PlayStation Classic
Hersteller: Sony
vorinstallierte Spiele: 20
Preis: 100 Euro
Hinweis: Die Konsole haben wir dank vorzeitiger Belieferung eines Händlers bereits im Laden gekauft, da Sony nicht in der Lage war, uns rechtzeitig ein Muster zur Verfügung zu stellen. Alle Produktbilder in diesem Test haben wir selbst angefertigt.
Direkt beim Auspacken springt euch die PlayStation Classic ins Auge: Die formschöne Minikonsole präsentiert sich durch ein Sichtloch im aufgeräumt gepackten Karton und weckt direkt wohlige Retrogefühle.
Neben der Konsole und einem Anleitungsheft findet ihr im unteren Fach der Verpackung zwei Controller, ein HDMI- sowie ein USB-Kabel.
Achtung: Einen Adapter für die Steckdose müsst ihr dazukaufen, solltet ihr keinen entsprechenden Stecker (etwa fürs Handy) besitzen oder der USB-Anschluss eures Fernsehers keine 5V bei 1,0A liefern.
Wobei wir definitiv zu einem Steckdosen-Adapter raten möchten: Bei unserem Testfernseher ist ein USB-Port zwar mit "5V/1.0A" beschriftet, doch bis auf ein kurzes Aufblinken des Power-Lämpchens tat die am TV angeschlossene PS1 Mini keinen Mucks.
Die Pads entsprechen in ihrer Größe sowie dem Design den klassischen PlayStation-Controllern, die bei Markteinführung (1994 in Japan, 1995 in den USA und Europa) zusammen mit der Konsole ausgeliefert wurden. Das Plastik fühlt sich allerdings etwas weicher an als das der Originale.
Angeschlossen werden die kabelgebundenen Steuereinheiten (knapp 1,40 Meter Kabellänge) per USB, allerdings hat Sony es sich nicht nehmen lassen, die breiten Kontakte der Original-Controller nachzubilden.
Stöpselt ihr sie ein, ergibt sich ein homogenes Retrokonsolen-Bild. Anders als etwa beim Classic Mini SNES, dessen Front zum Anschluss der Pads ausgeklappt werden muss, wodurch das ansonsten originalgetreue Design zerstört wird.
8-Bit-Liebe in einem kleinen Kasten
Lest unseren Test zum Classic Mini NES
PS1 Mini Spiele: Das sind die vorinstallierten Games
Hier haben wir für euch die auf der PlayStation Classic enthaltenen Spiele aufgelistet, inklusive Genre, Erscheinungsjahr und einer Einschätzung von 1 bis 3 Sternen.
Battle Arena Toshinden (Kampfspiel, 1995, PAL-Version) **
Cool Boarders 2 (Sport, 1998, PAL-Version) *
Destruction Derby (Rennspiel, 1995, PAL-Version) *
Final Fantasy 7 (Rollenspiel, 1997, NTSC-Version) ***
Grand Theft Auto (Action, 1997, PAL-Version) *
Intelligent Qube (Geschicklichkeit, 1997, NTSC-Version) **
Jumping Flash! (Ego-Jump&Run, 1995, PAL-Version) **
Metal Gear Solid (Action-Adventure, 1998, NTSC-Version) ***
Mr. Driller (Geschicklichkeit, 1999, NTSC-Version) **
Oddworld: Abe's Oddysee (Jump&Run, 1997, PAL-Version) ***
R4: Ridge Racer Type 4 (Rennspiel, 1998, NTSC-Version) ***
Rayman (Jump&Run, 1995, NTSC-Version) ***
Resident Evil: Director's Cut (Survival-Horror, 1996, PAL-Version) ***
Revelations: Persona (Rollenspiel, 1996, NTSC-Version) ***
Super Puzzle Fighter 2 Turbo (Geschicklichkeit, 1996, NTSC-Version) ***
Syphon Filter (Action, 1999, NTSC-Version) **
Tekken 3 (Kampfspiel, 1998, PAL-Version) ***
Tom Clancy's Rainbow Six (Shooter, 1999, PAL-Version) *
Twisted Metal (Action-Rennspiel, 1996, NTSC-Version) *
Wild Arms (Rollenspiel, 1998, NTSC-Version) ***
Das Kreuz mit dem Digikreuz
Doch allem Design-Aufwand zum Trotz sind die Controller der erste Pferdefuß der PlayStation Classic. Die ursprünglichen Joypads sind am klassischen SNES-Layout orientiert, verfügen neben Face-Buttons und Schultertasten also nur über ein digitales Steuerkreuz.
