So lange wie es Pokémon-Spiele gibt, gibt es auch Diskussionen und Gerüchte um Spielinhalte. Versteckte Wege, an Mew zu kommen oder Musik, die angeblich krank macht, haben sich als falsch herausgestellt. Andere Aspekte stimmen aber durchaus. Sie sind nur nicht besonders bekannt, weil euch das Spiel darüber lieber im Ungewissen lässt.
Einige dieser Mechaniken prägen euer Spiel, ob ihr darüber Bescheid wisst oder nicht. Andere sind nur schmückendes Beiwerk und können genauso gut ignoriert werden. Darüber Bescheid zu wissen, erlaubt euch aber in jedem Fall, euch mehr mit der Welt der Pokémon-Spiele auseinander zu setzen und diese vielleicht auch ein bisschen besser zu verstehen. Oder ihr habt einfach nur ein weiteres Minispiel, mit dem ihr eure Zeit verbringen könnt. Welche Mechaniken euch die Pokémon-Spiele schon immer verheimlicht haben, stelle ich euch hier vor!
Wie lernt Pikachu Surfer?
Erinnert ihr euch an das Intro zu Pokémon Gelb und das surfende Pikachu? Tatsächlich ist das nicht einfach nur eine Anspielung auf ein Pikachu im Anime, sondern konnte Realität werden. Um Pikachu Surfer beizubringen, braucht ihr nur ein Team aus starken Pokémon in den Spielen der ersten Generation, Pokémon Stadium und ein Transfer Pack.
Janna Tillmann
Janna ist seit ihrer frühesten Kindheit leidenschaftliche Pokémon-Spielerin, hat sich allerdings lange nicht besonders tiefgehend mit den Spielen auseinander gesetzt. Solange sie ein Raichu haben konnte, war sie zufrieden. Aber inzwischen hat ihr Studium ihr einen etwas technischeren Blick beschert, den sie liebend gerne auch auf Videospiele anwendet.
Euer Team inklusive dem Pikachu, das Surfer lernen soll, müsst ihr dafür zu Pokémon Stadium übertragen und damit die zweite Runde des Premium Cups im Meisterball-Schwierigkeitsgrad gewinnen. Währenddessen dürft ihr weder speichern, noch ein Game Over erleben. Eine Niederlage ist hingegen in Ordnung. In jedem Kampf muss Pikachu Teil eures Teams sein, tatsächlich einsetzen müsst ihr es aber nicht. Gewinnt ihr den Cup, könnt ihr Pikachu Surfer beibringen.
Euer surfendes Pikachu eröffnet euch auch ein Minispiel, wenn ihr zu dem Haus am Strand südlich von Fuchsania City geht. In der VC-Version der Spiele ist dieses Minispiel von Anfang an freigeschaltet. Auch in Pokémon Sonne und Mond könnt ihr ein Pikachu mit Surfer bekommen. Dafür müsst ihr alle Rekorde im Mantax-Surf-Spiel in Kantai City brechen.
Welchen Nutzen haben Attacken in der Welt?
Pokémon-Attacken sind in erster Linie dazu gedacht, euren Gegnern ordentlich Schaden zuzufügen. Einige Attacken könnt ihr allerdings auch außerhalb des Kampfes anwenden. Für die VMs wie Surfer, Fliegen und Co. ist es noch recht selbsterklärend, was ihr mit ihnen in der Spielwelt anfangen könnt. Außerdem weist euch das Spiel an bestimmten Stellen selbst darauf hin, dass ihr hier beispielsweise nur mit Surfer oder Kaskade weiterkommt.
Aber für Zerschneider sieht das ein bisschen anders aus. Neben kleineren Bäumen, die von Spiel zu Spiel seltener werden, könnt ihr damit auch hohes Gras aus dem Weg räumen. Stellt euch einfach vor hohes Gras und gebt eurem Pokémon den Befehl, schon wird Zerschneider eingesetzt. Auch die anderen VMs könnt ihr übrigens aus dem Menü heraus jederzeit aktivieren, sodass ihr in einer Höhle nicht für jeden Stein neu den Dialog durchklicken müsst, dass ihr Stärke auch an diesem Stein nutzen wollt.
