Razer Wolverine V2 Pro im Test: Ich habe mich in den Controller verliebt, obwohl er teurer ist als der DualSense Edge

Der Januar 2023 steht eigentlich ganz im Zeichen des DualSense Edge. Unser Hardware-Autor Chris hat aber auch den Razer Wolverine V2 Pro ausprobiert und ist vom sündhaft teuren Profi-Gamepad begeistert.

Der Wolverine V2 Pro hat ein richtig schickes Design. Der Wolverine V2 Pro hat ein richtig schickes Design.

Pro-Controller wie der DualSense Edge, der SCUF Reflex oder der kommende Asus Raikiri Pro schlagen die Brücke zwischen Hardcore-Spieler*innen, die Gaming als reines Hobby betrachten, und Profis. Auf Zugänglichkeit wird also trotz vergrößerter Funktionspalette viel Wert gelegt.

Beim Wolverine V2 Pro verfolgt Razer eine andere Strategie, denn das mit 300 Euro enorm teure Gamepad richtet sich vornehmlich an Zocker*innen, die an Turnieren teilnehmen und sich eine Karriere im eSport aufbauen möchten. Dazu zählte ich mich selbst einst auch, meine aktive Laufbahn liegt allerdings schon Jahre zurück. Nur eben noch nicht lang genug, um nicht ständig nach dem Maximum in den zahlreichen Shootern zu streben, in die es mich regelmäßig verschlägt.

Nach einigen Tagen mit dem Wolverine V2 Pro kann ich mir nun kaum noch vorstellen, dafür ein anderes Gamepad in Betracht zu ziehen.

Hervorragende Bedienung

Die Ergonomie des Wolverine V2 Pro entspricht ganz meinen persönlichen Vorlieben, denn sie orientiert sich bezüglich des Button-Layouts und der Stick-Anordnung weitgehend am aktuellen Xbox-Controller und weniger an bisherigen PlayStation-Pads.

Der DualSense ist weitaus schlanker, nutzt aber auch ein anderes Tasten-Layout. Der DualSense ist weitaus schlanker, nutzt aber auch ein anderes Tasten-Layout.

Auch wenn der V2 Pro auf den ersten Blick etwas klobig erscheinen mag, greift er sich aufgrund seiner geschwungenen Form unglaublich gut. Abrutschende Hände sind dank einer simplen Texturierung und einer dünnen Beschichtung ebenso ausgeschlossen.

Ich sehe aber schon potenzielle Dreckfänger: Das angeraute Plastik, das die Basis des Controllers bildet, zieht Schmutz und Fusseln magnetisch an.

Nicht länger kabelgebunden

Im Gegensatz zum originalen V2 und dem verbesserten V2 Chroma (mit zusätzlichen Rücktasten und Anpassungsmöglichkeiten) ist der Wolverine V2 Pro nicht kabelgebunden, sondern lässt sich drahtlos über einen USB-Sender mit der PS5 verbinden.

Der Wolverine V2 kommt endlich ohne Kabel aus. Der Wolverine V2 kommt endlich ohne Kabel aus.

Dabei setzt Razer auf eine Funktechnik, die permanent nach freien Kanälen sucht, so dass es nicht zu Überschneidungen mit eurem WLAN-Netzwerk, kabellosen Kopfhörern oder anderen Peripheriegeräten mit einer 2,4 GHz-Verbindung kommt.

All eure drahtlosen Geräte belegen sogenannte Kanäle, also vereinzelte Frequenzbänder, um sich gegenseitig nicht die verfügbare Bandbreite zu stibitzen. Statt diesen Kanal statisch zuzuweisen, scannt der Wolverine V2 Pro permanent alle verfügbaren Frequenzen nach der größtmöglichen Signalstärke.

Komfortschwächen: Die Verwendung des USB-Senders führt dazu, dass die Konsole nicht per Controller aus dem Standby geweckt werden kann, da sie keinerlei USB-Daten im ausgeschalteten Zustand verarbeitet. Eine Warnung, sobald dem Akku die Puste ausgeht, fehlt ebenfalls. Stattdessen geht der Wolverine V2 Pro nach rund 12 Stunden Spieldauer einfach aus.

Exzellente Haptik

Razer-typisch findet sich in der Produktbeschreibung des Wolverine V2 Pro die ein oder andere Namensgebung, die nur so vor Superlativen und coolen Anglizismen strotzt. Darunter zum Beispiel die "Mecha-taktilen Aktionstasten", hinter denen eine klasse Idee steckt: Wie bei einer mechanischen Tastatur ertönt ein leiser Klick bei der Betätigung.

