Es wirkt fast wie eine Anekdote aus den Anfangstagen von Konsolen, dabei ist sie zeitlich betrachtet sehr weit davon entfernt: Eines Tages startet ihr eure PlayStation 4, um ein wenig Nostalgie zu tanken, die Server wurden schon vor Jahren abgeschaltet. Ihr legt God of War ins Laufwerk, aber nichts tut sich. Stattdessen eine kryptische Fehlermeldung: CE-30391-6.
Der Fehler taucht auf, sobald das Betriebssystem die interne Uhrzeit des Mainboards nicht auslesen kann. Implementiert ist diese Funktion seit der PlayStation 3. Sie soll davor schützen, dass niemand beim Freischaltdatum von Trophäen schummeln kann. Offline erhaltene Errungenschaften erhalten so ihre Integrität, sobald man sich wieder im PSN einloggt. Die digitale Rechteverwaltung wird aber ebenso darüber gesteuert, etwa wenn euer PS Plus ausläuft und darüber erhaltene Spiele gesperrt werden.
Jedoch ist eine leere Batterie nicht der Hauptgrund für den Ausfall einer Konsole. Andere Probleme spielen dabei eine größere Rolle.
Chris Werian
@DrChrisRespect
Bevor Chris als freier Autor zur GamePro stieß, hat er nebenberuflich PlayStation-Konsolen, Laptops und PCs gewartet und repariert. Der von der Industrie vorangetriebenen Wegwerfmentalität wollte er entschieden entgegentreten. Er möchte aber auch darauf aufmerksam machen, dass der Erhalt von Spielen weit über die Systeme hinausgeht. Damit wir in 10 oder 20 Jahren Klassiker "von damals" genießen können, muss sich die Bindung an Server lockern.
Unterschiede zwischen den PlayStation-Konsolen
Eine leere CMOS-Batterie kann vielfältige Auswirkungen für die PlayStation-Generationen haben:
- Die PlayStation 3 kann keine digital erworbenen Spiele mehr starten, Disc-Versionen funktionieren aber wie gewohnt
- Die PlayStation 4 kann weder digital erworbene Spiele noch Disc-Versionen abspielen
- Die PlayStation 5 kann alle abwärtskompatiblen PS4-Titel (sowohl digital als auch physisch) mit wenigen Ausnahmen abspielen; PS5-Spiele (sowohl digital als auch physisch) lassen sich in den meisten Fällen aber nicht mehr starten
Die Abwärtskompatibilität der PS5 rettet PS4-Klassiker also vor dem völligen Verschwinden, das PlayStation-Ökosystem ist deutlich robuster geworden. Außerdem hat eine leere CMOS-Batterie keinerlei Folgen, solang ihr mit dem PlayStation Network verbunden seid.
Bevor CMOS-Batterien leer sind, kommt es meist zu anderen Ausfällen
Der Energievorrat der CMOS-Batterie wird nur angeknabbert, sobald ihr eure PlayStation vom Strom nehmt. Bleibt sie permanent im Standby, hält die Batterie eine halbe Ewigkeit. Die meisten Batteriehersteller geben für den Typ "CR2032" eine Lebensspanne von bis zu zehn Jahren an.
Erfahrungsberichte von PC-Nutzern sprechen ebenso von vier bis zehn Jahren, sofern das Mainboard beim Ausschalten des Geräts nicht weiter unter Strom stand.
Bei normaler Nutzung kommt es häufiger zu anderen Defekten: War eure PlayStation über weite Strecken am Strom angeschlossen, ist es wahrscheinlicher, dass euch ganz andere Probleme den Spielspaß vermiesen. Allem voran ein aus den Fugen geratenes Kühlsystem.
Wärmeleitpaste trocknet schon innerhalb kürzester Zeit ein, nach zehn Jahren ohne Wartung ist sie häufig am Rande ihrer Belastbarkeit. Viele Geräte funktionieren dann noch, können sich aber automatisch abschalten, um nicht den Hitzetod zu sterben. Kontinuierliche Verschmutzung des Luftkanals kann diesen Umstand begünstigen.
Als ehemaliger Service-Dienstleister für Konsolenreparaturen kann ich berichten, dass leere CMOS-Batterien einen verschwindend geringen Anteil an Defekten ausmachen.
Viel häufiger macht das Blu-Ray-Laufwerk der Konsolen Probleme, der (ohnehin nicht sehr stabile) HDMI-Port der allerersten Produktionsreihen wurde zu stark eingedrückt oder äußere Gewalteinwirkung hat die Platine in Mitleidenschaft gezogen.
