Die PS3 ist für viele Klassiker zu einer Art Gefängnis geworden. Aufgrund ihrer einzigartigen Architektur ist eine Abwärtskompatibilität auf der PS4 beziehungsweise PS5 kaum möglich, etliche Titel haben daher nie den Sprung auf eine neuere Generation geschafft.
Darunter auch der Wildwest-Meilenstein Red Dead Redemption, der bislang unangetastet auf der PS3 verweilte.
Nun hat sich Rockstar Games jedoch ein Herz gefasst und bringt den Redemption-Erstling als maßgeschneiderte Portierung auf die PS4 beziehungsweise via Abwärtskompatibilität auf die PS5.
Ist es die bisher beste Version des Spiels? Wir sind da ein wenig zwiegespalten, obwohl wir sogar so weit gehen würden, der Portierung den Remaster-Stempel aufzudrücken.
Endlich zieht die PlayStation mit der Xbox gleich
Während PlayStation-Fans jahrelang in die Röhre gucken mussten, sah die Lage von Red Dead Redemption auf der Xbox One X und dann auch den Series X|S-Konsolen ein ganzes Stückchen besser aus.
Die Xbox 360-Fassung läuft auf der Xbox Series S nämlich in 1440p, bei der Xbox One X und Xbox Series X sind sogar echte 4K drin.
Mit der Neuveröffentlichung ziehen die PlayStation-Konsolen nach, hier haben wir folgende Werte ermittelt:
- PS4: 1080p
- PS4 Pro: 2160p
- PS5: 2160p
Red Dead Redemption ist auf Sonys Konsolen nach langer Zeit des Wartens also auf dem Stand der Xbox und bekommt auch deren hochwertige Texturfilterung spendiert:
Übrigens liegen nur im Spiel native 4K an, wie für viele Portierungen oder Remaster typisch, verbleiben die Bildschirmtexte und Menüs in einer niedrigeren Auflösung.
Bei der Framerate wäre viel mehr möglich gewesen!
Wenig überraschend läuft Red Dead Redemption auf der PS4 und PS4 Pro mit 30 Bildern pro Sekunde, ausgehend von einem ersten Test werden sie auch stabil gehalten. Hier hat sich also im Vergleich zur Xbox nichts geändert.
Interessant - Der Ankündigungs-Trailer von Red Dead Redemption für PS4, PS5 und Nintendo Switch wurde mit 60 fps gerendert, aber wohl nur zu Werbezwecken:
Das Fehlen einer Current Gen-Fassung ist absolut ärgerlich: Dass es der PS5 nicht an Leistung mangelt, sollte klar sein. Für Red Dead Redemption in 60 fps würde sie wohl definitiv ausreichen, Publisher Rockstar Games beziehungsweise das zuständige Portierungsstudio Double Eleven verzichtet jedoch auf eine dedizierte Umsetzung für die aktuelle Generation.
Schade, denn damit hätte die Portierung einen Pfeil im Köcher, der den hohen Verkaufspreis von 50 Euro ein ganzes Stückchen attraktiver machen würde.
Zumal es für den PC via Emulation die Möglichkeit gibt, das Western-Meisterwerk mit mehr als 30 fps zu zocken. Dass eine offizielle Umsetzung damit nicht konkurrieren kann, ist mitunter ganz schön peinlich.
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Die PS4-Version sagt dem elendig penetrantem Kantenflimmern den Kampf an
In vielerlei Hinsicht gleichen die technischen Daten der PS4-Portierung dem Xbox-Upgrade auf der One und Series X|S, ein Alleinstellungsmerkmal ist uns dann aber doch direkt ins Auge gesprungen: Red Dead Redemption flimmert auf einmal viel weniger!
Ein Blick ins Einstellungsmenü der PS4/PS5-Version schaffte dann auch Klarheit – der Neuauflage wurde eine zeitgemäße Kantenglättung spendiert.
Genauer gesagt handelt es sich um zwei verschiedene Varianten:
- AMD FidelityFX Super Resolution (FSR 2)
- Fast Approximate Anti-Aliasing (FXAA)
Beide Methoden ersetzen die zuvor verwendete Kantenglättung, die (um Leistung zu sparen) nach heutigen Maßstäben einen recht dürftigen Job verrichtete.
Standardmäßig ist in der Neuauflage FSR 2 eingeschaltet und Überraschung: Die Technik sorgt für ein nahezu völlig flimmerfreies Bild auf PS4 Pro und PS5.
Hier seht ihr einen Vergleich mit der Xbox Series X-Version, bei der die Seile im Hintergrund viel stärker verpixeln:
Uns sind auch nur wenige der üblichen Nachteile von FSR 2, wie eine permanente Unschärfe, aufgefallen, was an der hohen Basisauflösung des Spiels liegen dürfte. Je größer die ist, desto mehr Informationen erhält der Algorithmus aus vorherigen Frames, wodurch bessere Resultate erzielt werden.
Der einzige Kritikpunkt an FSR 2 sind im Falle von Red Dead Redemption lediglich leichte Geistererscheinungen bei wehenden Kabeln. Dafür müsst ihr aber schon eine Lupe anlegen.
Falls sie euch tatsächlich nerven, dann könnt ihr sie aber auch einfach mit FXAA eliminieren, im Austausch für gröber verpixelnde Kanten.
Auch dafür haben wir einen Vergleich:
Auf der Basis-PS4 fällt der Sprung bei FSR 2 verhaltener aus und bewegt sich ein Stückchen unter dem Niveau des kostenfreien Xbox-Abwärtskompatibilitäts-Upgrades.
