Härter als gedacht
Weil Ori selbst nicht angreifen kann, erledigt das auf Knopfdruck unsere Fee. Der Clou: Durch die Fernangriffe der Leuchtbommel treffen wir Gegner selbst dann, wenn wir an einer Wand hängen oder schon um die Ecke gerannt sind. Dabei lassen wir entweder drei aufeinanderfolgende Hiebe oder eine aufgeladene Superattacke vom Stapel.
Getötete Feinde hinterlassen Lebenszellen, die unsere Gesundheit wiederherstellen, oder Fähigkeitenpunkte, mit denen wir per dreigeteiltem Skill-Tree unsere Angriffskraft erhöhen oder lernen, unter Wasser zu atmen. Trotz derlei Verbesserungen ist Ori and the Blind Forest überraschend anspruchsvoll. Wie auch beim großen Metroid-Vorbild sterben wir regelmäßig, häufig müssen wir den Levelverlauf sowie die auftauchenden Gegner auswendig lernen, um zum Ziel zu gelangen.
Dass trotz der zahlreichen Trial&Error-Abschnitte nicht die Motivation flöten geht, liegt vor allem an der hochpräzisen Steuerung. Wenn die Knuddelkatze in einen Abgrund rauscht oder gegen eine Stachelwand prallt, dann ist das fast immer unserem Versagen geschuldet. Auch die Tatsache, dass wir vor besonders kniffligen Passagen einen eigenen Speicherpunkt setzen dürfen, hält den Frust in Grenzen. Allerdings können wir solch eine »Seelenverbindung« jeweils nur einmal herstellen und auch nur dann, wenn wir gerade einen Energiekristall besitzen. Wer schon bei Rayman: Origins aus Frust den Controller in die Ecke gepfeffert hat, wird sich an Oris Reise die Zähne ausbeißen.
Herrlich abwechslungsreich
Doch Ausdauervermögen und Geduld zahlen sich aus, denn durch die stetig neuen Fähigkeiten stellt sich nie Routine ein, zumal sich nett gemachte Rätselpassagen wunderbar mit schweißtreibenden Actionsequenzen abwechseln. Da schieben wir etwa Teleportsteine an die richtige Stelle, um ein gegnerisches Projektil umzuleiten und somit eine brüchige Wand zu zerbröseln. Oder wir schnippen uns mit Oris Schwanz wie ein Katapult von Gegner zu Gegner, während wir von der bösen Riesenkrähe verfolgt werden, die uns schon am Anfang belästigt hat.
Mal müssen wir akrobatisches Geschick beweisen, mal unseren Hirnschmalz einsetzen. Dieser Mix motiviert durchgängig bis zum befriedigenden Finale, das bei uns nach 335 Bildschirmtoden und knapp sieben Spielstunden erreicht war. Wer alles erkunden möchte, kann noch eine Stunde draufpacken. Damit ist das Märchen zwar nicht sehr umfangreich, spielerisch und optisch hingegen lässt es die Genrekonkurrenz blass aussehen.
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