"Bitte, Mama! Nur noch fünf Minuten!", "Jaaahaa, Dad, ich komm ja gleich", "Ich muss nur noch eben speichern, versprochen!" Kommen euch diese Sätze bekannt vor? Wenn ich heute zurück auf mein Teenager-Ich blicke, dann tun mir meine Eltern einfach nur noch leid. Egal ob das Essen warm auf dem Tisch stand oder ich einfach mal weg vom PC und raus an die frische Luft sollte, der Sekundenkleber auf meinem PC-Stuhl war ein besonders guter.
Daher bin ich auch unglaublich froh, dass meine Liebe zum Roguelite-Genre erst später begann und die Verantwortung für mein Spielverhalten jetzt ganz bei mir liegt. Auch bin ich froh, dass Rogue Legacy 2 erst jetzt erschienen ist, denn lasst euch gesagt sein, das Actionspiel hätte meine Eltern in den Wahnsinn getrieben.
Dennis Michel
@DemiG0rgon
Geht Dennis seinen Eltern mal nicht auf den Nerv, spielt er leidenschaftlich gerne Roguelites und hat in den vergangenen 15 Jahren keinem Genre mehr Zeit gewidmet. In The Binding of Isaac: Rebirth, seinem absoluten Liebling, hat er über 2.000 Stunden versenkt und wahrscheinlich die dreifache Zeit mit Videos von Rogue-Tuber Northernlion verbracht.
Rogue Legacy 2 ist "Nur noch 5 Minuten: das Spiel"
Im Nachfolger des 2013 erschienenen Rogue Legacy wird erneut mit einem kleinen Ritter eine Burg gestürmt. Stirbt er oder sie, geht das Spielchen von vorn los. Soweit, so bekannt.
Was als erste große Neuerung aber direkt auffällt, ist die wunderschöne 2D-Cartoon-Optik, die im Vergleich zum Retro-Look des Vorgängers frisch und modern ausschaut und bei deren Anblick meine Mundwinkel automatisch nach oben wandern.
Doch die Optik von Rogue Legacy 2 ist lediglich die Kirsche auf dieser so unfassbar motivierenden Roguelite-Sahnetorte und warum das so ist, will ich euch unbedingt erklären. Zuvor macht ihr euch aber erst einmal selbst ein Bild vom Spiel:
Eine meisterliche Motivations-Spirale
Wenn ich die eine Sache nennen müsste, die mich an Roguelites- und likes am meisten fasziniert und packt, dann ist es der bei vielen Spielen wie Hades, Children of Morta oder Curse of the Dead Gods – das ihr übrigens gerade bei PS Plus abstauben könnt – so unglaublich fesselnde Motivations-Loop, der mir für Erfolge stets eine Belohnung ausspuckt und mich so vor den Bildschirm fesselt.
Rogue Legacy 2 ist in diesem Punkt einer der, wenn nicht sogar der beste Genre-Vertreter, den ich je gespielt habe. Und ja, ich habe in den vergangenen Jahren von Spelunky bis The Binding of Isaac über Enter the Gungeon dutzende Spiele gespielt und tausende Stunden im Genre versenkt.
Burgbau der Extraklasse: Auf jedem Run sammele ich Geld, das ich nach dem Bildschirmtod in den Ausbau meiner Festung investiere. Das bedeutet schlicht und ergreifend, dass ich eine von insgesamt 15 Klassen freischalte, Shops mit neuen Ausrüstungsgegenständen oder Zaubern eröffne, Werte wie Stärke und Leben dauerhaft erhöhe und, und, und, und, und!
Rogue Legacy 2 macht mich nach wirklich jedem (noch so miesen) Run stärker und wirft mir ein Leckerli vor die Füße, mit dem ich beim nächsten Anlauf gestärkt aufbreche und beim Kampf gegen die Feinde immer einen Tick besser vorbereitet bin. Zu keiner Sekunde kam bei mir bislang Frust auf, denn meine Zeit wird hier nicht vergeudet.
Eine herrliche Prise Metroidvania
Doch auch in den durchaus fordernden Runs, wo mir miese Fieslinge wie knochenschmeißende Skelette, fliegende Feuermagier oder tückische Fallen an jeder Ecke ans Ritterblech wollen, motiviert Rogue Legacy 2 – und das nicht nur aufgrund seiner geschmeidigen Hüpferei.
Hin und wieder sind mir kleine Challenge-Dungeons begegnet, in denen ich besonders knifflige Abschnitte meistern musste. Ist das geschafft, werde ich mal mit einem Flug-Dash belohnt oder ich kann die zuvor unleserlichen Tipps-Schriftrollen, die überall in den fünf unterschiedlichen Biomen verteilt sind, entschlüsseln. Also noch ein Leckerli, das mich motiviert und meine Spielerfahrung permanent aufwertet.
Unterwegs als furzende Diva
Jaha, in Rogue Legacy 2 steckt auch eine gehörige Prise Humor. Einer der Sorte, den man natürlich mögen muss. So sind Erbkrankheiten, die als Malus für eure Charaktere dienen, kein unwesentlicher Part vom Spiel und so kann es auch mal vorkommen, dass eurem an Reizdarm erkrankten Ritter alle paar Sekunden eine grüne Wolke aus dem Poppes kommt (die praktischerweise auch Gegner vergiftet).
Wo die einen mit den Augen rollen, da schreie ich "kreatives Spieldesign", denn Entwickler Cellar Door Games hat sich hier so allerhand Quatsch einfallen lassen. So ist mein Held mal eine Diva, die nur den Lichtkegel ihres Spotlights sieht, mal steht das ganze Bild Kopf oder mein Ritter hat eine Sehschwäche und nimmt die Spielwelt nur durch einen Schwarz-Weiß-Filter wahr.
Die Sache mit dem "alles steht Kopf" hat mich übrigens an mir selbst zweifeln lassen:
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Um mal ein wenig auf die negativen Punkte einzugehen: Nicht alle Krankheiten und Effekte sind clever oder lustig, einige auch aus dem Erstling, was keinen Kreativpreis gewinnt. Das Gute ist jedoch, dass ich stets zwischen drei Helden auswählen und so die faulen Rosinen aussieben kann.
Auch wird die Geschichte von Rogue Legacy 2 so präsentiert, dass ich bereits nach zwei Schriftrollen nur noch den Text wegklicke. Hier reicht das Spiel bei Weitem nicht an die Klasse eines Hades heran und auch bei verdammt coolen Item-Kombinationen haben Spiele wie The Binding of Isaac oder Enter the Gungeon glasklar die Nase vorn.
Und trotzdem: Wenn ihr ein unglaublich motivierendes und spaßiges Spiel mit tollem Gameplay-Loop sucht und 17 Euro (Steam) oder 20 Euro (Xbox Store) übrig habt, dann schlagt unbedingt zu. Rogue Legacy 2 wird zumindest in meiner Liste der besten Spielen des Jahres weit, weit vorne landen.
Was ist euer liebstes Roguelite bzw. Roguelike, schreibt es gerne in die Kommentare.
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