Seite 2: Rockstar Games-History - Der lange Weg zum Rockstar

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Wie die Lemminge

Die zweite Fima, ohne die es Rockstar, so wie wir es heute kennen, nicht geben würde, ist das Entwicklerstudio DMA Design. Bekannt werden sie bereits 1991 durch den Knobelklassiker Lemmings, in dem wir kleine, grünhaarige Männchen zu Hauf über den Jordan schicken, nur um letztendlich ein paar von ihnen dank spezialisierter Lemminge, die etwa Brücken bauen oder Löcher buddeln, vorbei an Fallen und Abgründen heil ins Ziel zu bringen.

Der Klassiker Lemmings: Dessen Entwickler DMA Design sollte sich langfristig zu Rockstar Games mausern. Der Klassiker Lemmings: Dessen Entwickler DMA Design sollte sich langfristig zu Rockstar Games mausern.

Die Liebe zum Detail liegt den Jungs von DMA schon damals im Blut. Mit dem finanziellen Erfolg kommt auch die Möglichkeit, etwas ganz Neues anzugehen. DMA Design entwickelt das Konzept für ein Spiel, in dem Polizisten Jagd auf Verbrecher und Temposünder machen. Race 'n' Chase lautet der Titel des Räuber-und-Gendarm-Titels, in dem man weder Unfug anstellen, noch auf den Gehweg ausweichen oder gar Fußgänger über den Haufen mähen darf - doof, da die KI so gut wie nicht vorhanden ist, und die hirnlosen Passanten wie Lemminge auf die Straße laufen.

Race'n'Chase: Der Vorläufer des ersten Grand Theft Auto.... Race'n'Chase: Der Vorläufer des ersten Grand Theft Auto....

Die erste Version davon landet auf Sam Housers Schreibtisch, und er findet es schrecklich. Da BMG Interactive aber dringend etwas auf den Markt bringen muss, fährt Sam kurzerhand zu DMA Design und erklärt der Truppe, wie aus dem detailverliebten, jedoch todlangweiligen Race 'n' Chase noch ein richtig gutes Spiel werden könnte. Autos klauen, Fahrer aus dem Sitz prügeln, zum Verkehrssünder werden, Passanten die Hölle heiß machen und Schießereien mit den Gesetzeshütern. Der erste »schwere Kraftfahrzeugdiebstahl« (was Grand Theft Auto wörtlich übersetzt bedeutet) ist geschaffen!

Kalkulierter Skandal

Damals, 1997, rasen wir noch in der Draufsicht durch die frei befahrbare Stadt, die an Metropolen wie New York, Miami oder San Francisco erinnert, und erledigen kriminelle Aufträge. Die Entwickler bauen Bezüge zu ihren Lieblings-Actionfilmen in das neue Konzept ein, in dieser Art hat es das noch nicht gegeben. Wir erinnern uns zum Beispiel an die »Speed-Mission« in der wir einen Bus steuern, der nicht langsamer werden darf.

Auch Housers Wunsch, mal selbst in die Rolle des bösen Buben zu schlüpfen, wird endlich umgesetzt. Als Verbrecher jede Menge Kohle zu scheffeln, ist das Hauptziel in Grand Theft Auto. Und es funktioniert hervorragend. Auch für BMG Interactive: Nicht zuletzt dank empörter Gewaltspiel-Schreie in den Medien, wie der englischen Boulevardzeitung The Sun, die sich an dem unmoralischen Spielprinzip von GTA stören und den Untergang des Abendlandes voraussehen, stürzen sich die zumeist jugendlichen Spielefans auf die Gangstersimulation.

So sah Grand Theft Auto 1 beim Erscheinen aus. So sah Grand Theft Auto 1 beim Erscheinen aus.

Ironischerweise sieht die deutsche Freigabestelle USK das alles gar nicht so wild und vergibt eine Freigabe ab 16 Jahren. Okay, die deutsche Version ist minimal angepasst … doch sind Blut und Gewalt hier weniger das Problem, denn stattdessen werden bloß die weiblichen Spielfiguren gesperrt. Wie 2012 bekannt wird, war viel des Dramas um die Reihe kalkuliert. Gezielte Skandale sorgten 1997 dafür, dass das Actionspiel in aller Munde ist.

