiner Stärken und Macken jedoch nahezu unberührt gelassen.
Was bietet das Remaster?
- über 30 DLC-Inhalte des Originals
- neues Beleuchtungssystem
- neu gestaltete Charakter-, Waffen- und Automodelle
- neue Texturen
- HDR-Support
- Auflösung: 1440p (Pro/X), 1080p (Standard)
Das Remastered entspricht einer Definitive Edition samt (fast) aller Inhalte des Originals, das grafisch auf den aktuellen Stand gebracht wurde. Nicht enthalten sind lediglich das Bloodsucker Pack und das Unlockable Pack, die beide aufgrund von Balancing-Problemen entfernt wurden. Komplett frische Story-Inhalte gibt es hingegen nicht. Habt ihr bereits die PS3, Xbox 360- oder die Switch-Version gespielt, wisst ihr, was euch erwartet.
Darum geht's: Der Titel erzählt die Geschichte der bekloppten Gangsterbande The Saints, die sich in der fiktiven Metropole Steelport gerade auf dem Höhepunkt ihrer Macht befindet, diese aber gegen ein skrupelloses Syndikat verteidigen muss. The Third ist bekannt für seine komplett überzeichneten und skurrilen Charaktere und sein größtenteils aberwitziges und vielfältiges Missionsdesign.
Technik und Optik im Check
Gab es zuletzt beim Port von Saints Row: The Third auf die Nintendo Switch technisch noch allerhand zu kritteln, können wir für das Remaster Entwarnung geben. Während unseres Tests auf der PS4 Pro wurden wir von störenden Bugs und Problemen mit der Framerate verschont.
Die Neuauflage läuft flüssig, jedoch im Gegensatz zur PC-Version im voreingestellten Standard-Modus mit 30 fps. Zwar hätten wir uns gegen Ende der aktuellen Konsolengeneration über einen Sprung auf konstante 60 fps gefreut, aber aufgrund der vielen Rechenprozesse eines Open World-Spiels und der im Vergleich zum PC immer noch limitierten Hardware, können wir den Entwicklern hier jedoch keinen Vorwurf machen.
Bildrate entsperren: Im Menü habt ihr jedoch die Option eine Bildratensperre zu entfernen. Dadurch erzielt ihr Resultate jenseits der 30 fps. Ist auf dem Bildschirm viel los, kann es jedoch je nach Konsole zu unterschiedlichen Schwankungen der Framerate kommen.
Die Hardware-Spezialisten von Digital Foundry sprechen von einem technisch beeindruckenden Remaster ("eines der besten dieser Generation") und kommen auf folgende Werte:
- Xbox One X: 50-60 fps. Bestes Resultat aller Konsolen bei einer entsperrten Bildrate. In actionreichen Szenen Schwankungen, sonst im oberen fps-Bereich.
- PS4/PS4 Pro: 40-50 fps. Kaum spürbare Unterschiede zwischen der Pro-und der Standard-Version.
- Xbox One S: 30-40 fps. Im Vergleich die schwächste Version.
In Sachen Optik hat Entwickler Sperasoft ordentlich am Original gefeilt. Speziell das neue Beleuchtungssystem - das Spiel wirkt jetzt insgesamt heller - und die überarbeiteten Effekte (Explosionen, Rauch) überzeugen auf ganzer Linie. Die Neon-Reklamen an den Hochhausschluchten Steelports schreien förmlich vor Kitsch und die gemütliche Fahrt mit dem Panzer in den Sonnenuntergang lässt einen das absurde Drumherum fast schon vergessen.
Samt vieler überarbeiteter und hochaufgelöster HD-Texturen haben die Entwickler ein schmuckes Remaster abgeliefert, das sich optisch durchaus nicht verstecken muss. Auch dank der neuen Modelle für Charaktere, Waffen und Autos wird der Sprung vom Original zum Remaster nochmal deutlich. Den Schauwert eines aktuellen AAA-Blockbusters wie Red Dead Redemption 2 solltet ihr jedoch nicht erwarten.
Ist Saints Row: The Third gut gealtert?
Steelport als großer Spielplatz, auf dem ein beklopptes Erlebnis das nächste jagt, sorgt auch im Jahr 2020 dank abwechslungsreichem Missionsdesign noch für eine Menge Spaß. Wenn auch durch sehr speziellen Humor. Wem ein GTA 5 in puncto Charaktere und Handlung schon zu verrückt ist, der wird mit The Third kaum seine Freude haben. Trifft der Ton jedoch euren Geschmack, erlebt ihr einen WTF-Moment nach dem anderen.
Beispiele gefällig? Habt ihr schonmal einen Videospielhelden gespielt, der eine Haimütze auf seinem Kopf trägt und wie ein geölter Bodybuilder aussieht? Nein? Aber vielleicht habt ihr euch schon durch ein abstürzendes Flugzeug gekämpft, habt im freien Fall aus luftigen Höhen eine ganze Gang ausgeschaltet oder einen Tiger mit eurem Auto chauffiert. Falls nicht und falls euch solche Szenen ansprechen, dann ist Saints Row: The Third euer Spiel. Von den verrückten Möglichkeiten des Charakter-Editors über die Absurdität jeder Pore der Spielwelt bis hin zum spaßigen Waffenarsenal wird so einiges geboten.
Was hingegen schon zum Release des Originals auf den Spielspaß drückte, ist die grausame KI eurer Widersacher, die das Spiel auf dem normalen Schwierigkeitsgrad deutlich zu leicht gestaltet. Hier hat sich im Remaster leider nichts getan. Selbst Sturmtruppler aus Star Wars haben mehr Zielwasser getrunken als die Schergen des Syndikats. So kommt es vor, dass Gegner teils sekundenlang neben euch stehen, ohne auch nur einen Treffer zu landen.
Hier hätte es durchaus Verbesserungsbedarf gegeben. Da Saints Row jedoch in erster Linie für den Spaß am Chaos steht, können Freunde der Open World-Satire hier gut und gerne ein Auge zudrücken. Normal ist in Steelport sowieso nichts, auch nicht im Remaster.
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