Sacred, was war das gleich noch mal? Auf dem PC: eine Serie von ambitionierten und riesigen Action-Rollenspielen, Diablo made in Germany. Auf Konsolen dagegen: kaum der Rede wert. Nur der zweite Teil schaffte es überhaupt auf PS3 und Xbox 360 – ohne Add-on und lausig portiert. Das war 2009, kurz darauf meldete Entwickler Ascaron Insolvenz an.
Für viele Konsoleros dürfte Sacred 3, jetzt entwickelt von Keen Games, also der erste Kontakt mit der Serie sein. Macht aber nix, mit den Vorgängern hat der jüngste Teil sowieso fast nichts zu tun. Serienneulinge können sich ganz unverkrampft in die Schlacht stürzen und kriegen eine actionreiche Koop-Metzelei für bis zu vier Spieler geboten. Aber bei unkompliziertem Spaß für zwischendurch bleibt es dann auch, vom Ehrgeiz eines deutschen Diablo-Killers ist nicht mehr viel zu spüren.
Die Sacred-Serie: Das erste Sacred erschien 2004 und kam vom deutschen Entwickler Ascaron. Als Vorbild diente klar der Actionrollenspiel-Großvater Diablo, aber Sacred erweiterte das Spielprinzip um eine riesige offene Welt im Stil eines Online-Rollenspiels. Darin hatte sogar jede Klasse ihr eigenes Startgebiet und wir brachen auf dem Rücken eines Reittiers in die Fremde auf. Eigene Charaktergestaltung wurde großgeschrieben, wir trainierten eine Vielzahl an Fähigkeiten, sammelten bergeweise zufallsgenerierte Ausrüstung und passten sie unseren Wünschen an. 2008 folgte Sacred 2 und fügte unter anderem die Entscheidung hinzu, ob wir Handlung auf guter oder böser Seite durchspielen wollen. Der 2009 veröffentlichte Konsolenport stellte sich jedoch als misslungen und fehlerbehaftet heraus. Sacred 2 sollte das letzte Spiel von Ascaron vor dem Konkurs werden.
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Die Kurzweil des Krieges
Sacred 3 ist deutlich mehr Action- als Rollenspiel: Es vergeht kaum eine Minute, in der wir nicht irgendwelchem Fantasy-Ungeziefer unsere Klinge auf den Pelz brennen. Mit einer von vier Klassen wirbeln wir durch Heerscharen von Zombies und Dunkelelfen und kegeln sie mit knalligen Spezialangriffen über den Schirm.
Mit blindem Button Mashing kommen wir dabei bestenfalls noch in den ersten Missionen durch. Weil wir vor jedem Einsatz nur eine Handvoll Heiltränke einstecken dürfen, überlebt nur, wer auf seine Umgebung achtet. Wir hechten mit flinken Ausweichrollen übers Feld, durch kreisende Klingenfallen hindurch und aus der Bahn von anstürmenden Feinden oder ihren Pfeilsalven.
Wenn das Gesindel Bomben herumliegen lässt, können wir uns die schnappen und Bowling damit spielen – wenn nicht, packen wir die Feinde einfach direkt und hauen sie ihren Kollegen um die Ohren. Dem setzen die Monster ihre eigenen Tricks entgegen, Hexer beschwören etwa magische Feuerkugeln, die erst Flammensalven in alle Richtungen spucken und danach in die Luft fliegen.
Für solche Fälle haben wir einen Konterangriff, der diese Attacken unterbricht und feindliche Schilde durchschlägt. Außerdem wählen wir zu Beginn der Mission immer selbst zwei Spezialfähigkeiten, als heilige Seraphim-Kriegerin jagen wir beispielsweise Kettenblitze in die feindlichen Reihen oder sprengen sie per magischer Druckwelle auseinander.
Aber Moment mal, nur zwei Spezialfähigkeiten? Ja, die Kämpfe sind grundlegend recht simpel gestrickt – Angriff, Konterangriff, Rolle, Wurf und zwei Zauber machen unser gesamtes Arsenal aus. Komplexere Kombos à la Devil May Cry könnten dem noch etwas mehr Tiefgang verleihen, doch die fehlen im Programm.
Dafür spielen sich die Schlachten herrlich flüssig, und hinter jeder Attacke steckt ordentlich Schmackes. Obendrein gehen sie so eingängig von der Hand, dass wir uns jederzeit mit einem Kumpel auf die Couch setzen und ab der ersten Minute Spaß haben können.
Sacred 3 lässt sich komplett im Koop spielen, und wir können für einen neuen Spieler sogar einen frischen Charakter auf der Stufe unseres eigenen Helden erstellen, anstatt zwangsweise bei null anfangen zu müssen. Schade allerdings, dass wir auf der Couch nur mit einem Kumpel spielen können – ein dritter und vierter Mitspieler sind nur online möglich, nicht am gleichen Gerät.
Dabei ist das Spiel eindeutig auf Koop ausgelegt und macht so auch am meisten Spaß. Im Team kriegt außerdem auch jeder Held noch eine zusätzliche Fähigkeit, das sogenannte Kampfgebet. Als Bogenschütze ziehen wir dann etwa einen Kreis zwischen uns und einem Verbündeten und frieren alle Feinde darin ein.
Ancaria sucht den Superclown
Aber warum eigentlich die ganze Kämpferei? Natürlich aus dem gleichen Grund, der fast jeden Fantasy-Helden zum Schwert greifen lässt: Ein böses Imperium – in diesem Fall das Ashen-Imperium des Dunkelelfen-Herrschers Zane – marschiert in das friedliche Land Ancaria ein und hat sich ein nur schwurbelig erklärtes Artefakt, das Herz von Ancaria, geschnappt.
Wie so viele Actionspiele erzählt Sacred 3 seine Story vor allem als Vorwand für immer neue Gemetzel und gibt sich wenig Mühe, eine fesselnde Handlung zu spinnen. Mühe steckten die Schreiber nur in eine Sache, und zwar uns ohne Unterlass mit einer peinlichen Witzelei nach der anderen zu bombardieren.
Ausnahmslos jede Figur hält sich in einer tragischen Fehleinschätzung für einen großen Komiker und wird nicht müde, uns das auch beweisen zu wollen. Da schwadronieren etwa die finsteren Generäle des Imperiums über ihren Speiseplan (Fischstäbchen und Nachos, haha), und wenn es Feuerbälle vom Himmel regnet, fühlen sich unsere Helden an ein spaßiges Dodgeball-Wochenende erinnert.
Je mehr wir dabei die Augen rollen, desto mehr solcher Sprüche schleudert uns das Spiel mit zunehmender Verzweiflung um die Ohren. Jeder Kollege, der während des Tests von Sacred 3 auch nur an unserem Zimmer vorbeispazierte und ein paar Zeilen aufschnappte, steckte danach den Kopf rein und wollte wissen, was wir da für einen Unfug am Laufen haben. Mehr als einmal waren wir versucht, einfach den Ton auszuschalten – echte Fantasy-Stimmung kam jedenfalls keine auf.
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