Im Hinblick auf die Unterschiede bei der Auflösung, die auf der Xbox One X und Series X eine viermal so hohe Pixelmenge ergibt, steht die PS4 jedoch immer noch verdammt gut da.
Weitere Details zu FSR 2 haben wir anhand von Cyberpunk 2077 aufgeschlüsselt:
Die PlayStation-Version macht viel, aber längst nicht alles besser
Bisher klingt das alles ja eher positiv, wie auch schon bei der Switch-Fassung sind wir mit einer Änderung aber nicht wirklich zufrieden.
Und zwar geht es um die Beleuchtung, die für die Neuauflage angepasst wurde und in vielen Momenten ein ganzes Stückchen dunkler wirkt.
Wie hier in der Eröffnungssequenz:
Es scheint sich dabei um eine Änderung zu handeln, die für mehr Realismus sorgen soll. Stehen viele Wolken am Himmel, wirkt sich das nun viel stärker auf die Lichtverhältnisse aus, die texanische Steppe wird dann in einen grauen Schleier gehüllt.
Das ist definitiv authentischer, insbesondere ältere Spiele blassen bei fahlem Licht jedoch schnell aus und verlieren an Kontrast.
Und genau das passiert bei Red Dead Redemption auch: Die Portierung ist in etlichen Situationen wie ausgebleicht, während das Original weitaus knalliger daherkommt und dadurch mehr Wüsten-Flair verströmt.
Hier noch einmal ein Vergleich bei strahlendem Sonnenschein und nahezu exakt derselben Ingame-Uhrzeit:
Sind die Anpassungen beim Licht ein großer Einschnitt? Ja und nein! Je nachdem, ob ihr eine Vorliebe für Realismus oder kräftige Kontraste teilt, kann die Meinung über die Beleuchtung voneinander abweichen. Klar ist aber: Zwingend notwendig war das veränderte Farbschema nicht.
Es steckt mehr Remaster in der Portierung als erwartet, der Preis ist aber dennoch zu hoch
Eine höhere Auflösung, eine bessere Kantenglättung, schärfer gefilterte Texturen und ein überarbeitetes (wenn auch nicht ganz überzeugendes) Lichtsystem – Rockstar Games hat bei dem Paket aus Red Dead Redemption und dem DLC Undead Nightmare zwar bisher nicht das Wort 'Remaster' in den Mund genommen, unserer Ansicht nach spricht aber mehr dafür als dagegen.
Es gesellen sich zu den genannten Aspekten ja sogar noch ein paar weitere positive Grafikänderungen hinzu:
- die höchste Detailstufe bei Schatten und Texturen wird jetzt auf einer größeren Distanz angezeigt
- Grasbüschel und weit entfernte Schatten ploppen seltener ins Bild
- Kleidungsteile einzelner Charaktere clippen in Zwischensequenzen nicht mehr ineinander
- Lichter flackern in Zwischensequenzen nicht mehr ununterbrochen
Grafik-Bugs aus dem Original sind also weitgehend verschwunden und vor allem die Schattendarstellung kann sich nun wirklich sehen lassen:
Hinzu kommen noch ein paar weitere Einstellungsmöglichkeiten und Boni, die den Klassiker sinnvoll erweitern:
- die Größe von Untertiteln und Bildschirmtexten kann eingestellt werden
- Pre-Order-Boni wie goldene Waffen, Cheats und Outfits sind freigeschaltet
- Lokalisierungen für Chinesisch (traditionell und vereinfacht), Koreanisch, Polnisch, Portugiesisch (Brasilien), Russisch und lateinamerikanisches Spanisch sind enthalten
- die (grausige) Bewegungsunschärfe ist abschaltbar
Eine durchaus solide Liste an Neuerungen für ein Spiel, das auch heute noch mit seinen Vorzügen beeindrucken kann. Sowohl in spielerischer als auch inszenatorischer Hinsicht.
Mit John Marston auf die Jagd nach seinen Ex-Gang-Kollegen zu gehen, motiviert dank des klassischen GTA-Gameplays ab der ersten Sekunde und auch inszenatorisch ist das Spiel angesichts hervorragender (englischer) Sprecher, ausgefallener Charaktere und einer spannenden Handlung ganz großes Kino.
Kein Wunder, dass Red Dead Redemption vor über zehn Jahren im GamePro-Test eine Traumwertung von 95 eingeheimst hat:
Stellt sich nur noch die Frage nach dem Preis: Sind 50 Euro für das Remaster gerechtfertigt?
Unserer Meinung nach ist ein Neukauf vertretbar, da sich doch einiges am Spiel getan hat. Schon allein aufgrund der klar besseren Kantenglättung und den Detailanpassungen bei der Grafik.
30 bis 40 Euro wären jedoch angebrachter im Hinblick darauf, dass mit dem Multiplayer ein Feature des Ursprungstitels gestrichen wurde und Besitzer*innen des Xbox 360-Klassikeres die höhere Auflösung und bessere Texturfilterung quasi gratis auf Xbox One X und Xbox Series X|S genießen können.
Auf der PS4 und PS5 besteht hingegen überhaupt keine Upgrade-Möglichkeit für Besitzer*innen des PS3-Originals, ihr müsst also zwangsläufig den Vollpreis zahlen und der fällt nun einmal ganz schön heftig aus.
Das macht ihr auch in unserer Umfrage deutlich, in der die Preisvorschläge ab 40 Euro momentan klar das Schlusslicht bilden:
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