Anstrengungen von Politikern das Spiel zu verbieten, waren nicht etwa hinderlich, sondern hilfreich. Was verboten ist, interessiert. Mike Dailly, Miterfinder von GTA, bestätigt die Strategie des PR Managers Max Clifford: »Max Clifford machte das alles möglich. Er hat den ganzen medialen Aufschrei orchestriert, er sorgte dafür, dass die Abgeordneten sich einschalten.«

BMG + DMA + Take 2 = Rockstar Games

GTA wird zwar ein beachtlicher Überraschungserfolg, dennoch will Bertelsmann die Spielesparte BMG Interactive mitsamt dem in der Entwicklung befindlichen GTA 2 loswerden. Man fürchtet um sein gutes Image und findet auch bald einen glücklichen Käufer: Der Publisher Take 2 Interactive übernimmt BMG Interactive 1998 für rund 14 Millionen US-Dollar mitsamt Chef Sam Houser, und gemeinsam benennen sie die Firma um.

Der Name soll schmissig sein, in den Köpfen der Leute hängen bleiben und für etwas Großes stehen: Rockstar Games ist geboren! Bereits ein Jahr nach der Übernahme von BMG Interactive erscheint Grand Theft Auto 2. Das Spielprinzip und die Optik haben sich kaum verändert, jedoch gibt es erstmals unterschiedliche Gangs, und die optionalen Taxi- und Busfahrer-Quests werden eingeführt. Außerdem sind die Charaktere vielschichtiger und die Waffenauswahl größer.

Bei der Übernahme einer einzigen Firma bleibt es aber nicht. Über die Jahre wächst die Rockstar-Familie zusehends. 1999 verleibt sich Take 2 auch DMA Design ein und gründet damit das heutige Rockstar North. Wer aufgepasst hat, dem fällt auf, dass die ersten beiden GTA-Teile genau genommen gar nicht von Rockstar stammen, sondern erst der dritte Titel, der sich im Jahr 2001 von der Draufsicht verabschiedet und die Reihe mit der Third-Person-Perspektive revolutioniert.

Auch wenn die ersten zwei Spiele eigentlich gar nicht unter dem Rockstar-Banner entstanden sind, gehören ab der Entwicklung von GTA 3 alle kreativen Köpfe, Entwickler, Produzenten und alle Lizenzen zu den Rockstars. Deshalb verbinden wir heute den Namen Rockstar Games bereits mit dem ersten GTA.

Grand Theft Auto - History - Special-Video: Die Geschichte der GTA-Reihe Video starten 17:04 Grand Theft Auto - History - Special-Video: Die Geschichte der GTA-Reihe

Das Rockstar-Imperium

Kurz nach Rockstar North werden Rockstar Toronto in Kanada und Rockstar Lincoln in England gegründet. Und es folgen noch mehr Studios: Aktuell gibt es insgesamt acht Außenposten, die jeweils an ihrer eigenen Logofarbe erkennbar sind. Mit Rockstar North (blau), Japan (weiß mit rotem Punkt), Leeds (weiß), Lincoln (gelb), London (pink), New England (schwarz), San Diego (lila) und Toronto (rot) verteilen sich die Tochterstudios heute über den ganzen Erdball, jedoch werden nicht überall Spiele entwickelt.

Rockstar Japan etwa wird 2005 gegründet und ist bis heute lediglich für die Lokalisierung der Titel für den japanischen Markt zuständig, Rockstar London entsteht ebenfalls 2005 und kümmerte sich ursprünglich um Lokalisierung und Qualitätssicherung, doch als 2006 die Studios in Wien geschlossen werden, vollendet das Londoner Studio die Arbeiten am in Deutschland beschlagnahmten Manhunt 2 und befasst sich mit der PSP Fassung von Midnight Club: Los Angeles.

Die Xbox 360- und PlayStation 3-Versionen des Rennspiels werden hingegen bei Rockstar San Diego (vormals Angel Studios) entwickelt. Dort entsteht neben der erfolgreichen Midnight Club-Rennserie auch die Rockstar-eigene RAGE-Engine und in Zusammenarbeit mit dem Hauptsitz Rockstar North das Meisterwerk Red Dead Redemption.

Red Dead Redemption - Test-Video ansehen Video starten 10:12 Red Dead Redemption - Test-Video ansehen

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