Punch-Out!! - Warum ich mir eine Nacht mit einem NES-Spiel um die Ohren schlug

1984 weltweit erschienen, 2016 im Wohnzimmer von Dom gelandet: Punch-Out!! ist ein Klassiker, der heute überraschenderweise nichts von seiner Faszination verloren hat.

Punch-Out!! Punch-Out!!

Die Ankündigung des NES Mini war noch nicht ganz aus meinen Kopfhörern gerutscht, da hatte ich auch schon eines der Geräte in den Warenkorb geschoben und mehrfach den Vorbestell-Button penetriert. Seit Jahren ärgere ich mich darüber, dass mein Original-NES aus Kindheitstagen irgendwo in einer süddeutschen Scheune verendet und auch wenn ich Emulatoren hier und da eine Chance gegeben hatte, so konnten sie für mich nie das klassische NES-Feeling einfangen.

Eine gefühlte Ewigkeit später entdeckte ich das Gerät schließlich in meinem Briefkasten, wunderte mich über das viel zu kurz geratene Controller-Kabel und klemmte mich wenig später vor dem Bildschirm. Unter den 30 vorinstallierten Spielen erkannte ich einige alte Bekannte wieder, doch ein Titel stach mir augenblicklich ganz besonders ins Auge: Punch-Out!!, das Spiel, von dem ich bisher nur in alten Simpsons-Folgen gehört hatte und das sich nun unverhofft in meinem Besitz befand. Ich war mächtig gespannt, was mich erwartete.

Die Magie des Kopfkinos

Wie tausende Spieler in den vergangenen 30 Jahren fand ich mich nun in der Haut des Nachwuchsboxers Little Mac wieder, der in einem minimalistischen Ring gegen sechs mehr oder weniger ernstzunehmende Gegner antreten muss. Auch die Steuerung ist alles andere als eine Überforderung: In zwei Richtungen kann ich gegnerischen Schlägen ausweichen und selbst hohe und tiefe Schwinger anbringen. Stelle ich mich besonders gut an, bekomme ich ein Sternchen gutgeschrieben, mit dem ich einen starken Spezialangriff auslöse. Behalte ich dann noch meine Ausdauer im Blick, so bin ich fast schon überqualifiziert für das sehr einfach gehaltene Spielprinzip.

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Als großer Fan bekannter Boxreihen wie Fight Night oder UFC durfte ich mich bei Punch-Out!! zwar nicht darüber freuen, dass meine Freude an komplexen Angriffs- und Verteidigungsbewegungen befriedigt werden würde, doch weiter schlimm war das nicht. Als Ersatz bot mir der NES-Klassiker allerdings etwas ganz anderes: Kopfkino!

Während Little Mac auf dem Bildschirm zur Seite ruckelte, um 16 Pixelblöcken auszweichen, spielte sich vor meinem inneren Auge ein dramatischer Kampf ab, in dem ich um Haaresbreite der Faust des allmächtigen Gigantolomanen Muhammad Ali auswich. Und während ich die Start-Taste in den Controller drückte und so mit einem unangenehmen Geräusch die stotternde Super-Attacke auslöste, sah ich eigentlich einen mächtigen Kinnhaken, der die Anatomie meines Gegners ordentlich durcheinander rüttelte.

Und so vergingen sage und schreibe mehrere Stunden und eine halbe Nacht, bis ich den Controller wieder zur Seite legte. Mein Kollege Hannes kann bis heute nicht verstehen, wie ich so viel Zeit mit einem einfachen Box-Spiel aus den 80ern verbringen konnte, während ich dank Punch-Out!! einmal mehr festgestellt habe, dass hochmoderne Grafikengines, Fotorealismus und flüssige Famerates bei weitem nicht das einzige Maß der Dinge sind. Und das ist eine Erkenntnis, an die wir uns gar nicht oft genug erinnern können.

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