Die Krux des Spiels: Das letzte Drittel
An den ersten zwei Dritteln von Resident Evil 7 gibt es deshalb wenig bis gar nichts auszusetzen. Zu bedrohlich, zu gut inszeniert Capcom das heruntergekommene Baker-Anwesen mit seinen zahlreichen Geheimgängen, widerwärtigen Details und seinen durchgeknallten Bewohnern. Das ändert sich aber nach dem großen Zwischenbosskampf. Denn zu diesem Zeitpunkt verlassen wir das Baker-Anwesen und besuchen noch zwei weitere Schauplätze, die aber sowohl spielerisch als auch atmosphärisch nicht mit dem morbiden Zauber von Haupthaus und altem Haus mithalten können.
Das liegt zum einen an den kaum noch vorhandenen Rätseln, zum anderen an der fehlenden Gegnervariation. Wir treffen nur noch auf die beiden Molded-Varianten, die aber spätestens mit dem Aufklauben der Maschinenpistole keine wirklich große Bedrohung mehr darstellen. Es fehlen die wirklichen Überraschungen. Wenn es mit großen Schritten auf das Finale zugeht, fällt Resi 7 sogar in alte Action-Muster zurück, es wird fast nur noch geballert. Immerhin: Zum Ende nimmt die Geschichte nochmal Fahrt auf, und es klärt sich auch, warum das Spiel »Biohazard« im Titel trägt. Alles gipfelt schließlich in einem optisch opulenten, aber spielerisch leider auch ziemlich unspektakulären Endboss-Finale.
Season Pass / DLC
Auch nach dem Release wird Capcom Resident Evil 7 mit neuen Inhalten versorgen. Mehrere DLC-Pakete sind in Planung, die Teil des Season Pass für das Horror-Spiel sind. Bis zum 31. Dezember 2017 sollen insgesamt drei DLC-Pakete erscheinen. Die beiden ersten Pakete tragen die Titel »Verbotenes Filmmaterial 1« und »Verbotenes Filmmaterial 2«, die jeweils zwei spielbare Episoden beinhalten (1: »Alptraum« und »Schlafzimmer & Ethan muss sterben«; 2: »21« und »Töchter & Jacks 55. Geburtstag«).
Der dritte DLC ist eine zusätzliche Story-Episode, in der wir nicht in die Rolle des Hauptcharakters Ethan schlüpfen, sondern die einer anderen Figur übernehmen. Neben diesen kostenpflichtigen Inhalten erwartet Resi-7-Spieler zukünftig auch der Gratis-DLC Not A Hero. Der Season-Pass für die PS4-Version kostet aktuell circa 30 Euro, für die Xbox-One-Fassung ist er für 25 Euro erhältlich. Der Season-Pass ist auch Bestandteil der Deluxe Edition von Resident Evil 7.
Verpasste Chancen
Nicht nur beim Endkampf macht Resident Evil 7 etwas zu wenig aus seinen guten Ansätzen. Verpasste Chance Nummer eins: Von der morbiden Gruppendynamik der Essensszene zu Beginn des Spiels in der Baker-Familie kommt später nichts mehr rüber, weil sich die Mitglieder über das gesamte Gelände verteilen.
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Verpasste Chance Nummer zwei: Etwa in der Mitte des Spiels müssen wir eine vermeintlich elementare Entscheidung treffen. Das ist prinzipiell sehr cool, weil wir das nicht erwartet haben und wirklich länger überlegen müssen, die Entscheidung wirkt sich danach aber lediglich auf eine einzige Zwischensequenz aus. Weitere Konsequenzen oder gar ein alternativer Handlungsverlauf resultieren nicht daraus - schade.
Schaurig-schöne Technik
Dafür punktet die Präsentation des Spiels mit sehr atmosphärischen Licht- und Schatteneffekten, vielen Details in den Umgebungen und enorm plastisch wirkenden Molded-Gegnermodellen. Nur die Clipping-Fehler nerven: Wenn wir einem Molded eine Tür vor der schleimigen Nase zuwerfen, ragen Arme und Kopf hin und wieder durch die virtuelle Barriere. Zartbesaitete Naturen sollten übrigens nicht nur wegen möglicher Angstzustände vorsichtig sein: Resident Evil 7 geizt nicht mit expliziter und detaillierter Gewaltdarstellung, beispielsweise werden fröhlich Gliedmaßen abgehackt, Köpfe in der Mitte geteilt und Fingernägel herausgerissen.
