Mit Rune Factory: Guardians of Azuma bekommt die altehrwürdige Reihe einen weiteren Ableger, der der ideale Einstiegspunkt für Neulinge werden könnte. Das liegt nicht nur am neuen Japan-Setting, sondern auch an einigen Gameplay-Änderungen, die im Vergleich zum sperrigen Vorgänger Rune Factory 5 deutlich zugänglicher und spaßiger sind.
Bei einem Anspielevent konnte ich für 90 Minuten in der PC-Version Rüben ernten, Dungeons erkunden, Dörfer managen, gegen Monster kämpfen und einen Blick auf die Romanzen des Spiels werfen. Der erste Eindruck war ziemlich vielversprechend. Vor allem, wenn ihr die aktuellen Zelda-Teile mögt und euch Rune Factory 5 eher enttäuscht hat.
Was ist Rune Factory?
Rune Factory begann als Spin-Off der originalen Harvest Moon-Reihe, also sozusagen dem Urgestein des Farming-Sim-Genres, wie wir es heute kennen. Die Spiele mischen Feldarbeit, Beziehungen und voranschreitende Kalendertage mit RPG-Kämpfen.
Die bisherigen Teile waren in europäisch inspirierten Welten angesiedelt. Guardians of Azuma schickt euch erstmals in eine japanische Fantasy-Welt, in der ihr als klassische Heldenfigur die Menschen vor einer bösen Dämonen-Bedrohung schützen müsst.
- Release: Guardians of Azuma erscheint am 30. Mai für Nintendo Switch und PC.
Hier könnt ihr den Trailer für einen ersten Eindruck schauen:
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Rune Factory: Guardians of Azuma zeigt die neue Japan-Welt und Releasedatum im Gameplay-Trailer
Mehr Erkunden, mehr Zelda
Eine große Neuerung von Guardians of Azuma ist der Fokus auf Erkundung. Auch wenn ihr keine zusammenhängende Open World erwarten braucht, könnt ihr euch in recht weitläufigen Gebieten diesmal deutlich freier bewegen als im Vorgänger. Damit ist einmal das Layout der Umgebungen gemeint, aber auch die Steuerung der Spielfigur.
Anders als noch in Rune Factory 5 bestehen die Gebiete außerhalb der Stadt nicht nur aus netzartigen, schmalen Pfaden. Stattdessen erkundet ihr verschiedene Landschaften und vier Dörfer.
Das fühlt sich freier an, weil ihr jetzt beispielsweise springen könnt, um höher gelegene Orte zu erreichen. Daran knüpft auch eines der neuen göttlichen Werkzeuge an: Der Regenschirm. Beim Herumstreunen funktioniert dieser ähnlich wie der Gleiter aus Breath of the Wild. Nur Schwimmen geht leider nicht.
Die weitläufigen Gebiete zu erkunden hat mich beim Spielen öft an Links jüngste Abenteuer auf der Switch erinnert, auch weil es viel mehr kleine Geheimnisse und Orte wie Ruinen mit Loot zu entdecken gibt.
Dadurch fühlt sich das Erkunden deutlich belohnender an und ich mache regelmäßig ganz natürliche Schlenker, um herauszufinden, was z.B. hinter dem Berg da drüben versteckt sein könnte. Die Kämpfe fühlen sich jetzt ebenfalls mehr nach Zelda an, doch dazu später mehr.
Gewohntes Farming, aber deutlich zugänglicher
Am meisten positiv überrascht hat mich die überarbeitete Bedienung beim Farming. Ihr könnt in allen Dörfern auf Bauflächen Gebäude und Dekorationen platzieren, Felder anlegen und Pflanzen auf unterschiedlichen Bodenarten aussäen. Allerdings macht Guardians of Azuma die Feldarbeit erheblich angenehmer als im sperrig zu steuernden Vorgänger.
