Manchen Menschen im Internet, wenn man es pauschal formulieren will, kann man es einfach nicht recht machen: Da gibt es doch tatsächlich Leute, die Rocket League nicht mögen, weil eine Art Hype um das Spiel stattfindet. Dabei ist der Autofußball-Titel eben kein tausendfach angekündigter Blockbuster, sondern der Überraschungserfolg des Jahres 2015.
Der simplen, aber fordernden Spielmechanik sind hunderttausende Spieler auf der ganzen Welt verfallen, zur »Prime Time« düsen täglich fast 80.000 Zocker durchs virtuelle Stadion. Auch wir rasen seit dem Test mit viel Freude dem Ball hinterher und haben unsere Erfahrungen der vergangenen Monate protokolliert.
Hat Entwickler Psyonix die Serverprobleme in den Griff bekommen? Haben die Updates und kostenpflichtigen DLC-Packs das Spiel verändert, vielleicht noch besser gemacht? Im Kontrollbesuch nehmen wir die wichtigsten Neuerungen und Änderungen unter die Lupe.
Original-Test
In unserem Haupttest zu Rocket League erläutern wir das Spielprinzip genauer. Im Kontrollbesuch gehen wir vor allem auf die Änderungen und Neuerungen ein.
Matchmaking? Läuft!
Ein zentrales Thema unseres damaligen Tests vorweg: Die Server laufen rund, trotz der immer noch sehr hohen Spielerzahlen. Dauerte es in den ersten Wochen aufgrund des bockigen Matchmakings noch bis zu einer Stunde, bis eine Partie zustande kam, finden wir Online-Matches nun in Sekundenschnelle. Leider gibt es eine spürbare Einschränkung: Spielt man als Europäer auf Servern anderer Kontinente, treten immer wieder Lags auf, bei denen der Ball oder Spieler wild über den Bildschirm hüpfen.
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Dieses Problem lässt sich im Hauptmenü größtenteils umgehen, indem man sich bei der Match-Suche auf EU-Server beschränkt - allerdings treten auch hier gelegentlich Zocker aus Übersee an, die wegen niedriger Ping-Zahlen zum Flummi werden können. Bei einem Spiel wie Rocket League, das von seiner präzisen Steuerung und dem richtigen Timing lebt, kann das schon etwas ärgerlich sein. Insgesamt sind die Technikprobleme aber viel seltener geworden, Lags sind nur noch eine Randerscheinung.
Würfel-Glück
Große Hoffnungen haben wir seinerzeit in die Download-Erweiterungen von Rocket League gesetzt. Schließlich war die mickrige Auswahl an Spielmodi ein Hauptkritikpunkt in unserem damaligen Test. Betrachten wir nur die Matches selbst, wurden unsere Erwartungen erfüllt: Die Mutatoren zum Beispiel haben uns als Teil eines kostenlosen Updates wochenlang unterhalten. Dabei wird die klassische Spielvariante »3 vs. 3« durch neue, zufällige Parameter aufgefrischt. So ist der Ball zum Beispiel auf Übergröße aufgepumpt oder flitzt als sprunghafte Minikugel über das Spielfeld.
Rocket League auf Xbox One
Im Februar 2016 gehen auch Xbox-One-Spieler in Rocket League auf Torejagd. Dort warten dann exklusive Fahrzeuge wie der Armadillo, bekannt aus Gears of War, sowie der Hogstick, eine Hommage an die Halo-Reihe. Eine Crossplay-Funktion, die PS4- und PC-Spieler gemeinsam oder gegeneinander antreten lässt, wird es auf der Xbox One allerdings nicht geben.
Unser Favorit ist aber der Würfel-Mutator: Das viereckige Spielgerät sorgt für viele absurde Spielsituationen, wenn es vermeintlich hundertprozentige Torchancen durch sein eigenwilliges Sprungverhalten zunichtemacht. Oder besser: machte. Denn als offizielle Playlist ist das »Mutator-Mash-Up« schon wieder gestrichen, dafür gibt es nun Eishockey. Das ist einerseits verständlich, weil die Entwickler ihre Neuheiten in den Mittelpunkt stellen wollen, andererseits aber schade, spräche doch nichts dagegen, einfach beides anzubieten.
Scheibenschießen
Die Eishockey-Variante spiegelt den simplen und doch komplexen Charakter des Spiels wider: Die Entwickler machen aus dem Ball einfach einen Puck - und schon ist alles anders, fühlt sich aber gleichzeitig vertraut an. Die üblichen weiten Pässe sind zum Beispiel nicht möglich, deshalb gewinnt die Bande an Bedeutung: Wer offensiv vorgehen will, schubst den Puck einfach an den Wänden entlang - so flutscht die Scheibe mit etwas Glück fast von selbst ins Tor.
Das sorgt mitunter für haarsträubende Szenen, denn die »Puckphysik« wird sehr genau berechnet. Schlingert das Ding auf die Seite, kann es sein, dass es durch die Drehung doch noch vom Pfosten abprallt. Schade ist eigentlich nur, dass die Entwickler bei der Hockey-Umsetzung nicht konsequent genug waren: Die Eisfläche ist schlicht nicht glatt genug, und das Fahrverhalten der Flitzer wird nicht beeinflusst. Dabei hätten heftige Rutschpartien den Spaßfaktor noch erhöht.
Insgesamt ist das Eishockey-Update aber die beste Neuerung seit der Veröffentlichung des Fun-Racers im Juli 2015 - erfüllt allerdings trotzdem nicht unsere Erwartungen an echte neue Spielmodi. Mit »echt« meinen wir, dass es Alternativen zu Ranglistenspielen geben müsste, zum Beispiel Turniere - ob nun über Wochen, Tage oder wenige Stunden. Pro Evolution Soccer 2015 etwa hat gezeigt, dass knackig-kurze Cups (eine Stunde Vorrunde, danach Playoffs) gewaltig motivieren können.
Probefahren lohnt sich
An dieser Stelle ein wenig Asche auf unser Haupt: Im Test zu Rocket League waren wir nicht präzise genug. Die Autos haben zwar nach wie vor tatsächliche keine offensichtlichen Unterschiede, zum Beispiel Zahlenwerte oder Balken für Beschleunigung und andere Parameter, spielen sich aber doch jeweils ein wenig anders - was auch die kostenpflichtigen Downloads interessant macht.
Wir sind zum Beispiel lange den Jeep Roadhog gefahren, bis wir das »Supersonic Fury Pack« gekauft und Takumi ausprobiert haben. Diese Hommage an japanische Drift-Cars hat einen deutlich kleineren Wendekreis und ist sehr beweglich. Echte Vorteile kann man mit DLC-Autos aber nicht erkaufen, weil sie auch Schwachpunkte mit sich bringen.
Im Falle von Takumi zum Beispiel macht die empfindliche Steuerung das Treffen des Balls schwerer, genau wie die kleinere Karosserie. Zumal schon die Auswahl der Standardautos die Bandbreite von »groß und schwer« bis »schmal und wendig« abdeckt. Pay2Win würde zu Rocket League auch nicht passen - schließlich lebt das Spiel bis heute von seiner fairen und ausgewogenen Spielmechanik, die das Können des Spielers in den Mittelpunkt stellt.
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