Drei Jahre nach Markteinführung der PlayStation veröffentlichte Sony 1997 allerdings den Dual Analog Controller, der wie der Name schon sagt die bis heute typischen PlayStation-Doppel-Analogsticks einführte. 1998 folgte die erste Version des Dual Shock.
Warum das so wichtig ist? Viele Spiele nutzten die Analog-Technik, und gerade bei Rennspielen wie Ridge Racer Type 4 ist das digitale Steuerkreuz des originalen PlayStation-Controllers nur eine halbherzige Lösung.
Zudem lässt sich einer der grandiosen WTF-Momente aus Metal Gear Solid nur mit dem Dual Shock erleben: Wenn Psycho Mantis euch bittet, den Controller auf den Boden zu legen, damit er ihn wie von Geisterhand bewegen kann, funktioniert das natürlich nur mit den beiden Vibrationsmotoren des neueren Controllers.
Wir haben natürlich versucht, einen Dual Shock 4 per USB anzuschließen, doch außer dem digitalen Steuerkreuz lässt sich keine Taste verwenden. Das dürfte wohl an der durchgängig analogen Technik der modernen Controller liegen.
16-Bit-Gigant im Hosentaschenformat
Lest unseren Test zum Classic Mini SNES
Spartanische Menüs
Doch erst mal genug von der schnöden Peripherie. Ihr wollt ja schließlich wissen, was die Konsole beim Einschalten macht und wie die Emulation der Spiele gelungen ist.
Wie bei Nintendos Minis wählt ihr direkt nach dem ersten Einschalten eure Sprache aus, worauf ihr postwendend im Spiele-Auswahlmenü landet. Die Sprachauswahl bezieht sich allerdings nur auf die Texte im Hauptmenü, sämtliche Spiele sind in ihren englischen Versionen enthalten, falls seinerzeit keine mehrsprachigen Texte auf der Disc waren.
Die Cover der 20 Titel sind dreidimensional im Kreis angeordnet, durch den ihr per Steuerkreuz scrollen könnt. Jedes Spiel unterstützt nicht nur die klassische Speicherfunktion per simulierter Memory-Card, sondern lässt euch auch zwischenspeichern, damit ihr beim nächsten Einschalten direkt dort weitermachen könnt, wo ihr aufgehört habt.
Eine Option, die Qualität der Texturen oder der Auflösung (720p) anzupassen gibt es ebenso wenig wie die Möglichkeit, die Anleitungsheftchen der Spiele digital durchzublättern. Sony gibt sich hier sehr nüchtern. Etwas zu nüchtern für unseren Geschmack. Filter- und Auflösungsoptionen hätten gerade bei aus heutiger Sicht grafisch indiskutablen frühen 3D-Titeln wie Jumping Flash vielleicht noch was rausreißen können.
Bezeichnend für den fehlenden Enthusiasmus, mit dem hier gearbeitet wurde, ist übrigens die deutsche Übersetzung des "Play"-Buttons unter dem jeweiligen Spielecover: "Wiedergeben"!
Man hatte hier zwar mehrere Übersetzungsmöglichkeiten zur Auswahl, dass der Spiele(!)hersteller Sony sich statt des passenderen "Spielen" für "Wiedergeben" entscheidet, ist aber ziemlich peinlich. Es ist schließlich eine Spielstation, keine Wiedergabestation.
Andere machen's auch nicht besser
Das Neo Geo Mini im Test
NTSC vs. PAL reloaded
Die PlayStation Classic basiert auf dem Open-Source-Emulator PCSX ReARMed, und der macht seine Sache auf den ersten Blick gut. Natürlich haben wir nicht alle enthaltenen Titel durchgespielt, in Stichproben sind uns aber keine wirklich gravierenden grafischen Probleme aufgefallen. Das heißt allerdings nicht, dass die Spiele genau wie auf der Original-Hardware laufen: Unverständlicherweise gibt es immer wieder Mikroruckler, die aber tatsächlich nur auffallen, wenn man die Spiele sozusagen auswendig kennt.