Das liegt vor allem daran, dass ihr jetzt auf den Bauflächen in die Vogelperspektive wechseln dürft. Von hier aus könnt ihr auf quadratisch gerasterten Arealen mit dem Cursor in Windeseile mehrere Felder anlegen, Samen aussäen und gießen - wie in einem Aufbauspiel.
Damit farmt und dekoriert es sich in Guardians of Azuma sehr schnell, übersichtlich und unkompliziert. Ihr könnt aber auch, wie aus anderen Farming-Sims gewohnt, mit eurer Figur zu jedem Feld einzeln gehen und alle Rüben per Hand in die Erde stecken. Selbst hier braucht ihr dafür aber weniger Klicks und verbringt nicht so viel Zeit im Inventarmenü wie in früheren Teilen.
Ebenfalls angenehmer ist das Aufsammeln von Ressourcen, die ihr für Quests und Crafting neuer Ausrüstung benötigt. Ihr bekommt Werkzeuge, mit denen ihr u.a. Erzbrocken und Bäume bearbeitet. Allerdings müsst ihr die nicht mehr einzeln anwählen und ständig zwischen ihnen wechseln.
Stattdessen nutzt die Spielfigur kontextbasiert das passende Tool, je nachdem, vor welcher Ressource sie steht. Dazu kommt, dass sich die Ausdauer vergleichsweise schnell wieder regeneriert und im Vergleich zu Titeln wie Stardew Valley oder Story of Seasons kein so großes Hindernis ist. Das sind schöne Änderungen, die Zeit und Nerven sparen.
Ganz neu: Dorfmanagement
Neben der vereinfachten Feldarbeit kommt auch ein ganz neues Element dazu. Dörfer können nun mit der Zeit ausgebaut werden, was neue Bewohner*innen anlockt. Diese NPCs haben unterschiedliche Fähigkeiten, wollen versorgt und beschäftigt werden.
Ihr teilt also Neuankömmlingen Jobs zu, die verschiedene Boni bringen. Neue Geschäfte verkaufen Materialien und generieren regelmäßig Geld, während Leute auf dem Feld Rohstoffe produzieren.
Wachstum lohnt sich, weil ihr darüber Buffs und Ressourcen bekommt. Allerdings solltet ihr darauf achten, dass alle Gemeinden genug Geld haben. Unzufriedenheit in der Bevölkerung führt zu weniger Ertrag und fehlenden Verbesserungen für euch selbst. Allzu hart sollen die Strafen aber nicht ausfallen, verspricht Entwickler Marvelous.
Wie motivierend dieses System ist, kann ich nach der kurzen Spielzeit noch nicht einschätzen. Hier kommt es in der Vollversion darauf an, ob das Balancing zwischen Belohnungen und Aufwand stimmt. Grundsätzlich ist es aber zusammen mit dem Dekorieren der Dörfer eine nette Idee, um die Siedlungen interessanter zu machen.
RPG-Kämpfe in Spielwelt und Dungeons
Beim Erkunden der Spielwelt und in den linearen Dungeons trefft ihr auf Monster, die euch an den Kragen wollen. Das schnelle Echtzeit-Kampfsystem setzt auf Ausweichen, Spezialfähigkeiten und bis zu drei Party-Mitglieder.
Neu sind Bögen und magische Angriffe durch Talismane. Im Nahkampf schlagt ihr mit Schwertern, schweren Waffen oder Doppelklingen zu. Jeder Waffentyp hat dabei einen eigenen Skilltree. Außerdem hängt die Effizienz von eurem Level und den Charakterwerten ab. Magische Talismane profitieren zum Beispiel von einem höheren INT-Wert.
Partymitglieder könnt ihr mit Items und Fähigkeiten anpassen und euch so ein Team mit Klassen wie Support oder Tank zusammenstellen. Die Gefechte werden durch simple Kombos und Spezialangriffe aufgelockert.
