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Retro Hall of Fame: Amplitude - Die Mutter aller Guitar Heroes
»Wir hatten damals ja nichts!« Endlich können wir diesen Alte-Leute-Satz in der Retro Hall of Fame mal anbringen. Okay, etwas haben wir im Jahr 2003 schon, und zwar eine ziemlich teure PlayStation 2 für 869 D-Mark samt Gamepad. Aber echte Gitarrencontroller oder ein Plastikschlagzeug gibt es nicht - und doch fesselt uns seinerzeit ein Musikspiel vor den TV-Bildschirm.
Nur mit drei Schultertasten und dem Steuerkreuz rocken wir durch Amplitude, dreschen auf virtuelle Trommeln ein, schrammeln Gitarrenriffs oder hauen in die Keyboard-Tasten. Prinzipiell funktioniert das Spiel dabei wie Guitar Hero, wir versuchen also, die auf einer Tonspur auftauchenden Symbole im richtigen Moment per Knopfdruck zum Klingen zu bringen.
Der große Unterschied ist die musikalische Bandbreite: Während in Guitar Hero (zumindest bei den ersten Serienteilen) nur Gitarren- und Basssaiten gezupft werden, bearbeiten wir in Amplitude gleich sechs Spuren vom Schlagzeug bis zum Gesang. Die allgemeine Ähnlichkeit ist kein Zufall: Amplitude stammt von den gleichen Entwicklern wie Guitar Hero, dem US-Studio Harmonix.
Schon 2001 stellt das Team ein Musikspiel namens Frequenzy fertig, das seinerzeit aber komplett an uns vorbeigeht. Oder besser »vorbeirockt«, denn schon dieses Frühwerk ist ein genialer musikalischer Reaktionstest. Als 2003 schließlich der GamePro-Kollege André Horn die Redaktion mit Amplitude aufmischt, weicht die Skepsis einem rhythmischen Kopfnicken. Denn als wir die ersten Noten treffen, sodass unsere »eigene« Musik aus den Boxen dröhnt, lassen wir den Controller so schnell nicht mehr los.
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Fragwürdige Musik, aber geniale Mechanik
Schon die Musikauswahl zeigt, dass Amplitude irgendetwas Besonderes an sich haben muss. Denn Bands wie Garbage, Weezer oder Run-DMC würden wir seinerzeit bestimmt nicht in unseren CD-Player (antikes Abspielgerät für Musik auf Silberscheiben) einlegen - bei Amplitude allerdings sitzen wir mit wippendem Fuß vor dem Fernseher, um jede Spur, jeden Ton der Songs zu treffen.
Sogar die damals beliebten Rap-Passagen quer durch alle Genres machen uns plötzlich Spaß, als wir bei einem P.O.D.-Song »Boom! Here comes the Boom!« aus den mickrigen Boxen neben unserem Röhrenfernseher hören. Solche ungeahnte Freude basiert auf dem simplen, aber süchtig machenden Spielprinzip: Das rhythmische Knöpfchendrücken ist einerseits schnell durchschaut, andererseits schwer zu meistern - gerade auf den höheren Schwierigkeitsgraden.
Richtig anspruchsvoll ist es bei Amplitude, alle Tonspuren gleichzeitig zum Klingen zu bringen. Denn dafür muss man mit den drei Tasten nicht nur die einzelnen Noten treffen, sondern auch noch blitzschnell mit dem Steuerkreuz zwischen den sechs Spuren wechseln, um an der richtigen Stelle einzusteigen.
Bei Guitar Hero zum Beispiel gibt es bei den meisten Songs immer mal wieder Pausen zum Durchatmen. Amplitude dagegen hält das Tempo konstant hoch. Nur wer alle Elemente nacheinander möglichst schnell meistert, bekommt neben reichlich Punkten eine kurze Verschnaufpause - bis der nächste Abschnitt des Songs beginnt.
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