Vom Killer zum Kellner
Schleichspiele haben Anfang der 2000er-Jahre Hochkultur, nach Solid Snake steht Ende 2002 auch ein gewisser Sam Fisher in den Startlöchern. Doch weder bei Metal Gear Solid noch bei Splinter Cell fühlen wir uns so herrlich hinterhältig wie als Agent 47 - ganz besonders während unserer Lieblingsmission in Sankt Petersburg: Dort infiltrieren wir die deutsche Botschaft, um einen russischen General auszuschalten.
Die ICA hat vor dem Gebäude ein Paket mit Ausrüstung versteckt, unter anderem Gift - damit lässt sich bestimmt etwas anstellen. Da der Haupteingang gut bewacht ist, schleichen wir durch den Lieferanteneingang, besorgen uns ein Kellner-Outfit und schnappen uns in der Küche ein Glas Champagner.
Das Getränk wird nun mit dem Gift »veredelt« - und wir lassen es uns nicht nehmen, der Zielperson das Glas höchstpersönlich zu kredenzen. Wenn wir jetzt noch ungesehen den Aktenkoffer auftreiben und entkommen, erreichen wir ohne einen Schuss abzufeuern alle Ziele. Genau diese Heimlichkeit, das Gefühl der Überlegenheit ohne Waffeneinsatz, machen Hitman 2 so großartig.
Das merkt man erst recht, wenn man den direkten Weg wählt: Fast jede Mission des Spiels lässt sich auch mit roher Waffengewalt lösen. Aber dann entpuppt sich das Ganze als mittelmäßiger Shooter, die Spannung verpufft im Mündungsfeuer. Zumal die Schießereien auf den höheren Schwierigkeitsgraden ziemlich schnell schiefgehen können. Also schleichen wir weiter durch die Missionen und probieren immer wieder neue Lösungswege aus, um mit maximaler Assassinen-Wertung durch die Levels zu kommen.
Finale im Gotteshaus
Man ahnt es schon: Die Entführung Vittorios ist nur Teil eines großen Komplotts, in das Agent 47 immer tiefer hinein gerät. Das Finale gegen den Bösewicht findet dann stilecht in einem Gotteshaus statt - Action-Regisseure wie John Woo hätten ihre helle Freude an diesem Szenario. Aber so verlockend »Run and Gun« mit zwei Pistolen hier auch klingen mag, es ist nach wie vor nicht die beste Taktik.
Stattdessen bleibt Agent 47 seiner hinterhältigen Linie bis zum Ende treu. Die Erkenntnis am Schluss ist so konsequent wie bitter: Die Vergangenheit vergessen, niemandem vertrauen und selbst für Gerechtigkeit sorgen - so kennen wir den Hitman bis heute.
Einem Agent-47-Zitat aus dem Abspann müssen wir - aus Sicht des Spielers - aber widersprechen: »Ich habe immer gewusst, dass ich nicht in diese Welt gehöre. Ich wurde dafür nicht gemacht.« Doch, du wurdest dafür gemacht und gehörst hierher - in die Welt der Videospiele. Denn mit deinem eiskalten Blick, dem schicken Anzug und deinen zwei Pistolen lässt du in Sachen Coolness sogar Meister-Schleicher wie Solid Snake oder Sam Fisher vor Neid erblassen.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.