Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots ist eines der wenigen Spiele, die es nie auf eine andere Plattform als die PlayStation 3 geschafft haben. Zumindest wenn wir von offiziellen Veröffentlichungen ausgehen.
Digital Foundry hat sich den Klassiker nun mithilfe des “RPCS3”-Emulators angeschaut, um den aktuellen Stand der PS3-Emulation auf dem PC abzubilden. Diese hat seit ihrem Start im Mai 2011 massive Fortschritte gemacht; eine Auflösung von 4K stellt keine Hürde da, wohl aber die erzielte Bildwiederholrate.
Nah am Remaster
Im Falle von Metal Gear Solid 4 fällt vor allem die viel höhere Auflösung auf. Die originale PlayStation 3 rendert das Spiel in einer Auflösung von 1024 mal 768 Pixeln, weshalb sich an vielen Polygonkanten störende Treppchen bilden und Schatten mit extrem niedriger Präzision dargestellt werden.
Im RPCS3-Emulator lässt sich die native Auflösung frei wählen, für eine 4K-Auflösung ist nicht einmal eine leistungsfähige Grafikkarte notwendig. Der RSX-Chip von Nvidia, der in der PS3 werkelte, ist nah an einer konventionellen GPU und damit leicht zu emulieren.
Der Cell-Prozessor der PS3 ist äußerst komplex
Beim PS3-eigenen Cell-Prozessor weicht Sony jedoch von allen Standards ab. Eine zentrale Steuereinheit – Power Processing Element (PPE) genannt – wird um sieben Koprozessoren erweitert, die Grafikberechnungen beschleunigen. Diese sogenannten „SPUs“ verfügen über eine eigene Architektur mitsamt eines eigenen Instruktionssets, weshalb sie kompliziert zu emulieren sind.
Das Resultat: PS3-Emulation ist wahnsinnig CPU-intensiv. Digital Foundry verwendete daher eine aktuelle High-End-CPU von Intel, um Metal Gear Solid 4 in weitestgehend stabilen 60 Bildern pro Sekunde spielen zu können.
Beim Emulator selbst handelte es sich zudem um eine speziell für Metal Gear Solid 4 angepasste Version, die höhere Bildwiederholraten als der allgemeine Entwicklungszweig erzielt. Es ruckelte zwar noch immer ab und an in aufwendigen Szenen, im Vergleich zum Original, das in 20 bis 30 fps lief, ist das aber immer noch eine riesige Steigerung.
Außerdem ließ sich Metal Gear Solid 4 nicht gänzlich ohne Darstellungsfehler emulieren. So flackern die Krähenfüße an Snakes Augen immer wieder auf, als würden ständig noch mehr Fältchen geladen werden und dann wieder verschwinden:
Zusätzlich ist die Darstellung der Wassereffekte nicht korrekt und es kam zu seltsamen KI-Aussetzern:
Selbst die PS5 könnte nicht genug Leistung für die PS3-Emulation bieten
Die Emulation der SPUs dürfte sogar die PS5 überfordern, auch wenn der Hauptprozessor einen ordentlichen Leistungsschub im Vergleich zur vorangegangenen Generation verbuchen konnte. Digital Foundry nahm sich jedoch auch 60 Bilder pro Sekunde als Ziel. Mit einer Begrenzung auf 30 fps konnte die CPU entlastet werden, wodurch ein konstanteres Spielgefühl erzielt wurde. Ruckler bei einer freigeschalteten Framerate lassen sich mit variablen Bildwiederholrate (VRR) effektiv kaschieren.
Sogar auf der PS5 könnte VRR in dem Fall zum Einsatz, das neueste Firmware-Update liefert endlich die Funktion nach:
Chris Werian
@DrChrisRespect
In meinen Augen ist Emulation die einzige Möglichkeit, um die Videospiel-Historie langfristig zu erhalten. Es wäre abstrus zu erwarten, dass über unzählige Generationen hinweg ein Großteil des PS3-Katalogs auf das jeweils neueste Modell portiert wird oder sich Streaming-Services bis in alle Ewigkeit halten.
RPCS3 beobachte ich daher seit über einer halben Dekade und bin überaus begeistert davon, welche Fortschritte das Team erzielen konnte. Eine Menge wenig aufwendiger Spiele wie Demon’s Souls laufen mittlerweile angenehm flott, wenn es die Leistungsfähigkeit der eingesetzten CPU hergibt. Exklusivtitel, die die SPUs der PS3 bis zum Maximum ausreizten, etwa Killzone 3, bereiten aber selbst High-End-Rechnern Schwierigkeiten.
Die PS5 bietet zwar eine potente Hardware, in Relation zu Top-CPUs zieht sie aber (zumindest auf dem Papier) den Kürzeren, weshalb ich erhebliche Zweifel habe, dass in absehbarer Zeit PS3-Spiele auf der PS5 emuliert werden können. Die Entscheidung, hier eine reine Streaming-Lösung anzubieten, ist daher durchaus nachvollziehbar, aber auch mit Nachteilen verbunden, die vor allem uns Spieler*innen treffen:
- Keine Zukunftssicherheit, da wir von Sonys Server-Infrastruktur abhängig sind
- Höhere Eingabe-Latenz
- Bildartefakte, etwa wenn die Qualität der Internetverbindung schwankt
- Keine frei wählbare Auflösung, PS Now ist auf maximal 1080p beschränkt
- Bindung an ein Abonnement
Allerdings darf man auch nicht außer Acht lassen, dass Sony über die gesamte Quelldokumentation der PS3 sowie die Quellcodes vieler Spiele verfügt, was bei der Entwicklung eines offiziellen Emulators immens hilfreich ist. Die Chance für einen Strategiewechsel besteht also, sie ist allerdings, aufgrund des großen Investments seitens Sony in PlayStation Now, derzeit verschwindend gering. Ich würde mich jedoch sehr über ein offizielles Produkt, in dem das gesammelte technische Know-How der PS3-Generation steckt, freuen.
Welchen PS3-Klassiker würdet ihr euch auf der PS5 wünschen?
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