Bereits beim südostasiatischen Launch von PS Plus Premium vor genau einem Monat, konnten wir einen ersten Blick auf das Lineup an PS1- und PSP-Klassikern werfen und waren äußerst ernüchtert. Ein Großteil der Spiele ruckelte, was darauf zurückzuführen ist, dass sie in den europäischen PAL-Versionen veröffentlicht wurden.
Hier könnt ihr unseren Ersteindruck nachlesen:
Bei PAL und NTSC handelt es sich um veraltete TV-Normen
Vor dem Umstieg auf HD-Fernsehen, bei dem eine Ausgabefrequenz von 60 Hz der Defacto-Standard ist, wurden in vielen Regionen der Welt unterschiedliche Normen verwendet. In Nordamerika und Japan kam der ebenfalls in 60 Hz betriebene NTSC-Standard zum Einsatz, an dem sich Spiele für die PS1 maßgeblich orientierten, da vorrangig in diesen Ländern Spiele für die Konsole entwickelt wurden.
In vielen weiteren Gegenden der Welt wurde hingegen der in Deutschland entwickelte PAL-Standard genutzt, der mit 50 Hz operierte. PAL-Portierungen wurden in der Folge 17 Prozent langsamer abgespielt, sie laufen außerdem in einer niedrigeren Framerate. Auf einem Röhrenfernseher mit 50 Hz wirken PAL-Versionen noch halbwegs flüssig, in einem 60-Hz-Signal einer modernen Konsole verteilen sich die gerenderten Spielbilder aber sehr unregelmäßig, weshalb sie ruckeliger wahrgenommen werden als damals.
Unsere Vermutung, dass Deutschland größtenteils PAL-Versionen erhält, war leider richtig
Beim südostasiatischen Launch trafen wir zunächst auf eine wilde Mischung von PAL- und NTSC-Versionen, was ein wenig an das Debakel mit der PlayStation Classic erinnert, aber auch zur Region passte, da in den dortigen Ländern beide Standards galten. In Japan und den USA wurden hingegen ausschließlich NTSC-Fassungen veröffentlicht, was zur Historie der Territorien passte.
NTSC-Versionen enthalten jedoch so gut wie immer ausschließlich eine japanische oder englische Lokalisierung, weshalb wir vermuteten, dass in Europa weitgehend PAL-Versionen im PS-Plus-Premium-Katalog landen würden. Einzig in diesen war eine deutsche, französische oder spanische Übersetzung vorhanden.
Diese Einschätzung hat sich nun bewahrheitet: wir können bestätigen, dass bis auf Tekken 2 und Kurushi, die nie auf Deutsch erschienen sind, sowie Mr. Driller alle PS1- und PSP-Spiele als PAL-Versionen vorliegen.
Die meisten PAL-Titel laufen in 25 fps und ruckeln stark, die einzigen Ausnahmen sind Wild Arms und Jumping Flash, die mit einer Framerate von 50 fps dargestellt werden.
Wir haben alle Spiele einer Analyse unterzogen, hier einige Beispiele:
Hier ist die komplette Liste unserer Analysen:
- Ape Escape (PS1): 25 fps, 50 Hz, deutsche Übersetzung
- Echochrome (PSP): schwankende 30 fps, Ursache unklar, deutsche Übersetzung
- Everybody’s Golf (PS1): 25 fps, 50 Hz, deutsche Übersetzung
- Jumping Flash (PS1): 50 fps, 50 Hz, nur Englisch
- Kurushi (PSP): 60 fps, 60 Hz, nur Englisch
- Mr. Driller (PS1): 60 fps, 60 Hz, nur Englisch
- Oddworld – Abe’s Oddysee (PS1): 25 fps, 50 Hz, deutsche Übersetzung
- Resident Evil: Director’s Cut (PS1): 25 fps, 50 Hz, deutsche Übersetzung
- Syphon Filter (PS1): 20 bis 21 fps, deutsche Übersetzung
- Tekken 2 (PS1): 60 fps, 60 Hz, nur Englisch
- Toy Story 2 (PS1): 25 fps, 50 Hz, deutsche Übersetzung
- Wild Arms (PS1): 50 fps (2D), 25 fps (3D), 50 Hz, deutsche Übersetzung
Höhere Bildqualität und nützliche Features
3D-Szenen von PlayStation-1-Spielen werden mit einer Auflösung von 1440p gerendert, statische Elemente, wie Bildschirmteste, Texturen und Menügrafiken, liegen aber unverändert in ihrer originalen Qualität vor. Das Plus an Schärfe in den Spielen selbst ist jedoch äußerst willkommen.