Außerdem könnt ihr jederzeit euren Bogen schnell mit der linken Trigger-Taste ziehen und frei zielen. Allein dadurch spielen sich die Gefechte viel dynamischer und erinnern erneut an Breath of the Wild, was mir sehr gut gefallen hat.
Auch auf dem hohen Schwierigkeitsgrad habe ich mich nicht groß herausgefordert gefühlt. Die unkomplizierten Kloppereien bieten sich zum entspannten Leveln und Grinden an, was in einem Cozy-Farming-Game Sinn ergibt. Ich würde mir in der Vollversion aber wünschen, dass wenigstens einige Bosskämpfe oder Endgame-Dungeons von mir verlangen, bewusst bestimmte Fähigkeiten und Builds abstimmen zu müssen.
Performance
Auf dem PC lief alles flüssig. Guardians of Azuma sieht im direkten Vergleich zu Rune Factory 5 deutlich hübscher aus, was auch am Kaschieren fehlender Details mit dem neuen und bunteren Cel Shading-Look liegt.
Etwas Sorgen mache ich mir noch um die Switch-Version. Teilweise waren ziemlich viele Gegner unterwegs. Zusammen mit Effekten durch Spezialangriffe und den größeren Arealen ist mitunter echt viel los. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Nintendo-Konsole in aufwendigen Situationen schlägt, vor allem nachdem der Vorgänger trotz schwacher Grafik auf der Hybridkonsole eine nervige Ruckelorgie war.
Viele Dates mit neuen Stimmen
Zuletzt dürfen auch romantische Beziehungen in keinem Rune Factory fehlen. Guardians of Azuma bietet insgesamt 16 Charaktere, die ihr besser kennenlernen, euch anfreunden oder heiraten könnt.
Neben 12 regulären Date-NPCs gibt es noch zwei Figuren als kostenpflichtigen DLC. Erstmals kommen außerdem die beiden Hauptfiguren mit oben drauf. Nachdem ihr euch zu Beginn für Subaru oder Kaguya entschieden habt, findet ihr den jeweils anderen Charakter in der Welt wieder.
Die Beziehungen lassen sich entweder über spezifische Questlines steigern oder ihr nehmt bis zu drei Figuren mit auf eure Abenteuer und kämpft gemeinsam mit ihnen.
Ich konnte bereits einen Blick auf die Quest von Iroha werfen und ihr helfen, einen Teeladen zu eröffnen. Über die Qualität der Dialoge will ich nach so kurzer Zeit noch kein Urteil verlieren, aber die neue Synchro hat mir bereits gut gefallen.
Die meisten Dialoge und Cutscenes sind jetzt nämlich vollständig vertont - wahlweise auf Englisch oder Japanisch. Das lässt die Figuren direkt viel menschlicher wirken und macht es deutlich leichter, eine emotionale Bindung aufzubauen.
Fazit der Redaktion

Maximilian Franke
Ich hatte mit Rune Factory 5 wirklich einige Probleme – von der Bedienung, über holprige Performance bis hin zur teilweise grausigen Grafik. Auf dem Weg zum Event war meine Erwartungshaltung deswegen eher vorsichtig. Mit Guardians of Azuma geht Marvelous aber viele der Kritikpunkte an und macht die Reihe nicht nur deutlich hübscher, sondern vor allem zugänglicher.
Die Mischung aus Farming und Action-RPG gibt es nicht allzu oft und mit der Annäherung an aktuelle Zelda-Spiele hat das Entwicklerteam in meinen Augen eine vielversprechende Mischung aus alten Tugenden und modernem, flüssigem Gameplay geschafft.
Offen bleibt noch die Frage, wie gut Langzeitmotivation, das Balancing der Strafen durch das Dorfmanagement und die Performance auf der Nintendo Switch funktionieren werden. Insgesamt hatte ich mit der Demo aber bereits viel Spaß und freue mich jetzt deutlich mehr auf den Release am 30. Mai.
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