Auch wenn Plants vs. Zombies: Battle for Neighborville das "Garden Warfare" nicht im Titel trägt, ist es genau das: Ein lupenreiner dritter Teil der Multiplayer-Shooter-Serie, die nicht nur in der GamePro-Redaktion einige Fans hat. Beim Test haben wir uns also vor allem die Frage gestellt: Behält Battle for Neighborville die Stärken der beiden Vorgänger bei oder zeigt das spaßige Spielprinzip langsam Alterserscheinungen?
Schauplatz ist dieses Mal das titelgebende Örtchen Neighborville, in dem Pflanzen und Zombies einmal mehr um die Vorherrschaft ringen. Die Story - die wir ehrlich gesagt zu großen Teilen schon wieder vergessen haben - ist dabei gewohnt hanebüchen. Das wird aber durch die witzige Inszenierung mit ihren krakeelenden Zombies und trötenden Pflanzen, zwischen denen wir jederzeit wechseln dürfen, mehr als kompensiert.
Neighborville besteht hauptsächlich aus einem großen Social Hub, in dem Pflanzen und Zombies jeweils eine eigene Basis mit diversen Aktivitäten (Schießstand, Charakteranpassung, Multiplayer-Partien etc.) haben. In der Mitte des Areals befindet sich der "Schwindelpark", in dem man sich dann nach Herzenslust auf die Mütze geben kann.
Genug zu tun
Das ist allerdings noch nicht alles, denn vom Hub aus gelangen wir durch Portale auch noch in drei weitere, größere Gebiete, nämlich das Stadtzentrum, eine Berglandschaft und ein Waldareal. Und die sind nur so vollgestopft mit kleinen Minimissionen, die sich auf Wunsch auch im Koop spielen lassen, Schatzkisten und Sammelkram (z.B. stilechte kleine Gartenzwerge).
Die Missionen erhaltet ihr sowohl als Pflanze als auch als Zombie von unterschiedlichen, durchgeknallten Auftraggebern, dabei handelt es sich allerdings meist nur um seichte Aufgaben nach dem Schema "begleite X", "erledige Y" oder "sammle Z". Hier setzt Battle for Neighborville eher auf Masse statt Klasse, weswegen viele der Missionen eher wie Füllmaterial wirken. Nervig ist zudem, dass dermaßen viele KI-Gegner die Areale bevölkern, dass wir ständig von irgendwoher angeschossen oder angegriffen werden.
Allerdings fühlen sich das Erkunden von Neighborville und das Erledigen der kleineren Aufgaben ohnehin nur wie ein Trainingslager für den Kern des Spiels an, der auch in diesem Teil wieder der separat anwählbare Multiplayer-Modus für bis zu 24 Spieler ist. Und daran hat Popcap nur in Nuancen gefeilt. Gut so, denn die Modus-Auswahl war schon im Vorgänger gelungen: PvP-Fans stürzen sich in insgesamt sechs Modi, darunter die bekannte Team Deathmatch-Variante "Teamsieg" oder die wieder mal sehr spaßige "Revier-Übernahme", bei der ein Team nacheinander diverse Ziele auf einer großen Karte einnehmen muss, während das andere Team dies zu verhindern versucht.
Und für Koop-Freunde steht einmal mehr Gartenkommando bzw. Friedhofskommando zur Verfügung, in dem wir einen Bereich vor anrückenden Gegnerwellen schützen müssen und dafür unter anderem auch KI-Unterstützer nutzen. Gut gefallen hat uns auch der neue "Battle Arena"-Modus. Hier treten zwei Viererteams gegeneinander an, jeder Spieler hat nur ein Leben. Der Clou: Wir dürfen jede Charakterklasse nur maximal einmal auswählen.
Für Veteranen hört sich das möglicherweise nach viel Recycling an, allerdings bekommen die altbekannten Varianten durch das neue Setting wieder neue Würze. Wichtigste Nachricht für alle Kenner der Serie (und natürlich auch Neulinge) ist aber: Auch die Multiplayer-Partien in Battle for Neighborville machen wieder unglaublich viel Spaß.
Mehr Charakterklassen als je zuvor
Das liegt zum einen an der guten Zugänglichkeit, denn die Grundlagen sind im Nu kapiert und die Steuerung schnell erlernt. Und zum anderen wären da die Charakterklassen, die schon in den ersten beiden Teilen das Salz in der Suppe waren. In Battle for Neighborville hat sich das nicht geändert, im Gegenteil: Popcap hat nochmal ordentlich aufgestockt und insgesamt sechs neue Klassen nachgeschossen, was die Gesamtzahl auf satte 20 hebt.
