Heutzutage gehört es gefühlt zum guten Ton, dass Konsolenhersteller passend zu ihrem System ein offizielles Headset anbieten. Bei der PS5 konnte Sony mit dem PULSE 3D bereits im Hinblick auf einen ausgewogenen Sound mit knalligem Bass, niedrigen Preis und soliden Tragekomfort überzeugen, Abzüge gab es dagegen vor allem bei Akkulaufzeit und der Mikrofonqualität.
Nun steht mit dem PULSE Elite der 50 Euro teurere Nachfolger parat, der beim Klang jedoch einen sehr speziellen Weg einschlägt und damit vor allem Multiplayer-Spieler*innen verzücken dürfte.
Darüber hinaus wurden einige Kritikpunkte am Vorgänger beseitigt, weswegen sich ein Neukauf auch für Besitzer*innen des Originals lohnen könnte. Gänzlich zufrieden sind wir allerdings nicht, da sich auch ein paar neue Makel eingeschlichen haben.
Hier könnt ihr zu unseren einzelnen Bewertungskategorien springen:
- Design, Tragekomfort und Verarbeitung
- Zubehör und Konnektivität
- Klang
- Bedienung
- Akkulaufzeit
- Mikrofon
- Meinung der Redaktion
Design, Tragekomfort und Verarbeitung
Das PULSE Elite hält sich wie auch schon der Erstling an die minimalistische, weiß-geschwungene Design-Philosophie der PS5.
Statt seine Kurven nach hinten zeigen zu lassen, laufen sie jetzt nach vorn aus, mehr wie bei einem klassischen Gaming-Headset:
Der futuristische Look leidet jedoch ein wenig an den verwendeten Materialien. Sony-typisch erwartet euch Plastik, Plastik und noch mehr Plastik. Lediglich das gummierte Kopfband sowie die ultra-fluffigen Ohrpolster aus Kunstleder weichen von der Plastikflut ab.
Diese beiden Komponenten spürt ihr auch am häufigsten an eurem Kopf – wenn man das überhaupt so nennen kann, weil man sie effektiv fast gar nicht bemerkt. Das Gummikopfband federt das 347 Gramm leichte Headset nämlich sehr gut ab und die Ohrpolster legen sich sanft über eure Gehörgänge.
Auch sind die Ohrhörer beweglicher als noch beim Original, Brillenträger*innen werden also nicht mehr durchweg die Bügel in die Kopfhaut gedrückt. Selbst nach mehreren Stunden haben wir das PULSE Elite kaum wahrgenommen, den Tragekomfort empfanden wir daher als exzellent.
Das PULSE Elite im Video:
Insgesamt fühlt sich Sonys PULSE 3D-Nachfolger jedoch aufgrund des vielen Plastiks im Vergleich zu hochwertigen Headsets ziemlich starr, an den Ohrmuscheln klapprig und deshalb auch nicht allzu robust an.
Falten könnt ihr das neue PULSE auch wieder nicht, für den mobilen Einsatze bleibt die Headset-Reihe also weitgehend ungeeignet.
Zubehör und Konnektivität
Neben dem Headset liegen der Packung des PULSE Elite auch noch ein USB-C-Ladekabel, ein USB-Dongle und eine weiße Wandhalterung – die ihr auch als Ladeschale verwenden könnt – bei.
Dafür müsst ihr einfach nur den kleinen Anschluss am Bügel des Headsets über den Stecker an der Halterung stülpen, schon kann das Gerät über Nacht frei hängend aufgeladen werden.
Eine passende Schraube liegt allerdings nicht bei, außerdem müsst ihr für die Aufladefunktion ein USB-C-Kabel zur Wandhalterung legen. Sonderlich gut "versteckt" ist das Zubehörstück in den meisten Wohnungen daher nicht unbedingt.
Das bringt das USB-Dongle: Bereits dem PULSE 3D lag ein USB-Stick bei, über den das Headset an PS5, PS4 und PC angeschlossen werden konnte. Dabei kam eine 2,4 GHz-Verbindung zum Einsatz, genau wie jetzt beim PULSE Elite.