Noch ein bisschen spezieller ist der unbekanntere Nutzen von Geschwätz. Wenn ihr ein Plaudagei mit dieser Attacke besitzt, könnt ihr sie über das Menü anwählen, um eurem Pokémon einen ganz eigenen Kampfschrei aufzunehmen. Je nach Lautstärke erhöht dieser Laut die Wahrscheinlichkeit, mit dem Angriff Verwirrung auszulösen auf bis zu 31%.
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Wie funktioniert Vererbung?
Seit Pokémon Gold, Silber und Kristall ist es möglich, Pokémon zuzüchten. Aber auch hier sind die Regeln nicht ganz klar. So stellt sich die Frage, welche Attacken das Baby bekommt und was es denn überhaupt für ein Baby wird. Letzteres ist einfach zu sagen: Aus dem Ei schlüpft immer die erste Entwicklungsstufe der Mutter. Wenn ihr also mit einem weiblichen Glurak züchtet, bekommt ihr ein Ei mit einem Glumanda.
Die Attacken setzen sich über mehrere Wege zusammen. Das Baby-Pokémon bekommt natürlich alle Attacken, die es sowieso bis zum Schlüpflevel lernen würde. Zusätzlich werden ihm aber die Attacken vererbt, die beide Elternteile beherrschen, sowie TM/VM-Attacken vom Vater (bis Generation 5) und sogenannte Ei-Bonus-Attacken.
Auch diese kommen in den meisten Generationen nur vom Vater, ab Pokémon X und Y auch von der Mutter. Bonus-Attacken erhält das Baby nur durch Vererbung, nicht durch einen Levelaufstieg. Sollten so mehr als vier Attacken zusammenkommen, werden diese voneinander überschrieben. Ei-Attacken werden als letzte angerechnet, weshalb diese immer angenommen werden, auch wenn sie dafür etwas anderes überschreiben.
Wann ein Ei entsteht, hängt von der Kompatibilität der Pokémon ab, die durch sogenannte Ei-Gruppen entschieden wird. Wer die nicht nachlesen will, kann grob nach dem Aussehen der Pokémon vorgehen. So passen beispielsweise Dragoran und Glurak zusammen, Glurak und Evoli hingegen nicht. Zusätzlich braucht ihr natürlich ein männliches und ein weibliches Pokémon zur Zucht. Die Ausnahme dazu ist Ditto, mit dem ihr auch einige geschlechtlose Pokémon wie Magneton und Sterndu züchten könnt.
Aber auch wenn die Ei-Gruppe passt, könnt ihr die Chancen auf ein Ei weiter erhöhen, indem ihr nicht nur eure eigenen Pokémon einsetzt. Haben die Pokémon unterschiedliche Trainer-IDs und sind in der gleichen Ei-Gruppe, bedeutet das die größte Chance auf Nachwuchs. Ob ihr ein Pokémon bekommt, entscheidet sich nach 256 Schritten eurer Spielfigur. Habt ihr nicht sofort Glück, besteht nach weiteren 256 Schritten das nächste Mal die Möglichkeit, ein Ei zu erhalten und immer so weiter.
Woher bekommen Pokémon ihre Stärke?
Ganz am Anfang eurer Trainerkarriere in Pokémon Rot, Blau und Gelb trefft ihr einen älteren Herren auf dem Weg nach Vertania City, der eine kluge Beobachtung mit euch teilt: Zwei Pokémon auf dem gleichen Level sind nicht gleich stark und unterscheiden sich in ihren Werten. Die Begründung verrät er jedoch nicht. Inzwischen ist des Rätsels Lösung aber bekannt: es liegt an den EVs und IVs, die eure Pokémon prägen.
IV steht für Individual Value. Sie sind ein möglicher Bonus, der den Grundwerte des Pokémons hinzugerechnet wird und so dessen konkrete Anfangswerte bilden, quasi seine Gene. Sie sind die Basis für die weitere Entwicklung des Pokémons.
