Wenn in einem Spiel ständig geflucht, gebrüllt und mit Schimpfwörtern der derbsten Sorte um sich geworfen wird, dann fragt man sich schon zu recht, wo das Niveau geblieben ist. Mag sein, dass in einem militaristischen Taktik-Shooter wie Operation Flashpoint: Red River ein rauer Verbal-Wind wehen muss, doch wenn euch Sergeant Knox, der euch durch die zehn Missionen umfassende Solokampagne begleitet und euch ständig mit neuen Missionszielen versorgt, im Sekundentakt Schimpfwörter unterster Schublade, hanebüchene Weisheiten und die zehn »Knoxgebote« um die Ohren brüllt, dann macht uns das zumindest keinen Spaß. Wollen wir »Tadschi-Pisser« und »Reislutscher« in einem Spiel wirklich hören, wenn es darum geht, eure Feinde zu benennen, die ihr in einem im Tadschikistan des Jahres 2013 angesiedelten Konflikt bekämpft? Nein, eigentlich nicht. Und das sind noch harmlose Ausrücke! Doch davon abgesehen macht Operation Flashpoint: Red River noch jede Menge andere Dinge falsch, um in die Fußstapfen des legendären Erstlings aus dem Jahr 2001 treten zu können.
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Stürmen und Sichern
Spielerisch ähnelt das Codemasters-Werk dem Vorgänger Operation Flashpoint: Dragon Rising, spielt sich aber ungleich actionreicher, wenn auch das Spieltempo deutlich langsamer als etwa bei einem Call of Duty: Black Ops ist. Ihr seht das Geschehen grundsätzlich aus der Ego-Perspektive und werdet von drei KI-Kameraden (Sanitäter, Scharschütze, Allroundwaffenexperte) begleitet, die ihr direkt befehligt. Die Teamkommandos per Ringmenüs gehen zwar etwas fummelig von der Hand, ermöglichen aber jede Menge taktische Möglichkeiten. Flankenangriffe, Sperr- und Unterdrückungsfeuer, das Stürmen und Sichern von Gebäuden oder das Ausschalten bestimmter Ziele, ihr könnt euren Mitstreitern ganz genau sagen, was sie tun sollen. Besonders interessant dürfte das Team-Feature im Online-Koop-Modus für bis zu vier Spieler sein, den wir noch nicht ausprobieren konnten. Der Nachtest folgt im nächsten Heft. Fahrbare Vehikel wurden im Vergleich zu Dragon Rising gestrichen – ihr werdet lediglich im Humvee oder Truppentransportflieger ins jeweilige Einsatzgebiet befördert. Erwehrt ihr euch anfangs noch gegen tadschikische Aufständische eurer Haut, bekämpft ihr ab dem zweiten von drei Akten die Chinesische Volksbefreiungsarmee (PLA), die sich in den Konflikt einmischt und den Amis – frei nach Knox – an den Arsch will. Da die PLA zahlenmäßig stark überlegen und zudem mit Hightech-Kriegswaffen sowie Luftwaffe ausgestattet ist, zieht der Schwierigkeitsgrad ab der fünften Mission plötzlich an, und ihr befindet euch öfter auf dem Rückzug, als euch lieb ist.
Allerdings ist Operation Flashpoint: Red River nicht deshalb so anspruchsvoll, weil eure Feinde so unglaublich schlau sind, sondern weil ihr sie in der Regel meist nicht seht – beispielsweise wenn zwischen eurem Trupp und dem Gegner ein Fluss liegt oder sich die PLA hinter schwer einsehbaren Hügeln verschanzt hat. Kommt euch der Feind vor die Flinte, fällt die schwache Schießbuden-KI auf: Eure Gegner stürmen euch im Kamikaze-Stil entgegen, ohne sich Deckung zu suchen, und obendrein zielen sich aus der Nähe auch ziemlich schlecht. Feindliche Scharfschützen hingegen treffen mit erschreckender Sicherheit ins Schwarze, weshalb ihr stets in Deckung gehen solltet. Permanenter Munitionsmangel ist ebenfalls ein Problem, weshalb ihr die Waffen von Leichen plündern solltet, um im Kampf nicht wehrlos da zu stehen. Feindwaffen haben allerdings auch gerne mal Ladehemmung, was mitten in einem Feuergefecht durchaus tödlich für euch enden kann.
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