Das ausschließlich für Xbox One und Xbox 360 erhältliche Rise of the Tomb Raider brachte wieder frischen Wind in die Traditionsserie. Nach dem 2013 veröffentlichten Reboot gelang es dem Team von Crystal Dynamics im neuesten Tomb-Raider-Spiel, typische Elemente der Reihe zurückzubringen und mit moderner Technik und tollen Ideen zu würzen.
Im Fokus des Action-Abenteuers steht weiterhin die weltberühmte Archäologin Lara Croft. Sie ist nicht nur eine der bekanntesten Videospielcharaktere überhaupt, sondern eine Ikone der Popkultur. Lara war etwa im Kino in zwei Filmen mit Angelina Jolie in der Hauptrolle zu sehen und hatte im Video-Clip zum Song »Männer sind Schweine« der Band Die Ärzte einen unvergessenen Gastauftritt. Kein Wunder also, dass die Entwickler für Rise of the Tomb Raider weder Kosten noch Mühen scheuten und die Heldin in einem aufwändigen Prozess zu neuem Leben erweckten.
Ein bekanntes Gesicht
Rise of the Tomb Raider basiert auf der leistungsstarken Foundation Engine, die Crystal Dynamics seit einigen Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. Für die Motion-Capturing-Aufnahmen stand wie schon im Vorgänger die Schauspielerin Camilla Luddington vor der Kamera. Die 32-jährige Britin trat bereits in TV-Serien wie Grey's Anatomy oder Californication auf.
Für die umfangreichen Zwischensequenzen und Gameplay-Passagen wurden Camillas Bewegungen und vor allem ihre Mimik gescannt. Im Vergleich zu früheren Produktionen setzte Crystal Dynamics in diesem Fall auf das Mova-System.
Ältere Scan-Verfahren benutzten auf dem Gesicht der Schauspieler aufgebrachte Punkte und konnten so bis zu 90 Referenzwerte erfassen, anhand derer später die Mimik am Computer nachgebildet werden konnte. In dem bei Rise of the Tomb Raider angewandten System aber wurde Camilla Luddington ein fluoreszierendes Spray auf das Gesicht aufgetragen. Durch spezielles Licht war es so möglich, bis zu 7.000 Referenzpunkte zu erzeugen. Das Ergebnis ist beeindruckend: Selten zuvor wurde eine Darstellerin so lebensecht in ein Videospiel übertragen.
Die Details machen den Unterschied
Wenn man die Gesichter von Camilla Luddington und Lara Croft vergleicht, stellt man jedoch schnell fest, wie sehr sich die beiden voneinander unterscheiden. Genau das war den Grafik-Designern auch besonders wichtig: Lara sollte nicht wie Camilla aussehen, sondern weiterhin ihre eigene Identität und ihre eigene Persönlichkeit besitzen. Wie Senior Character Technical Artist Jon Robins gegenüber dem US-Magazin Polygon bestätigte, gab es einen Punkt in der Entwicklung von Rise of the Tomb Raider, an dem Lara »zu echt« und »wie Camilla« aussah.
In langer Feinarbeit verlieh man also Lara mit Filtern, Schattierungen und Oberflächentexturen einen eigenen Charakter. Die Augen der Heldin waren dabei eine ganz besondere Herausforderung, sie transportieren schließlich Emotionen und Leben. Wirken sie in einem so realistischen Spiel wie Rise of the Tomb Raider künstlich, würde schnell die Illusion einer lebendigen Figur zerbrechen.
Die Macher des Spiels griffen daher zu komplexen Spiegel- und Lichteffekten, um Laras Augen lebendig erscheinen zu lassen. Hier zählen die Details: Am unteren Augenlid beispielsweise fügten die Grafik-Designer eine zusätzliche Ebene Feuchtigkeit ein, um die dort auftretende Tränenflüssigkeit zu simulieren.
Laras neue Stimme
Im 2013 veröffentlichten Reboot Tomb Raider lieh die aus Filmen wie Keinohrhasen oder der ARD-Krimiserie Tatort bekannte Schauspielerin Nora Tschirner Lara Croft ihre Stimme. Ihr etwas rotziger Unterton passte ausgezeichnet zu der noch jungen Videospielheldin. Für Rise of the Tomb Raider suchte man jedoch eine neue, reifere Stimme - und fand sie mit Synchronsprecherin Maria Koschny.
Die 34-jährige Berlinerin ist unter anderen die deutsche Stimme von Jennifer Lawrence in Die Tribute von Panem oder von Mystique aus X-Men: Zukunft ist Vergangenheit. Sie gewann 2015 den Deutschen Hörbuchpreis für ihre Lesung des Jugendbuchs »Das Jahr, nachdem die Welt stehen blieb« von Clare Furniss.
Koschny interpretiert Lara deutlich anders und verleiht dem inzwischen erwachsenen Spielcharakter mehr Tiefe und Ernsthaftigkeit. Sie unterstreicht somit ein wichtiges Thema im Spiel und hat maßgeblichen Einfluss auf die vermittelte Stimmung.