An den Anschlussmöglichkeiten hat sich also nichts getan, neu ist lediglich der verwendete PlayStation Link-Codec, der Audio verlust- und verzögerungsfrei übertragen kann.
Lags sind bei der Tonübertragung per 2,4 GHz-Verbindung jedoch ganz grundsätzlich so gut wie ausgeschlossen, weshalb wir dahingehend keinen fundamentalen Vorteil beim PULSE Elite heraushören konnten.
Kopplung mit PlayStation Portal:
Der PS5-Streaming-Handheld kommt direkt mit integriertem Link-Modul. Ihr könnt das PULSE Elite also ganz einfach mit dem Remote Player koppeln, das Gerät erkennt die Kopfhörer automatisch.
Bluetooth mit Dual-Audio: Neben PlayStation Link könnt ihr zudem Bluetooth für die drahtlose Übertragung verwenden, beispielsweise am Laptop, Handy oder einem Non-PlayStation-Handheld.
Das klappt auch gleichzeitig mit dem Sony-eigenen PlayStation Link-Standard, ihr könnt an der PS5 also gleichzeitig zocken und per Smartphone Anrufe annehmen oder Musik abspielen.
Massive Verbindungsprobleme mit Bluetooth
Die vielfältigen Übertragungsmöglichkeiten klingen auf dem Papier nicht schlecht, zum Teil hatten wir während der Testphase aber arge Probleme mit der Verbindungsstabilität von Bluetooth.
Häufig kam es zu Störungen, sobald wir uns nur ein paar Meter von der Audioquelle entfernt haben, in vielen Fällen lag unser Smartphone sogar direkt neben uns. Auch bei Körperbewegungen bemerkten wir hin und wieder, dass die Verbindung kurzzeitig schlechter wurde.
Mit PlayStation Link sind wir so gut wie nie auf solche Übertragungsfehler gestoßen, wirklich weit funkt das USB-Dongle aber auch nicht. Nach knapp 8 Metern ohne Zwischenwand klang der Sound mehr und mehr kratzig.
Hinzu kommen einige Störgeräusche, die PlayStation Link und Bluetooth gleichermaßen betreffen. Wir deuten sie als elektrostatische Interferenzen in den Drahtlosmodulen, ähnlich wie beim Kaira Pro (Hyperspeed). Beim Razer-Konkurrenten waren sie jedoch ungleich ausgeprägter und nerviger.
Das Elite hat noch einen Klinkenanschluss!
Direkt neben dem (recht versteckten) USB-C-Anschluss zum Aufladen des Headsets findet ihr auch noch einen Port für Klinkenstecker. Dadurch stehen euch mehr Anschlussoptionen zur Verfügung, zum Beispiel bei leerem Akku oder an einem Mischpult.
Außerdem könnt ihr damit sämtliche Wireless-Störgeräusche verhindern. Allerdings müsst ihr im Gegenzug auf die Lautstärkeregulierung am Headset verzichten und könnt auch Dual-Audio nicht mehr verwenden.
Klang
Bei einem der wichtigsten Headset-Aspekte wagt sich Sony auf mehr oder weniger unbekanntes Terrain. Statt dynamischer Lautsprecher kommen wie schon bei den PULSE Explore Earbuds planare Audio-Treiber zum Einsatz.
Planare Lautsprecher erzeugen Töne, indem ein Metallfaden, der in eine Membran eingewoben ist, von zwei gegensätzlich platzierten Magneten in Schwingung versetzt wird.
Entsprechende Klangerzeuger zeichnen sich durch ein Maximum an Präzision und Reaktionsgeschwindigkeit aus und das wird auch beim PULSE Elite deutlich.
Im Titeltrack 'Family' (zu Spotify) aus dem Xbox-Shooter Gears 5 konnten wir zum Beispiel jedes noch so kleine Geräusch in der Orchesteraufnahme heraushören. Sei es das Umblättern der Notenhefte oder das Rascheln von Jacketts und Kleidern. Wahnsinn!
Diese Stärke überträgt sich auch auf Spiele. Während einiger Runden Call of Duty Warzone konnten wir auf nahezu jeder Distanz Gegner hören und ihre Fußschritte korrekt ihrer Position zuordnen. Zudem verweilt kein Ton zu lang im Klangbild oder verschwindet im Mix, da Widerhall bei planaren Treibern auf ein Minimum reduziert ist.