Serverabschaltungen haben vernichtende Folgen
Zusätzlich werden moderne Spiele und Systeme vermehrt mit einer beabsichtigten Obsoleszenz entworfen. Online-Dienste sind integral für viele Titel, digitale Käufe sind ohne die Verfügbarkeit von Servern nicht abrufbar.
Sony selbst hat erst vor einigen Tagen für Furore gesorgt, als man beabsichtigte die Server für PlayStation 3 und PS Vita abzuschalten. Ihr hättet dann keinen Zugriff mehr auf gekaufte Spiele, bereits heruntergeladene Titel würden aber noch funktionieren.
Zumindest sofern die CMOS-Batterie weiterhin ihren Dienst verrichtet. Fällt diese aus, sind digitale Inhalte nicht mehr nutzbar, da die Uhrzeit nicht mehr korrekt abgeglichen werden kann. Ohne Server, kein Abgleich. Glücklicherweise sorgte die Empörung unter Fans und einigen Entwicklern, deren exklusiv digital erschienene PS3-Spiele für immer im Datennirvana verschwunden wären, für ein rasches Umdenken.
Auf Reddit und Twitter hat sich mittlerweile der Begriff "cbomb" durchgesetzt. Er beschreibt die potenzielle Gefahr einer leeren CMOS-Batterie, sobald keine Möglichkeit mehr für eine Verbindung zu den PSN-Servern besteht.
Ein Design-Fehler, der sich beheben ließe: Eine Server-Abschaltung des PS3-Stores ist weiterhin für die Verfügbarkeit eurer digital gekauften Spiele eine gewaltige Bedrohung. Die Notwendigkeit der CMOS-Batterie ließe sich aber über die Firmware lösen. Sei es nur über den Erhalt eines Uhrzeit-Checks, zu dem sich die Konsole auch in vielen Jahrzehnten noch verbinden könnte. Das wäre für alle PlayStation-Generationen denkbar.
Insider wollen in Erfahrung gebracht haben, dass Sony an einer Lösung bereits arbeitet, offiziell bestätigt ist das aber noch nicht.
Das könnt ihr unternehmen, sobald eure CMOS-Batterie den Geist aufgibt
Auf Youtube wurden bereits Tutorials von Hobby-Schraubern veröffentlicht, die den Tausch der CMOS-Batterie dokumentieren, sowohl für PS3 als auch für PS4. Die PS5 dürfte sich entsprechend auch einreihen.
Eine präzisere Suche nach dem Non-Volatile Random Access Memory, kurz NVRAM, kann ebenfalls vielversprechend sein, denn eigentlich ist die Bezeichnung "CMOS" im PlayStation-Kontext nicht hundertprozentig korrekt, aber geläufiger.
Ähnliche Schwierigkeit wie bei der Erneuerung der Wärmeleitpaste: Im Vergleich zu vielen anderen Wartungsarbeiten ist der Austausch der CMOS-Batterie leicht. Um das nahezu vollständige Zerlegen des Gerätes kommt man aber nicht herum. Dann kann die Batterie herausgehebelt und ausgetauscht werden.
Die Erneuerung der Wärmeleitpaste ist dann ebenfalls zwingend notwendig, da ihr den Kontakt zwischen Kühlsystem und Prozessor aufgebrochen habt. Eine Ersatz-CR2032 ist jedenfalls schnell in jedem Baumarkt oder Elektrofachhandel für ein paar Euro gefunden.
Nachhaltig agieren: Traut ihr euch berechtigterweise nicht an das Innere eurer Konsole, kann ein Reparatur-Service im Internet bzw. vor Ort oder auch ein Reparatur-Café aushelfen. Letzteres ist günstig, gleichzeitig aber auch ein Garant für Technikexpertise und interessante Unterhaltungen.
Vornehmlich müssen nur Schraubarbeiten erledigt werden, glücklicherweise kam Sony nie auf die Idee, die Batterie fest verlöten zu lassen - ein Graus, dem sich Fans von Retro-Konsolen wie dem Super Nintendo oder Game Boy immer wieder stellen müssen.
Eine Warnung kann ich zusätzlich aussprechen: In allen PlayStation-Konsolen werden empfindliche Flachbandkabel verwendet. Sorgt dafür, dass diese langsam und gerade aus der Halterung gezogen werden. Und wenn ihr denkt, dass ihr langsam genug seid, dann seid noch ein bisschen langsamer. Viele gescheiterte Selbstversuche, die dann als Defekte in Kleinanzeigen landen, haben ihren Ursprung in einem defekten Flachbandkabel.
Eine Liste mit den aktuell häufigsten PS5-Fehlern und -Problemen findet ihr übrigens in einem weiteren GamePro-Artikel.
Glaubt ihr, dass die PS4 irgendwann zu einer beliebten Retro-Konsole heranwächst und gern darauf gespielt wird?
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