Darsteller gegen die Handlung
In Alien mag es noch funktioniert haben, bei vielen Darstellern wenig in die Tiefe zu gehen, überstrahlte Sigourney Weaver als Lt. Ripley in Alien doch alles. In Prometheus gibt es jedoch nicht die eine Bezugsperson, die den ganzen Film trägt, sondern drei. Vor allem die beiden weiblichen Hauptpersonen kommen etwas zu kurz. Charlize Theron (Monster, Snow White and the Huntsman) vertritt als Vickers die Interessen des reichen Unternehmens, das die Expedition finanziert.
Sie darf ein paar Mal richtig böse werden und hat ihre stärksten Szenen, wenn der Film kurz damit kokettiert, dass sie eventuell ein Androide ist. Ihre Gegenspielerin im Film ist die Wissenschaftlerin Elizabeth Shaw, die von Noomi Rapace (vor allem als Lisbeth Salander aus der Millennium-Trilogie bekannt, zuletzt in Sherlock Holmes - Spiel im Schatten). Sie darf sich in bester Ripley-Manier gegen die Widrigkeiten der fremden Welt zur Wehr setzen und erinnert entfernt sogar ein wenig an Sigourney Weaver.
Beide machen ihre Sache ganz gut. Sie leiden nur unter ihrer kurzen Präsenz im Film. Deutlich mehr Filmminuten bekommt der Androide David, der vom irisch-deutschen Schauspieler Michael Fassbender (der junge Magneto in X-Men: Erste Entscheidungund zuletzt der Witz jeder Award-Show wegen seines hüllenlosen Auftritts in Shame) gespielt wird. Fassbender darf seinen Androiden mit für ein Maschinenwesen sehr vielen Facetten vortragen. Diese Mischung aus Künstlichkeit eines Computers und leicht menschlichen Untertönen gelingt ihm perfekt. David ist auch das Vehikel für sehr viele Anspielungen auf andere Filme wie 2001 und Alien: Resurrection. Wie seine Vorgänger im Geiste aus Blade Runner beschäftigt ihn sein Verhältnis zu seinen Schöpfern und seine offensichtliche Überlegenheit ihnen gegenüber, die aber nicht entsprechend gewürdigt wird.
Fest für Augen und Ohren
Ein großes Thema von Prometheus ist die Entdeckung einer fremden Welt. Für die Zuschauer ist das ein großer Spaß: Schon das Forschungsschiff mit seiner futuristischen Ausstattung spannt einen kompletten Mikrokosmos auf. Später auf der Alien-Welt sieht man beeindruckende Totalen einer unwirtlichen Welt. Die Außerirdischen-Architektur erscheint sinnvoll und auch im Inneren der fremden Welt gibt es immer wieder interessante Einfälle zu bewundern. Prometheus verwendet sehr viele von Hand gebaute Kulissen.
Das sieht man, und zwar im positiven wie auch im negativen Sinne. So vermeidet der Film den oft sehr sterilen Look von Computergrafik-Effekten, was eine absolute Wohltat ist. Allerdings hat das dem Kameramann sichtbar Schwierigkeiten bereitet: So werden an den Bildrändern einige Male Objekte fürs 3D-Kino ungünstig angeschnitten. Eigentlich unverständlich, da das Team um Dariusz Wolski schon beim letzten Fluch-der-Karibik-Film mehr als genug 3D-Erfahrung sammeln konnte. Insgesamt ist Ridley Scott ein wunderbar dreckiger Gegenentwurf zur kunterbunten Welt eines Avatar gelungen, in der man sich zwar als Zuschauer sicher nicht gerne aufhalten möchte, aber sicher gerne zusieht.
Ebenfalls gelungen ist die musikalische Untermalung. Ridley Scott setzt für die Musik auf seinen alten Vertrauten Marc Streitenfeld, der schon in Ein gutes Jahr und auch Robin Hood für den guten Ton sorgte. Streitenfeld stammt aus Deutschland und hat lange Zeit für Hans Zimmer gearbeitet. Das merkt man auch und passt perfekt zu Prometheus.
Fazit
Christian Merkel: »Was ist denn da nur schiefgelaufen? Eigentlich standen alle Vorzeichen auf Superfilm. Doch irgendwo bei der Entwicklung des Drehbuchs haben sich Ridley Scott und seine Autoren verzettelt: Mit viel zu viel Stoff für zwei Stunden Film bleibt Prometheus letzten Endes sehr blass. Da können auch die schönen Aufnahmen und die vielen Anspielungen für Fans nicht helfen. Eventuell hilft die erweiterte Fassung auf Blu-ray, die Scott bereits in einem Interview vorsorglich angekündigt hat.«
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