Der lässt sich aber nicht nur hören, sondern auch spüren, was für ein tolles Feedback beim Drücken sorgt. Hinzu kommt ein sehr kurzer Weg bei der Aktivierung, ich war also ungemein präzise und auch noch sehr zackig bei meinen Aktionen.

Die mechanischen Schalter, mit einer kleinen Feder, die einrastet, sorgen für eine geringe Schaltzeit und eine haptische Rückmeldung beim Betätigen. Die mechanischen Schalter, mit einer kleinen Feder, die einrastet, sorgen für eine geringe "Schaltzeit" und eine haptische Rückmeldung beim Betätigen.

Ähnliches kann ich über das Steuerkreuz berichten. Das verwendet laut Razer "Micro-Switches", gemeint ist damit eine vergleichbare Funktion wie bei den Aktionsknöpfen. Betätigt ihr eine der möglichen acht Richtungen, klickt es also sofort und die Eingabe wird erfasst.

So funktionieren die Trigger-Stops: Neben den Mecha-Knöpfen und dem Micro-Steuerkreuz kommen auch sogenannte "HyperTrigger" zum Einsatz. Dahinter verbergen sich aber im Endeffekt gewöhnliche Schalter, die den Weg, die ein Trigger bis zum Auslösen einer Aktion zurücklegen muss, verkürzen.

Auf der Rückseite können die Trigger Stops eingestellt, PC- und Kabelmodus eingeschaltet und die vier Rücktasten verwendet werden. Auf der Rückseite können die Trigger Stops eingestellt, PC- und Kabelmodus eingeschaltet und die vier Rücktasten verwendet werden.

Mit der verkürzten Variante bin ich aber nicht wirklich warm geworden, da der Tastendruck sehr spät erkannt wird und der stärkere Widerstand meine Finger ermüdete. Auch war ich nicht wirklich schneller als beim Standard-Schaltweg, sondern sogar langsamer, wie ich bei einem kurzen Test in Modern Warfare 2 festgestellt habe. Das Magazin einer Einzelschuss-Waffe war mit den kurzen Triggern erst einige Sekunden später geleert. Zudem kam ich beim Schießen immer wieder ins Stocken, weil Eingaben nicht erfasst wurden.

Meinen Kugeldurchsatz bremsten die Trigger Stops ärgerlicherweise aus. Meinen Kugeldurchsatz bremsten die Trigger Stops ärgerlicherweise aus.

Ganz überflüssig sind die Trigger-Stops aber nicht, da ich deutlich besser meine Ziele getroffen habe, was ich wiederum auf den verringerten Zug am Controller zurückführe. Außerdem sparen die HyperTrigger ein paar Millisekunden beim Ballern mit vollautomatischen Waffen ein, was in Wettkämpfen äußerst praktisch ist, da es dort auf genau solche Nuancen ankommt.

Keinerlei DualSense-Features und dürftiger Lieferumfang

Wenig überraschend entfallen bei einem reinen Profi-Gamepad, das auf Spiele wie Warzone 2.0, Apex Legends und Fortnite getrimmt ist, die adaptiven Trigger und das haptische Feedback. Im eSport ist für solche Spielereien kein Platz und das Gewicht des Controllers wird zudem reduziert. Dahingehend bewegt sich der Wolverine V2 Pro trotz zahlreicher Zusatzfunktionen weiterhin auf dem Level eines originalen DualSense.

Rift Apart nutzt die adaptiven Trigger, um zwischen zwei Feuermodi zu wechseln. Im eSport stören solche Funktionen aber nur. Rift Apart nutzt die adaptiven Trigger, um zwischen zwei Feuermodi zu wechseln. Im eSport stören solche Funktionen aber nur.

Keine Tragetasche: Bei einem Pro-Controller, der auch auf Turniere mitgenommen wird, habe ich fest mit einer zum Lieferumfang gehörenden Tragetasche gerechnet. Die fehlt aber leider, was angesichts des hohen Anschaffungspreises ziemlich unverständlich ist. Bei anderen Controllern gehört dieses Zubehör mittlerweile zum Standard.

