Mein Fazit zur Umsetzung von Retro-Spielen in PS Plus Premium war bislang ziemlich vernichtend. PS1-Klassiker entfalten trotz eines jüngsten Updates, das die Option liefert, die Originalversionen spielen zu können, immer noch nicht ihre volle Faszination. Bei PS2-Spielen handelt es sich gar nur um veraltete Versionen, die schon vor einigen Jahren auf der PlayStation 4 erschienen.
Im Zuge unserer Tech-Themenwoche, die wir gemeinsam mit den Kollegin*innen von GameStar und MeinMMO abhalten, habe ich nun meinen Eindruck komplettiert, indem ich mir PlayStation Cloud Streaming genauer angeschaut habe.
Das funktioniert im Hinblick auf PS4-Spiele nahezu reibungslos, hat aber auch Schwächen, die mich als Retro-Liebhaber regelrecht auf die Palme brachten. PS3-Spiele werden nämlich von unentwegten Aussetzern und Lags geplagt, was besonders ärgerlich ist, da es für die Oldies keine offizielle Alternative zur Cloud gibt.
Zuerst zum Positiven: Die Eingabelatenz habe ich kaum bemerkt
Mein größter Vorbehalt in Bezug auf Cloud Streaming war die Verzögerung, mit der Eingaben erfasst und letztendlich auf dem Bildschirm umgesetzt werden. Ich war jedoch absolut baff, wie wenig ich davon beim PlayStation-Dienst feststellen konnte.
Selbst in hektischen Situationen blieb der Spielfluss nahezu unberührt, wirklich bemerkt habe ich die Verzögerung nur, wenn ich konzentriert auf sie geachtet habe.
Eine gewisse Latenz lässt sich allerdings nicht vermeiden, da Eingaben erst zu den Servern von Sony geschickt werden. Dort werden sie verarbeitet, das Resultat wird dann als Bildsignal zurück an die Konsole übertragen. Ein ganz schön langer Weg, der dabei zurückgelegt wird, die Auswirkungen sind in der Praxis aber von geringer Natur.
Härtetest in einem der schwersten Spiele aller Zeiten
Um die Eingabelatenz wirklich auf die Probe zu stellen, habe ich den knüppelschweren Arcade-Shooter R-Type: Dimensions, der vor fast 15 Jahren für die PS3 erschien, auserkoren. Die etwas unpräzisere Steuerung hat mir zwar einige Leben und damit Nerven gekostet, letztendlich habe ich den Titel jedoch auf 100 Prozent gemeistert und es hat richtig Laune gemacht.
Das war nicht die ganze Zeit so: Während meiner ersten Testsitzungen hatte ich immer wieder mit Rucklern zu kämpfen, in denen sowohl die Steuerung als auch der Video-Stream für ein bis zwei Sekunden einfroren.
In Spielen, die Reaktionsschnelligkeit und Geschick erfordern, ist das natürlich die denkbar schlechteste Ausgangslage. Selbst nach einer Anpassung meiner Netzwerkeinstellungen blieb das Problem bestehen. Zumindest bei PS3-Spielen, Ruckler in PS4-Titeln konnte ich nicht mehr beobachten.
Wie ich die Lags in PS4-Spielen reduzieren konnte, erfahrt ihr hier:
Heftige Lags in PS3-Titeln haben eine andere Ursache
Dass die Verbindungsqualität so stark zwischen PS3- und PS4-Spielen schwankte, hat mich stutzig gemacht. Zumal meine Glasfaserleitung weit über den Mindestanforderungen des Dienstes liegt.
Sony gibt folgende Geschwindigkeiten als Minimum für die Nutzung von PlayStation Cloud Streaming an:
- 5 Mbit/sec für 720p
- 15 Mbit/sec für 1080p
Für das beste Erlebnis liegt ihr ein gutes Stück über den Mindestanforderungen.
Nach der Gegenprüfung mit anderen, tadellos funktionierenden Streaming-Diensten, halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass die in Server-Form angebundene PS3-Hardware das Videosignal selbst berechnen muss und damit überfordert ist.
