Im Dezember 2011 erleben in Japan die ersten Käufer der PlayStation Vita den tragbaren Wow-Effekt - denn die grandiose Grafik stellt alle bisherigen Handhelds in den Schatten. Manche Entwickler sind damals regelrecht euphorisiert, zum Beispiel Stuart Lovegrove.
»Die Vita wird uns lange erhalten bleiben. Ihr wisst doch, dass ›Vita‹ im Lateinischen für ›Leben‹ steht«, sagt der WipeOut-Macher Anfang 2012 in einem Interview. Heute, kurz vor dem vierten Geburtstag des Handhelds, ist seine Aussage leider widerlegt.
Zwar erscheinen noch einige Vita-Spiele von Drittherstellern, doch Sony selbst hat kürzlich verkündet, keine Titel für die eigene Konsole mehr zu veröffentlichen. Überraschend kommt die Nachricht wegen der überschaubaren Verkaufszahlen keineswegs - weltweit fast 14 Millionen verkauften Vitas stehen laut VGChartz.com rund 55 Millionen Nintendo 3DS gegenüber.
Dennoch ist das Ende der PS Vita für mich eine herbe Enttäuschung. Denn als Vita-»Spätzünder« (gekauft im September 2014) ist mein erster Wow-Effekt dank Spielen wie Uncharted: Golden Abyss oder Killzone Mercenary noch ziemlich frisch.
Die Wohnzimmer-Vita: PlayStation TV im Test
Der Autor
Seit er 1991 seinen ersten eigenen Game Boy bekommt, hat Benjamin eigentlich immer eine tragbare Spielekonsole dabei. Spekulationen zufolge sind Handhelds sogar der Grund, warum er bis heute keinen Führerschein hat und nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt. In der PS Vita sieht er einen genialen Hybriden aus Heimkonsole und Handheld - und ist deshalb über den schleichenden Niedergang des kleinen Kraftpakets schwer enttäuscht.
Helghan statt Straßenbahn
Obwohl ich auch mit Nintendo-Handhelds immer glücklich war und Die Siedler über 100 Stunden auf meinem Ipad herumgewuselt sind, habe ich dringenden Bedarf für eine Konsole wie die Vita. Sie überträgt nämlich das Spielgefühl einer Heimkonsole ins Miniformat, beamt mich binnen Sekunden von einer Bremer Straßenbahn auf den Planeten Helghan.
Ihr merkt schon, dass mich besonders Killzone Mercenary gepackt hat. Aber dieses Vita-Spiel steht einfach für die drei wichtigsten Merkmale der Vita: Erstens ist da natürlich die grandiose Grafik, die selbst mit PS3-Spielen mithalten kann.
Dann gibt es, für mich persönlich noch wichtiger, zwei echte Analogsticks - damit werden selbst Ego-Shooter Handheld-kompatibel. Und drittens steht Killzone stellvertretend für die vielen erwachsenen Titel des Vita-Angebots, die bei der Konkurrenz vergleichsweise selten sind.
Grafik, Analogsticks und Line-Up sind nur die drei offensichtlichsten Stärken der Vita. Ich mag sie auch wegen der vielen Extras. »Remote Play« zum Beispiel, also die Möglichkeit, PS4-Spiele auf dem kleinen Bildschirm zu streamen.
Technisch ist das zwar ausbaufähig, weil manche Spiele wie Rocket League weniger flüssig laufen als auf dem TV-Bildschirm, aber grundsätzlich finde ich die Funktion großartig. Auch als zweiter Bildschirm für den PS4-Betrieb hätte der Handheld großes Potenzial und könnte dank seiner Buttons und Analogsticks sogar die Spielebegleit-Apps für Smartphones und Tablets übertrumpfen.
Endzeit auf der Vita: Fallout 4 unterstützt Remote Play
Die Königsdisziplin auf der Vita ist für mich aber das sony-interne Cross-Plattform-Play. Aktuelles Beispiel: Helldivers. Ich zocke den Koop-Shooter hauptsächlich auf der PS4, bin beim Kampf gegen Bugs, Cyborgs und Illuminierte aber nicht auf die eigenen vier Wände beschränkt.
In der Hülle des Spiels lag neben der Blu-ray nämlich ein Download-Code für die Vita-Version, die dann, dank Cross-Save-Funktion via Server, auf den gleichen Spielstand zurückgreift. So grübele ich unterwegs nicht nur, welche neue Waffe ich aufleveln will, sondern kann auch sofort loslegen.
Düsterer Blick in die Zukunft
So richtig traurig bin ich wegen der schlechten Nachrichten bezüglich des Sony-Handhelds im Moment gar nicht. Ich habe noch rund ein Dutzend Spiele, die ich auf der Vita zocken möchte, weil ich damit auch ältere Spiele wie God of War 2 oder Metal Gear Solid 3 gerne neu erlebe. Trotzdem hätte ich neue AAA-Produktionen vom Kaliber eines Killzone oder Uncharted sofort gekauft, aber sei's drum.
Richtig düster wird es allerdings, wenn ich in die Zukunft schaue: Das vorzeitige Ende der Vita und einschlägige Aussagen der Verantwortlichen legen nahe, dass Sony keinen Nachfolger herausbringen wird - für mich der eigentliche Tiefschlag. Denn Nintendo sowie die vielen Smartphone- und Tablet-Titel brauchen auf dem Markt der mobilen Spiele ein erwachsenes, technisches starkes Gegenstück wie die Vita. Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft - doch die fällt nun wohl weg.
Unlautere Vita-Werbung:Sony muss Entschädigung zahlen
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