Fallout-Fans hatten schon lange eine Theorie zum Vault-Tec-Maskottchen: Viele vermuteten hier nämlich, dass der "Vault Boy" nicht grundlos zwinkert und den Daumen nach oben hält, sondern tatsächlich abschätzen will, ob er weit genug von einer nuklearen Explosion entfernt ist. Die TV-Serie bestätigt diese Theorie jetzt sogar. Rein wissenschaftlich ist die Daumenregel aber schlicht falsch.
Die Daumenregel aus der Fallout-Serie hilft niemandem
In der ersten Folge der Fallout-Serie erklärt Cooper Howard seiner kleinen Tochter, wie die "Rule of Thumb", zu deutsch etwa Daumenregel, funktioniert. Sieht man eine nukleare Explosion in der Ferne, soll man demnach den Daumen davor halten.
Ist der Finger größer als die Pilzwolke, hat man eine Überlebenschance und sollte schleunigst in die andere Richtung rennen. Ist die Wolke größer ... naja, ihr könnt es euch denken.
Das ist ein cooler Lore-Schnipsel, der die Atomkrieg-Angst in der Welt von Fallout im Jahr 2077 ziemlich gut wiedergibt. Betrachtet man die Regel aber mal aus wissenschaftlicher Sicht, ist sie nicht wirklich aussagekräftig.
Wichtige Faktoren sind beispielsweise, ob es sich um eine Luft- oder Bodenexplosion handelt und welche Sprengkraft die Bombe überhaupt besitzt.
Fans haben etwa bereits berechnet, dass man bei einer Bombe der Größenordnung der "Fat Man" (20 Kilotonnen Sprengkraft), die im zweiten Weltkrieg auf Nagasaki abgeworfen wurde, rund 152 Kilometer entfernt wäre, wenn der eigene Daumen die Pilzwolke überdeckt:
Link zum Reddit-Inhalt
Absurderweise ist der tödliche Radius der Bombe aber um einiges kleiner. Neben der direkten nuklearen Energiefreisetzung und der Feuerblase im Zentrum der Explosion haben besonders die Druckwelle und thermische Strahlung einen direkten, größeren Radius. Sie können zu starken Verbrennungen und temporärer oder permanenter Blindheit führen.
Im Falle der "Fat Man" beträgt dieser Radius aber gerade einmal rund 4,5 Kilometer, wie sich der NukeMap des Nuklear-Historikers Alex Wellerstein vom Stevens Institute of Technology entnehmen lässt.
Selbst mit der größten jemals designten Atombombe, die ganze 100.000 Kilotonnen Sprengkraft besitzt, beläuft sich dieser Radius "nur" auf 91,8 Kilometer Radius – also noch immer mehr als genug, um mit ausgestrecktem Daumen einigermaßen sicher zu sein.
Wie sich der Fallout je nach Windrichtung ausbreitet, ist hier natürlich noch nicht mit einberechnet. Laut Gesundheitswissenschaftler Brooke Buddemeier würde der Fallout einer Bombe mit 10 Kilotonnen etwa 10 bis 20 Meilen in Windrichtung reisen. (via Inverse)
Rein wissenschaftlich steckt also nicht viel hinter der Daumenregel aus der Fallout-Serie. Nichtsdestotrotz passt sie aber hervorragend zum Retro-Futurismus der Reihe. Immerhin bedient sich Fallout viel bei der Atomkrieg-Angst in den USA während des Kalten Krieges.
Hier gab es unter anderem die "Duck-and-Cover"-Übungen, in denen Schulkinder gelernt haben, sich im Falle eines atomaren Schlages unter dem Tisch zu verstecken – etwas, das sicherlich etwas Schutz vor herabfallenden Trümmern geboten hätte, aber nicht wirklich vor der Strahlung einer atomaren Explosion geschützt hätte.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.