Das ist im (dürftigen) Lieferumfang enthalten:

  • USB-Sender
  • USB-C-Ladekabel
  • Eine zusätzliche, nach innen gewölbte Stick-Kappe, die leicht höher ist
  • Eine zusätzliche, nach außen gewölbte Stick-Kappe, die sehr flach ist

Nicht alle Zusatztasten sind gut gelungen

An der Hinterseite des Razer Wolverine V2 Pro sind vier Rücktasten angebracht, die sich ausschließlich über die offizielle Razer Controller-App für Android- und iOS-Smartphones anpassen lassen.

App In der App werden die zusätzlichen Tasten angepasst.

Beleuchtung Die Beleuchtung ist für Razer-Verhältnisse fast schon dezent.

Die oberen beiden habe ich jedoch kaum genutzt. Sie wurden meinem Empfinden nach ein Stückchen zu hoch angebracht und sie lassen sich auch nur recht schwer betätigen, da ihr Druckpunkt zu tief gewählt wurde.

Praktischer waren da schon die unteren beiden Schalter. Darauf platzierte ich einige Funktionen, für die in Shootern zumeist eine Aktionstaste oder das Herunterdrücken des Sticks notwendig ist, darunter Nahkampfschläge oder das Luftanhalten im Scharfschützen-Zoom von Modern Warfare 2.

Nö, in solchen Situationen verziehe ich jetzt nicht mehr. Nö, in solchen Situationen verziehe ich jetzt nicht mehr.

Absolut großartig fand ich die zusätzlichen Bumper: Mittig zwischen L1 und L2 beziehungsweise R1 und R2 hat Razer jeweils eine weitere Schultertaste angebracht, die meiner Meinung nach schlichtweg genial ist.

Mich nervte zum Beispiel schon immer, dass es beim Pingen in Battle-Royale-Shootern große Unterschiede bei der Tastenbelegung gibt. Beim Razer Wolverine V2 Pro habe ich mir den Ping nun unabhängig vom Spiel auf den dritten Bumper auf der rechten Seite gelegt. Damit drücke ich nun immer die richtige Taste und behalte beim Anvisieren die volle Kontrolle.

Markierungen lassen sich mit dem dritten Bumper unglaublich simpel setzen. Markierungen lassen sich mit dem dritten Bumper unglaublich simpel setzen.

So lässt sich zwischen den Profilen wechseln: Der Razer Wolverine V2 Pro verfügt über eine Multifunktionstaste, mit der die eingespeicherten Profile durchgeschaltet und die Spiellautstärke verändert werden kann. Die Konfiguration der zusätzlichen Tasten lässt sich on-the-fly aber leider nicht anpassen, ständig den Weg über die Handy-App zu gehen, ist dann doch ganz schön umständlich.

Ultrapräzise, aber was, wenn mal etwas kaputt geht?

Insbesondere die Analog-Sticks sind mir beim Profi-Spielgerät positiv aufgefallen. Sie bestachen durch absolute Präzision und einem perfekt gewählten Widerstand. Der ermöglichte mir unter anderem, zielsicher mit einer deutlich höheren Kameraempfindlichkeit als üblich zu spielen.

Etwas ungewöhnlich ist dabei das Feedback, sobald die Sticks in ihre neutrale Position zurückschnappen. Die gesamte Controller-Basis vibriert dann nämlich aufgrund der wirkenden Kräfte, fast wie bei alten Arcade-Automaten oder Flug-Sticks.

Ich gehe davon aus, dass es sich trotzdem (wie auch bei den Vorgängermodellen) um übliche Steuerknüppel mit Potentiometern handelt, sie also mit kontinuierlicher Nutzung verschleißen können, was dann zum oft diskutierten und verhassten Stick Drift führt. Schuld daran sind Partikel, die sich von den Metallscheiben im Inneren lösen, oder Staub, der bei der Erkennung stört.

Um an diesen Punkt zu kommen, war beim Original-Wolverine V2 schon kompliziert, der neue Pro tritt ganz in diese Tradition. (Bildquelle: SCRAFINITOX Yotube) Um an diesen Punkt zu kommen, war beim Original-Wolverine V2 schon kompliziert, der neue Pro tritt ganz in diese Tradition. (Bildquelle: SCRAFINITOX / Yotube)

Eine Reinigung oder gar Reparatur dürfte aber ganz schön fummelig werden, da kleine Plastik-Clips den Controller zusammenhalten, die bei zu grober Behandlung brechen können. Ein System wie beim DualSense Edge, bei dem sich die Sticks austauschen lassen, fehlt mir daher. Nicht einmal lassen sich über die Razer-App Totzonen festlegen, um einem driftenden Stick entgegenzuwirken, die Software ist im Gegensatz zur Sony-Konkurrenz arg limitiert.