In den ersten zwei Editionen heißen die IVs noch Determinant Value und liegen für jeden Wert zwischen 0 und 15. Die IVs für Angriff, Verteidigung, Spezial und Initiative werden zufällig generiert, der KP-Wert errechnet sich aus diesen Werten. Generation 2 vergibt außerdem das Geschlecht anhand des DV-Werts für den Angriff, weshalb die stärksten Pokémon einer Art immer männlich sind. Auch ob ihr ein schillerndes Pokémon vor euch habt, wird durch die IVs bestimmt: jedes Pokémon mit bestimmten IVs ist ein Shiny.
Seit Pokémon Rubin und Saphir liegen die IVs zwischen 0 und 31 für jeden der sechs Werte eines Pokémons. Entsprechend ist der Einfluss der IVs auf Pokémon noch einmal größer. Außerdem ist es seit der dritten Pokémon-Generation nicht mehr alleine dem Zufall überlassen, welche Werte vergeben werden. Stattdessen beeinflusst auch das Wesen eines Pokémons dessen IVs. Ein pfiffiges Pokémon gewinnt beispielsweise an Verteidigung, hat dafür aber einen schlechteren Spezialangriff.
Wenn IVs Gene sind, sind EVs Erfahrungen
Die EVs (Effort Values, auf deutsch Fleiß-Punkte) zeichnen nach, wie ihr euer Pokémon trainiert habt. Denn neben den sichtbaren Erfahrungspunkten für jeden Kampf erhaltet ihr im Falle eines Sieges auch die besagten EVs.
Welche EVs ihr jeweils bekommt, hängt von eurem Gegner ab. Ein Sieg gegen ein Taubsi belohnt euch in Pokémon Sonne und Mond beispielsweise mit einem Punkt auf Initiative, während ein Sieg gegen Wuffels euch einen Angriffs-EV einbringt. Diese EVs werden dann bei einem Levelup verrechnet: Je vier EVs in einem Statuswert bedeutet den Anstieg um einen Punkt. Insgesamt könnt ihr 510 EV-Punkte ansammeln und einen einzelnen Wert um höchstens 63 Punkte erhöhen.
Bis Pokémon Gold, Silber und Kristall heißen die EVs noch Stat Experience und hingen von den Basiswerten eurer Gegner ab, sodass euch ein Taubsi beispielsweise 40 Punkte auf den KP-Wert eingebracht hat, weil das sein Basiswert für KP ist. Außerdem war es auch über Level 100 hinaus möglich, die EVs zu erhöhen und angerechnet zu bekommen, denn sie wurden auch verrechnet, wenn ihr euer Pokémon von Bills PC transferiert habt. Außerdem konntet ihr aufgrund der internen Speicherung der Stat Experiences so viele Punkte ansammeln, um letztendlich jeden Wert eurer Pokémon auf 255 zu erhöhen.
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Das System ist nicht nur gut versteckt, sondern auch nicht unbedingt einladend zur Nutzung. Die Editionen haben aber nach und nach immer mehr Hilfen eingebaut, um euch das Training zu erleichtern. Seit der zweiten Generation können eure Taschenmonster beispielsweise vom Pokérus befallen werden, einer seltenen Statusveränderung, die euren Pokémon doppelte EVs einbringt.
Ansonsten gibt es Vitamine, die die EVs eurer Pokémon in einem gewissen Rahmen erhöhen können und in den neueren Editionen verschiedene Läden, die euch im EV-Training unterstützen. Pokémon X und Y haben euch mit dem Supertraining zusätzlich ein Minispiel zum EV-Training an die Hand gegeben und Pokémon Sonne und Mond zeigen euch direkt an, wie die EVs eurer Pokémon aktuell verteilt sind.
Vielleicht bringt euch das Verständnis dieser Mechaniken ein bisschen weiter, wenn ihr das nächste Abenteuer in der Welt von Pokémon beginnt. Sicher sind sie nicht ausschlaggebend dafür, wie viel Spaß ihr mit den Spielen haben werdet. Aber vielleicht hilft euch das zusätzliche Wissen ja, die Spiele neu lieben zu lernen.
Dieser Artikel ist Teil unserer Pokémon-Themenwoche auf GamePro.de. Hier findet ihr alle Artikel zu Pokémon in der Übersicht.
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