Bei den Pflanzen kommen der Giftporling, das Drachenmäulchen und die Eichel hinzu, bei den Zombies der 80er-Actionheld (ja, der heißt wirklich so), Miss Elektra und der Weltraumkadett. Die Neulinge fügen sich unseren Eindrücken nach gelungen ein, auch wenn wir während des Tests einen Großteil mit unseren Favoriten aus den Vorgängern gespielt haben.
Jede Klasse kann nun standardmäßig sprinten und hat wie gewohnt drei exklusive Angriffe bzw. Fertigkeiten, woraus sich dann auch entsprechende Stärken und Schwächen ableiten, die es im Kampf natürlich erstmal herauszufinden und gegeneinander abzuwägen gilt. Das resultiert in einem munteren Stein-Schere-Papier-Prinzip, das Anfängern schnelle Erfolgserlebnisse bietet, Kennern aber genügend Raum zum Taktieren lässt.
Auch wenn das Spielgeschehen teilweise etwas zu chaotisch ist, haben wir während unserer Testrunden wieder zahlreiche kuriose und spannende Matchverläufe erlebt. Die Balance ist allerdings nicht perfekt: In unseren Testpartien hatten wir das Gefühl, dass sich alle Neulinge gut einfügen und die Stärken einigermaßen ausgewogen sind. Nur der Giftporling mit seinen schnellen Kung-Fu-Angriffen und der Möglichkeit, sich kurzzeitig unsichtbar zu machen, kam uns insbesondere in den PvP-Partien ein wenig zu mächtig vor.
Schade zudem: Die Unterklassen des Vorgängers, wie zum Beispiel die Feuer- und Eisvarianten der Erbsenkanone, gibt es in Neighborville nicht mehr. Dadurch geht dem Spiel zwar etwas Variation flöten, allerdings kommt diese Entscheidung auch der Spielbalance zugute. Gefühlt unzählige und teils herrlich schräge Kostüme für die Charaktere lassen sich aber trotzdem noch freischalten.
Eine Stufe geht noch
Freischalten ist ohnehin ein wichtiges Stichwort, denn auch hier geht Battle for Neighborville wieder in die Vollen. Für abgeschlossene Missionen, Multiplayer-Matches oder auch Abschüsse sammelt ihr Erfahrungspunkte Münzen, mit denen ihr unter anderem Kostüme oder XP-Booster kauft. Mit den Erfahrungspunkten lässt sich jede Klasse zudem aufleveln und ab Stufe 10 sogar befördern, was dann wiederum neue Perks (z.B. schnellere Regeneration, wenn viele Gegner in der Nähe sind) aktiviert, die ihr in der Charakteranpassung beliebig aktivieren dürft.
Ihr merkt schon, dieses System-Wirrwarr ist nicht so einsteigerfreundlich und gut durchschaubar wie das eigentliche Spielprinzip, wir hatten zumindest am Anfang des Spiels ein paar Übersichtsprobleme. Das gibt sich aber schnell und man ertappt sich schnell beim berühmten "Ach, eine Runde geht noch", nur um noch ein paar Münzen für den nächsten Bonus einzusacken.
Das ändert aber nichts an den grundsätzlichen Qualitäten des Spiels, denn Battle for Neighborville ist nicht nur einer der spielerisch eingängigsten, sondern sicher auch einer der charmantesten aktuellen Multiplayer-Shooter. Das liegt vor allem an der hervorragenden Comic-Präsentation mit den liebevoll gestalteten Pflanzen- und Zombie-Charakteren sowie den schicken und thematisch unterschiedlichen Hub-Arealen.
Grafik und Sound wirken im Vergleich zum Vorgänger nochmal etwas feingeschliffener, insbesondere die Lichteffekte und Reflexionen sehen besser aus, und auch die Framerate lief auf Xbox One X und PS4 Pro jederzeit butterweich. So ist Battle for Neighborville gut gerüstet, bis dann irgendwann Garden Warfare 4 - oder wie es auch immer heißen wird - erscheint.
Founders Edition
Von Anfang bis Ende September 2019 war die sogenannte "Founder's Edition" zu Battle for Neighborville erhältlich, quasi ein fortgeschrittener Early Access für das Spiel. Hier konnten die Spieler für einen vergünstigten Preis schon einmal große Teile des Multiplayer-Shooters ausprobieren und Feedback an die Entwickler weitergegeben. Auch der Großteil der Eindrücke für diesen Test entstand mit der Founder's Edition.
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