Dazu würden auch die Situationen passen, in denen Ruckler auftraten: Vornehmlich kam es in Momenten zu Aussetzern, in denen der Cell-Prozessor der PS3 gefragt ist, also Szenen mit vielen Animationen und Partikeleffekten oder sobald ein neuer Bereich geladen wurde. Die Berechnung des Streaming-Signals erfolgt ebenfalls auf dem Hauptprozessor, beide Aufgabenstellungen könnten sich daher in die Quere kommen.
Aufgrund der leistungsfähigeren PS4-Hardware werden PS4-Spiele folglich problemlos gestreamt, der Prozessor der neuen Konsole ist schlicht besser für die Berechnung eines 1080p-Streams gewappnet.
Wobei ich eine Ausnahme benennen kann: Während des Anspielens von Ghost of Tsushima kam es ebenfalls zu (kurzen) Rucklern, die während des Streamings häufiger auftauchten als bei einer herkömmlichen Installation via Download oder Disc.
Ich deute darin eine ähnliche Problematik wie bei PS3-Spielen, da das Action-Adventure ein aufwendiges System nutzt, um Objekte und Texturen zu laden. Das Feature zaubert zwar wunderschöne, unterbrechungsfreie Landschaften, liegt aber auch schwer auf dem Hauptprozessor, der gleichzeitig das Videosignal berechnen muss.
Spielbare Youtube-Videos
Der große Vorteil des Streamings ist die sofortige Verfügbarkeit. Ich muss nichts installieren und kann innerhalb von Sekunden in Spiele reinschnuppern. Die Bedienung ist wunderbar simpel, per Knopfdruck lässt sich euer Wunschtitel aus dem Katalog heraus starten.
Bei der Bildqualität muss man im Vergleich zu einem heruntergeladenen Titel allerdings Abstriche hinnehmen. Als maximale Auflösung wird lediglich 1080p unterstützt, weshalb die Bilddarstellung auf einem 4K-Fernseher oder 1440p-Monitor sehr weich aussieht. Hinzu kommt eine verlustbehaftete Komprimierung, die für einen verwaschenen Gesamteindruck sorgt.
Bei Cloud Gaming ist das normal: Um ein unterbrechungsfreies Spielgefühl garantieren zu können, wird die Menge an übertragenen Daten so klein wie möglich gehalten. Engpässe bei der Übertragung, etwa durch ein schwankendes WLAN-Signal, lassen sich auf diese Weise gut vermeiden.
Reicht zum Anspielen, von PS3-Titeln nehme ich aber Abstand
Emulation von PS3-Titeln wäre so viel besser: Dass PS3-Spiele keine so gute Figur abgeben, liegt nicht nur an den Rucklern, die der veralteten Server-Hardware zugrunde liegen. Häufig bricht die Framerate beim Spielen ein, außerdem liegt die Auflösung aufwendiger Titel zumeist unterhalb von 720p. An der 16 Jahre alten PS3-Technik nagt eben ordentlich der Zahn der Zeit.
Warum nur auf PC und PlayStation?
Aktuell steht PS Plus Premium nur für Windows-PCs sowie PlayStation 4 und PlayStation 5 zur Verfügung. Mich ärgert es, dass ich den Dienst nicht auch auf anderen Geräten verwenden kann – zum Beispiel entspannt am Tablet oder auf dem Steam Deck.
Mit dem Backbone One im PS5-Design steht mittlerweile sogar eine offizielle Controller-Erweiterung für iPhones bereit, im Laufe des Jahres soll ein Modell für Android-Smartphones folgen. Mehr Infos dazu findet ihr hier:
Bedenkt man die schiere Menge an streambaren Titeln sowie die kleine Bildschirmdiagonale eines Smartphones, die die qualitativen Einbußen bei der Bildqualität kaschiert, gefällt mir der Gedanke, mich entspannt auf die Couch zu lümmeln und auf einem Mobilgerät zu zocken, eigentlich ganz gut. Dann würde sich der Aufpreis für PS Plus Premium im Vergleich zu Extra auch wie ein richtiges Schnäppchen anfühlen.
Nutzt ihr einen Cloud Streaming-Dienst? Wie zufrieden seid ihr damit?
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