Ein dickes Ei hat sich Sony allerdings selbst gelegt: Die Spielesammlung besteht aus bunt zusammengewürfelten NTSC- und PAL-Versionen.
Für Uneingeweihte: NTSC und PAL waren die Prä-HD-Fernsehnormen in den USA (NTSC) bzw. dem Großteil von Europa (PAL). NTSC liefert 60 Hz, PAL hingegen nur 50HZ, dafür aber eine etwas bessere Auflösung.
Während die US-NTSC-Fassungen von etwa Metal Gear Solid oder Ridge Racer Type 4 auf der PlayStation Classic in ihrer Originalgeschwindigkeit laufen, sind europäische PAL-Versionen wie Tekken 3 oder Resident Evil: Director's Cut um knapp 20 Prozent langsamer als das Original. Warum man sich bei der Auswahl nicht auf US-Fassungen beschränkte, ist uns ein Rätsel. Von Sony selbst gibt es dazu kein Statement.
Einen zusätzlichen Bock hat man in Bezug auf Capcoms Survival-Horror geschossen. Die westlichen Versionen von Resident Evil: Director's Cut hatten statt des versprochenen ungeschnittenen Intros in Farbe nur die gekürzte Schwarzweiß-Fassung des Originalspiels an Bord.
Mit Ausnahme der deutschen und französischen Versionen, die den Anfangsfilm uncut und in Farbe zeigten, dafür aber eine kurze Einstellung bei der ersten Zombiebegegnung im Spiel selbst vermissen ließen.
Für die PlayStation Classic hat man sich dummerweise für die britische Fassung entschieden. Ein Spiel, das in Deutschland früher praktisch unzensiert erhältlich war, ist nun also plötzlich geschnitten. Und die auf dem im Hauptmenü abgebildeten Cover-Artwork versprochene Demo zu Resident Evil 2 fehlt natürlich ebenfalls.
Hier drängt sich überhaupt die Frage auf, warum man statt des ersten Teils nicht gleich Resident Evil 2 auf die Konsole gepackt hat. Es ist spielerisch besser und hätte vor allem einen Vorgeschmack auf das Ende Januar 2019 erscheinende Resident Evil 2 Remake geben können.
Fragwürdige Spieleauswahl
Ein geschlossenes System wie die PlayStation Classic steht und fällt natürlich mit der Spieleauswahl, da man (so es nach dem Willen des Herstellers geht) keine weiteren Titel hinzufügen kann.
Und genau hier hat Sony am schlimmsten gepatzt. Nicht nur das indiskutable Durcheinanderwürfeln von PAL- und NTSC-Versionen sorgte bei uns für Stirnrunzeln, sondern auch der enthaltene Spielekatalog selbst.
Titel wie Cool Boarders 2 oder Rainbow Six zählten schon damals nicht zur Software-Elite und machen heute erst recht keinen Spaß mehr. Wenn's schon ein Shooter sein muss, hätte Sony vielleicht lieber den weniger bekannten (dafür aber besseren) Exklusivtitel Disruptor draufpacken sollen. Und auch das komplette Fehlen von Gran Turismo lässt uns den Kopf schütteln.
Mehr zum Thema:Diese Spiele hätten auf die PS1 Mini gehört
Überhaupt fehlen viele Spiele, die charakteristisch für die PlayStation waren: Spyro, Crash, Wipeout, Tomb Raider, vielleicht sogar ein Colony Wars hätten sich gut auf der Minikonsole gemacht. Was bleibt, ist eine vertane Chance, die wir euch wegen des wirklich schicken Designs gerne ans Herz legen würden, es aber wegen der Fehlentscheidungen bei der Software-Auswahl und der unübersehbaren, generellen Gleichgültigkeit des Herstellers gegenüber des Projekts nicht können.
Pro & Contra
+ schickes Retro-Design
+ Emulator funktioniert gut
- merkwürdige Spieleauswahl
- langsame PAL-Versionen enthalten
- keinerlei Grafik-Optionen
- kein Dual Shock-Controller
- kein Netzadapter enthalten
Fazit: Finger weg! Die PlayStation Classic sieht zwar wunderhübsch aus und tut generell was sie soll, hat aber eklatante Schwächen in der Spieleauswahl.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.