Außerdem hat der Emulator noch ein paar weitere Features an Bord, die exzellent gelungen sind. So können wir jederzeit Speicherstände anlegen oder das Spielgeschehen zurückspulen, Retro-Filter bringen zudem das Gefühl von damals zurück.
Massives Ghosting in einigen Spielen
Nach der Kritik, die aufgrund des südostasiatischen Launchs hochkochte, schob Sony für einige Titel Patches nach. Diese taugten aber wenn überhaupt nur als Brandbeschleuniger, da der PS1-Emulator der PS5 und PS4 lediglich unpräzise Zwischenbilder einfügt.
Bei dem Prozess werden Mittelwerte von sich bewegenden Objekte innerhalb von zwei Frames ermittelt und dann als transparenter Effekt umgesetzt. Diese Geistererscheinungen – sogenanntes Ghosting – führen zu einem inkonsistenten Spielgefühl.
Sony wird Retro-Fans bald die Wahl zwischen NTSC und PAL lassen
Es gibt aber Grund zur Hoffnung: Denn Pünktlich zum Europa-Start ließ Sony via Twitter verlauten, dass bald eine Option hinzugefügt wird, die Spieler*innen zwischen NTSC- und PAL-Versionen wählen lässt.
Link zum Twitter-Inhalt
Das war auch unser Wunsch nach dem japanischen und amerikanischen Launch, da es die am einfachsten umzusetzende Methode ist, auch wenn wir dann nicht flüssiges Gameplay in 60 Hz und eine deutschen Lokalisierung gleichzeitig genießen können.
Ohne größere Eingriffe in die Spiele wäre das auch unmöglich, Sound-Effekte und die Sprachausgabe müssten erst an die höhere Abspielgeschwindigkeit angepasst werden, was bei Klassikern zu einem großen Problem werden kann. Nicht immer sind die Quelldaten nach solch einer langen Zeit erhalten geblieben.
Meinung der Redaktion
Chris Werian
@DrChrisRespect
Die Klassiker sind für mich der einzige Grund, weshalb ich zu PS Plus Premium greifen würde, davon sehe ich aktuell aber noch ab. Zumindest bei den meisten Titeln. Für mich ist das wirklich ärgerlich, da ich erst mit der PS4 zur PlayStation gefunden habe und immer ein paar alte Schinken nachholen wollte, schließlich kannte ich sie bislang nur aus den damaligen Spielemagazinen.
Ruckelige PAL-Versionen haben mir beim Anspielen jedoch schnell die Lust geraubt, wenn auch nicht bei jedem Titel. Das behäbige Spieltempo von Resident Evil: Director’s Cut oder Wild Arms wirkt zum Beispiel effektiv der niedrigen Framerate entgegen.
Etliche andere Spiele, darunter Syphon Filter oder Abe’s Oddysee, empfand ich hingegen als schlecht spielbar, besonders im Vergleich zu den NTSC-Versionen, die ich auf meinem Zweit-Account mit dem südostasiatischen PS Plus testen konnte. Sony verspricht diese bald als zusätzliche Option anzubieten, ein konkretes Datum fehlt jedoch. Ich hoffe zumindest, dass wir sie zeitnah zu Gesicht bekommen, denn der Grundpreis von 16,99 Euro im Monat ist ganz schön happig für dermaßen ruckelige Versionen und eigentlich ist der Emulator auch zu gut dafür. Der bietet nämlich ein paar tolle Zusatz-Features, wie das zeitgemäße Speichersystem, und ein ebenso intuitives wie schickes Design.
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