Für einen Verkaufspreis von 150 Euro ist die Performance des PULSE Elite wirklich aller Ehren wert. Dieses Level an Präzision erhaltet ihr üblicherweise nur bei luxuriösem Hi-Fi-Equipment, in der Regel kosten Kopfhörer mit planaren Treibern mehrere Hundert Euro.
Die Stärke wird aber auch zur Schwäche: Wie Kollege Dennis auch schon bei den PULSE Explore im Test angemerkt hat, fehlt es dem Elite-Headset an Dampf. Dynamische Audio-Treiber klingen in der Regel wärmer, voluminöser und basslastiger, ihre planaren Verwandten hingegen kühler und analytischer.
In kinoreifen Action-Titeln wie The Last of Us Part 1, DOOM Eternal und Returnal oder opulenten Filmen wie Mad Max: Fury Road hat uns beim PULSE Elite daher massiv die Wucht gefehlt.
In Returnal hatten wir sogar den besonderen Fall, dass Schüsse aus unserer Knarre oder Schlitzer mit unserem Energieschwert leiser wiedergegeben wurden als der leichte Regenschauer der Umgebung.
Hier überlagert die Detailverliebtheit also ein wenig die eigentlich angenehm breit angelegte Klangkulisse.
Hinzu kommt, dass das PULSE Elite einige Mitten verschluckt, was vor allem während Dialogen stören kann. Vereinzelte Stimmlagen werden nämlich zu leise abgespielt, weshalb der gesamte Audio-Mix unausgewogen wirkt.
Überhaupt ist die Lautstärke so eine Sache, die zum Problem werden kann. Da das PULSE Elite sehr prägnant in den Höhen sägt, in mittigen Frequenzen und beim Bass jedoch absackt, können schrille Töne auf Dauer schmerzhaft für den Gehörgang werden.
In DOOM Eternal mussten wir den Tasten-Sound in den Optionen beispielsweise komplett runterdrehen, da er uns regelrecht zusammenzucken ließ – der Rest des Spiels war währenddessen eher normal-laut eingestellt.
Insgesamt ist das erzeugte Klangprofil für ein Wireless-Headset in der 150 Euro-Preisklasse jedoch absolut einzigartig, für Multiplayer-Aficionados sogar konkurrenzlos.
Solch eine Ortbarkeit und Präzision erhaltet ihr normalerweise nicht einmal bei einem weitaus teureren Gaming-Headset wie dem Turtle Beach Stealth Pro oder einem Astro A50X.
Die dynamischen Mitbewerber sind dafür aber auch variabler im Sound und kommen in wummernden Action-Sequenzen weniger ins Straucheln.
Bedienung
Etwas zwiegespaltener sind wir leider im Hinblick auf die eigentlich sehr simpel gehaltene Bedienung des Headsets. Auf der linken Seite befindet sich direkt am herausziehbaren Mikrofon eine Taste zum Stummschalten. Die ist allerdings so klein, dass wir sie kaum gefunden haben.
An der rechten Lautsprecherhalterung ist eine multifunktionale Taste zum Ein- und Ausschalten des PULSE Elite sowie für die Bluetooth-Kopplung angebracht, außerdem findet ihr ein paar Zentimeter versetzt zwei Knöpfe für die Lautstärkeregulierung.
Aufgrund der klaren Aufteilung fällt es nun im Vergleich zum Vorgänger ein Stückchen leichter, die Tasten "blind" zu ertasten.
Gerade zu Beginn hatten wir allerdings so unsere Probleme mit den Signaltönen des Headsets. Für die Bluetooth-Kopplung muss die Power-Taste zum Beispiel für ungefähr acht Sekunden gehalten werden. Als Feedback für das, was das Headset gerade tut, erhaltet ihr aber lediglich ein paar verschiedene Beeps und Boops.
Da auch die Statusleuchte mit ihrem in mehreren Phasen hektischen Blinken nicht eindeutig zu lesen war, haben wir mehrfach den Moment für die Kopplung mit dem Handy verpasst.