Hier haben wir uns mit dem Spielgefühl und der Software-Einbindung des DualSense Edge im Rahmen einer Preview auseinandergesetzt:

Auch an den Akku gibt es kein Rankommen, ohne das Gehäuse aufzuhebeln. Ziemlich ärgerlich, wenn ich bedenke, wie einfach sich der Akku beim gewöhnlichen DualSense austauschen lässt.

Ein steiler Preis, der den Wolverine V2 Pro nur für Spezialisten interessant macht

Ihr merkt sicherlich schon: Am edlen Profi-Gamepad von Razer ist nicht alles Gold, was glänzt, der Preis dafür zudem astronomisch hoch. Viele der Kritikpunkte werden allerdings davon ausgehebelt, dass der Wolverine V2 Pro für einige Spieler*innen eine interessante Alternative zu bisherigen Pro-Controllern darstellen wird, da die Bedienelemente für maximale Reaktionsschnelligkeit maßgeschneidert sind.

Das Bestehen in Turnieren und damit eventuell verbundene Preisgelder können diesen gewaltigen Aufpreis durchaus rechtfertigen, so wie es bei vielen anderen Freizeitbeschäftigungen eben auch der Fall ist. Sobald Ambitionen für eine professionellere Auseinandersetzung da sind, geht es eben mit den Preisen nach oben.

Beim Wolverine V2 Pro müssen Fingerakrobaten allerdings die zum Teil schlecht platzierten Rücktasten verschmerzen können – die sind im Vergleich zu der cleveren Anordnung beim SCUF Reflex nicht so gut zu erreichen. Andererseits sind die zusätzlichen Schulter-Bumper eine großartige Idee, die den Nachteil wieder ausgleichen kann, besonders wenn euch vier Schalter an der Hinterseite nicht sonderlich liegen.

Pro
  • großartige Ergonomie
  • rutschfeste Griffe
  • angenehmes Gewicht
  • hohe Zielgenauigkeit der Sticks
  • verzögerungsfreie Funkverbindung
  • sehr gutes Tasten-Feedback
  • enorm präzises Steuerkreuz
  • zwei weitere Schultertasten
  • reaktionsschnelle Bedienelemente
  • zwei zusätzliche Stick-Kappen
  • gute Bedienung der unteren Rücktasten
  • dezente, individualiserbare RGB-Beleuchtung
Contra
  • sehr hoher Preis
  • zieht Schmutz magisch an
  • keine Warnung bei leerem Akku
  • Tragetasche liegt nicht bei
  • keine DualSense-exklusiven Funktionen
  • obere Rücktasten schwer zu betätigen
  • Reparatur bei kleinen Defekten kaum möglich
  • Razer-App für die Konfiguration der Rücktasten notwendig
  • Trigger-Stops mit großen Schwächen beim Tempo und der Erkennung
  • Konsole kann nicht per Controller aus dem Standby geholt werden
Chris Werian
Chris Werian

Es hat nur Minuten gedauert, bis ich vom Wolverine V2 Pro hin und weg war. Mir gefallen die zusätzlichen Bumper an den 'Schultern' des Controllers deutlich besser als Tasten an der Rückseite, da ich sie viel schneller erreichen kann. Auch das Feedback der Aktionsknöpfe und der lose Widerstand der Analog-Sticks kamen bei mir richtig gut an, ich hatte sofort das Gefühl hundertprozentiger Präzision.

In seinen Kerndisziplinen überzeugt das Razer-Pad also, ich könnte mir vorstellen, mich prompt wieder in Turniere einzutragen und ein bisschen eSport-Luft zu schnuppern. Dagegen steht aber mein heutiges, pragmatischeres und realistischer denkendes Ich, das ganz klar sagt: 300 Euro sind viel zu viel Geld für einen Controller, den ich nur in einer Handvoll Spielen verwenden würde, da er für alltägliches Zocken weder gemacht, noch geeignet ist.

Wenn ihr es aber nicht beim Freizeit-Gaming belasst, dann riskiert ruhig einen Blick. Vielleicht erobert der Wolverine V2 Pro euch ja genauso schnell wie mich.

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