Das Nintendo Entertainment System (oder kurz NES) ist eine Legende. Nintendos erste Heimkonsole war Mitte der 80er-Jahre nicht nur Geburtsstätte von beliebten Reihen wie Zelda oder Super Mario, sondern hauchte der gesamten Videospielindustrie nach dem großen Crash von 1983 neues Leben ein und begeisterte Millionen von Spielern.
Kein Wunder also, dass (nicht nur) die Fans von damals in Jubel ausbrachen, als Nintendo Mitte 2016 das Nintendo Classic Mini: Nintendo Entertainment System (NES Mini) ankündigte, eine geschrumpfte Version des grauen Modultoasters mit 30 vorinstallierten Spielen. Jetzt ist das Retro-Gadget endlich da und so viel sei verraten: Die Vorfreude war absolut berechtigt.
Wie klein das NES Mini ist, wird schon bewusst, wenn man den Karton sieht, der kaum größer ist als die Verpackung des 3DS. Der überschaubare Lieferumfang umfasst die Konsole, einen Controller samt Anschlusskabel, eine HDMI-Strippe und ein Micro-USB-Kabel, für die Stromversorgung. Achtung: Nintendo legt dummerweise keinen Steckdosenadapter bei, entweder verbindet ihr den USB-Stecker also mit einem entsprechenden Slot an eurem Fernseher oder nutzt einen herkömmlichen USB/Stromadapter, wie er beispielsweise den meisten Smartphones beiliegt.
Och nein, wie süß!
Man muss kein Retrospieler oder Nintendofan sein, um sich in das Mini-NES zu verlieben: Ein Blick auf die Konsole - oder besser »das Konsölchen« - reicht, und es ist um einen geschehen. Die Miniversion des NES ist gerade mal 12,5 cm breit, 10 cm tief, etwas über 4 cm hoch und so leicht, dass man meinen könnte, es handele sich um eine Spielzeug-Attrappe.
Dass die solide verarbeitete Plastikschachtel funktioniert, wird aber spätestens dann klar, wenn man auf den Power-Button drückt und. ein rotes Lämpchen aufleuchtet - hach, genau wie früher. Bis auf die beiden Anschlüsse für Controller, den HDMI- und Micro-USB-Ausgang gibt es keine weiteren Ports, die kleine Modulklappe lässt sich nicht öffnen, es gibt keine WLAN-Funktion oder andere Verbindungsmöglichkeiten zur Außenwelt - nachträgliche Spieledownloads wird es auf dem NES Mini definitiv nicht geben.
Anders als die Konsole gleicht der Controller den 30 Jahre alten Originalen größentechnisch wie ein Ei dem anderen. Trotz kantigem Design liegt das Pad sehr gut in der Hand, der rechte Daumen ruht perfekt auf den beiden roten Feuerknöpfen. Das Steuerkreuz fühlt sich unserer Meinung nach dank besserer Druckpunkte etwas knackiger an als das Original, da kann allerdings auch etwas Verklärung dabei sein. Der Controller hat allerdings auch einen großen - oder besser kurzen - Nachteil.
Das Verbindungskabel zur Konsole ist gerade mal knapp 80 cm lang, das Originalkabel maß damals über satte 2 Meter. Ihr müsst euch also entscheiden: Entweder hockt ihr euch einen knappen Meter vor eure Glotze, oder investiert in Verlängerungskabel für HDMI und Strom, wenn ihr beim Spielen auf der Couch lümmeln wollt. Originale NES-Controller lassen sich übrigens nur per (separat erhältlichem) Adapter vom Fremdhersteller Hyperkin an die Konsole anstecken.
Im schicken Hauptmenü könnt ihr alle 30 vorinstallierten Spiele einzeln anwählen, die Emulations-Qualität von Mario, Zelda, Bubble Bobble und Co. ist dabei hervorragend und gefühlt sogar noch einen Tick besser als die von Nintendo angebotenen Virtual-Console-Versionen. Die meisten Spiele haben nichts von ihrer Faszination verloren und sind ein echtes Erlebnis für Nostalgiefans, aber selbst für NES-Unbefleckte lohnt sich auch heute noch ein Blick auf das erste Metroid oder die Mario-Bros.-Serie, deren Leveldesign wegweisend war.
Und auch Multiplayertitel wie Balloon Fight sind mit einem zweiten angeschlossenen Controller (kostet knapp 10 Euro) perfekt für ein Duell zwischendurch. Die drei unterschiedlichen Displaymodi (CRT-Flimmerfilter, 4:3 und angepasste Auflösung) machen Spaß und erlauben auf Wunsch sogar noch einen Hauch mehr Nostalgie, wenn der LCD-Bildschirm ähnlich wie damals eine Röhre fröhlich vor sich hin flimmert.
Hauptmenü über Umwege
Seid ihr erstmal in einem Spiel drin, gelingt die Rückkehr ins Hauptmenü nur über einen Umweg. Denn statt etwa eine Tastenkombination auf dem Pad einzugeben oder über das Pausemenü zurückzuspringen, müsst ihr wie bei der Originalkonsole den Reset-Knopf an der Vorderseite des NES drücken. Durch das kurze Kabel sitzt man zwar ohnehin nahe am kleinen grauen Kasten, umständlich bleibt es aber trotzdem.
Entschädigt werdet ihr dafür mit insgesamt vier frei wählbaren Speicherplätzen für jeden integrierten Titel. Einfach zum gewünschten Speicherpunkt aus dem Spiel gehen, einen der Slots auswählen und beim nächsten Mal an der gleichen Stelle weiterzocken - so komfortabel ging das beim Original nicht!
Für wen lohnt sich das NES Mini jetzt also? Klare Antwort: eigentlich für jeden. Mit dem umfangreichen Spielepaket sollte jeder, der mit dem NES aufgewachsen ist, glücklich werden (auch wenn manche Klassiker wie Battletoads fehlen), und auch Neulinge werden dank einfacher Handhabung der Möglichkeit, zu zweit zu spielen, ihren Spaß haben. Die NES-Ära gehört zu den spannendsten Videospielzeiten überhaupt, und das NES Mini ist der perfekte Weg, sie kostengünstig nachzuholen - oder noch einmal zu erleben.
Pro und Contra
+ solide Verarbeitung
+ tolle Spielauswahl
+ Multiplayer möglich
+ verschiedene Anzeigemodi
- Controllerkabel viel zu kurz
- kein Netzadapter im Lieferumfang enthalten
Fazit: Das NES Mini ist ein Traum für alle Fans von Nintendos grauer Konsolenlegende und allen, die es noch werden wollen.
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