Warum Sony nicht einfach auf dieselbe Stimme wie bei den beliebten Noise Cancel-Kopfhörern der WH-1000-Reihe zurückgreift, ist uns schleierhaft. Dort wird mittels kurzer Sprachansagen wie "Power On" oder "Bluetooth-Pairing" exakt kommuniziert, was ihr gerade einstellt.
Oh, und da wir gerade schon die Statusleuchte erwähnt haben! Die strahlt nach vorn ab, sprich: Falls ihr eine größere Brille tragt, habt ihr durchweg einen kleinen blauen Punkt in eurem Sichtfeld, da das Licht des Lämpchens vom Glas eurer Sehhilfe reflektiert wird.
Eine seitlich angebrachte LED wäre hier eine deutlich bessere Wahl gewesen.
Und auch die Software-Integration auf der PlayStation 5 ist nur auf den ersten Blick einhundertprozentig gelungen: Über das Ton-Menü im Control Center könnt ihr Klangprofile festlegen, die Balance zwischen Sprach-Chat und Spiele-Sound regulieren sowie Lautstärken einstellen.
Das klappt an sich sehr gut, eine Funktion fehlt aber: Ein Sidetone-Feature, mit dem ihr eure Umgebung abhören könnt, ist ausschließlich über die Systemeinstellungen der Konsole erreichbar.
Praktisch wäre der Mithörton vor allem deshalb, da euch das PULSE Elite sehr stark mit seiner geschlossenen Bauweise von außen abschirmt.
Akkulaufzeit
Eine niedrige Akkuleistung ist bei Sony mittlerweile zum Running Gag geworden, weshalb wir umso erstaunter von der Laufzeit des PULSE Elite sind.
„Drei Prozent Akku nach einer Stunde Non-Stop-Metal? Während wir Call of Duty gezockt haben? Da stimmt doch was nicht!“
Tatsächlich hat das PULSE Elite knapp 33 Stunden gehalten, trotz gleichzeitiger Nutzung von Bluetooth und PlayStation Link.
Das entspricht fast zehn Akkuladungen beim PlayStation Portal oder knapp zweieinhalb im Vergleich zum PULSE 3D. Hier hat sich Sony die anhaltende Kritik an PlayStation-Produkten offenbar zu Herzen genommen.
Mikrofon
Kommen wir zum Abschluss noch zur Achillesverse des PULSE Elite: dem Mikrofon. Das sorgt letztendlich dafür, dass sich das mittelpreisige Headset eher an Solisten statt an Team-Spieler*innen richtet, da die Sprachqualität wahrlich nicht das Gelbe vom Ei ist.
Hier könnt ihr euch eine Vergleichsaufnahme anhören:
Meine eher basslastige Stimme dröhnt ungehalten und erscheint arg abgehackt und kratzig. Dafür funktioniert die KI-gestützte Filterung ganz ordentlich, Nebengeräusche müssen schon extrem laut sein, damit eure Mitmenschen sie als störend wahrnehmen.
Das muss insgesamt aber deutlich besser gehen, Sony hängt dem Konkurrenzfeld bei der Mikrofonqualität wirklich weit hinterher.
Meinung der Redaktion
- hochgradig präziser Sound
- ideal für Multiplayer-Spiele
- detailreiche Klangkulisse
- großartige Ortung von Geräuschquellen
- exzellenter Tragekomfort
- lange Akkulaufzeit
- schickes Design
- solides Preis-Leistungs-Verhältnis
- Wandhalterung mit Ladefunktion liegt bei
- Klinkenanschluss ist vorhanden
- Dual-Audio mit Bluetooth und PlayStation Link
- Nebengeräusche werden gut vom Mikrofon gefiltert
- völlig kraftlose Bässe ohne Volumen
- Verbindungsprobleme mit Bluetooth
- Bluetooth-Kopplung nicht intuitiv
- viel klappriges Plastik
- hin und wieder sehr kühles Klangbild
- für mobile Nutzung fehlende Faltfunktion
- geringfügige elektrostatische Interferenzen
- schlechte Sprachqualität beim Mikrofon
- Sidetone-Funktion nicht per Tastendruck
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