Der Sound sorgt dagegen für deutlich subtileren Grusel und nimmt den Spieler komplett gefangen. Wenn wir einen Gang entlangschleichen und plötzlich ein Fenster klappert oder die Dielen knarzen, zucken wir unweigerlich zusammen. Die deutsche Sprachausgabe ist ebenfalls sehr gut gelungen, sämtliche Sprecher passen hervorragend zu ihren Rollen. Einziges Plus der optional anwählbaren englischen Sprachfassung: der kernige Südstaaten-Akzent der Bakers.
Unterschiede PS4/PS4 Pro
Wer Resident Evil 7 auf der PS4 Pro spielt, bekommt ein etwas schärferes Horror-Erlebnis als auf der normalen PS4. Die Durchzeichnung von Details ist besser, gerade Feinheiten wie Blätter kommen dadurch noch besser zur Geltung. Die Auflösung wird auf der Pro auf 4K hochskaliert, außerdem gibt es HDR-Unterstützung.
Das kommt nach dem Durchspielen
Auf dem normalen Schwierigkeitsgrad dauert Resident Evil 7 etwa zehn Stunden. Danach werden einige Goodies freigeschaltet, zum Beispiel eine besonders mächtige Pistole, die den Vornamen eines anderen bekannten Resident-Evil-Charakters trägt. Außerdem sind überall im Spiel Münzen und kleine Figuren versteckt. Erstere können wir an manchen Speicherpunkten gegen Upgrades wie Steroide eintauschen, Letztere geben ebenfalls einen Bonus, wenn wir alle gefunden haben.
Den größten Wiederspielreiz dürfte aber der »Irrenhaus«-Schwierigkeitsgrad bieten, den man ebenfalls nach einmaligem Durchspielen aktiviert. Vorbesteller des Spiels dürfen sogar von Beginn an auf diesem Schwierigkeitsgrad loslegen. Hier gibt es unter anderem keine Checkpoints mehr, die Gegner sind stärker und bewegen sich schneller, und an Kassettenrekordern kann nur gespeichert werden, wenn man eine entsprechende Kassette hat. Eine echte neue Herausforderung, die fast schon eine Garantie für das ist, was wir schon im ersten Durchgang haben: volle Hosen.
Resident Evil 7: Die VR-Killerapplikation
Resident Evil 7 lässt sich auf Wunsch komplett mit Sonys VR-Headset durchspielen. Sämtliche Waffen und Spielfeatures des »normalen« Spiels stehen zur Verfügung, bei der VR-Variante müsst ihr also keine Abstriche in Kauf nehmen. Wir haben Resi 7 sowohl in 2D als auch in VR gespielt und sind begeistert. In der dritten Dimension gewinnt die ohnehin schon intensive Atmosphäre des Spiels noch einmal eine ganze Ecke hinzu.
Viele Details und Objekte in den Levels wie Baumstämme oder auch das widerliche Gedärm, das uns Jack beim Essen in den Mund stopfen will, wirken ungemein plastisch und dadurch noch greifbarer, ebenso wie die Charaktermodelle von Mia, den Bakers und den Molded.
Bei der Bewegung habt ihr vielfältige Einstellungsmöglichkeiten, ihr könnt zum Beispiel das Drehen des Charakters stufenweise in 30-, 45- oder 90-Grad-Schritten anpassen und die Laufgeschwindigkeit anpassen, um Übelkeit vorzubeugen. Alternativ könnt ihr euch aber auch stufenlos um die eigene Achse drehen, was uns beim Anspielen keine Probleme bereitete. Irritierend ist lediglich, dass man mit Kopfbewegungen das Fadenkreuz der Waffen bewegt und dass Zwischensequenzen klar als solche erkennbar werden.
Während ihr bei der 2D-Version nahezu keine Unterschiede zwischen Spielgrafik und Filmsequenz sehen könnt, werden in der VR-Version Storyschnipsel wie ein Video auf einer virtuellen Leinwand abgespielt - ohne den plastischen Effekt der Spielszenen. Das ist insbesondere bei Szenen aus der Egoperspektive (z.B. werden wir nach der ersten Begegnung mit Jack Baker weggeschleppt) ein merkbarer Bruch, aber angesichts der ansonsten fantastischen Atmosphäre nur ein kleines Ärgernis. Mit PlayStation VR ist das Spielerlebnis somit noch besser als »normal«, alle Horrorfans mit PS4 sollten spätestens für Resident Evil 7 über die Anschaffung einer PSVR nachdenken. Resi 7 zeigt eindrucksvoll, wie Spiele dadurch gewinnen können!
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