18 Trillionen - eine Zahl, die so abstrakt ist, dass wir sie nicht erfassen können und doch zum Maßstab der gigantischen Spielwelt von No Man's Sky erwählt wurde: Über 18.000.000.000.000.000.000 Planeten mit eigener Flora, Fauna und Sternenkonstellationen warten in der von Hello Games geschaffenen Beinahe-Endlosigkeit auf ihre Entdeckung. Möglich wird dieser numerische Superlativ durch einen komplexen Algorithmus, der automatisch und aus einem Zufallsprinzip heraus über das Aussehen, die Beschaffenheit und alle anderen Eigenschaften und Populationen eines jeden Planeten entscheidet.
Ausgerechnet dieser Zufallsprinzip sorgte bei vielen Spielern allerdings nach Wochen der Vorfreude für eine herbe Enttäuschung: Zu beliebig, zu chaotisch, zu unlogisch erschienen ihnen die Tiere und Planetenoberflächen, die der Algorithmus zusammengewürfelt hatte und so verlor ein großer Teil der Community schon Stunden nach Release die Lust an der Erkundung dieser scheinbar unzusammenhängenden Unendlichkeit. Doch die Geschichte von No Man's Sky war damit noch nicht an ihr Ende gelangt und während zahlreiche Spieler ihren Zorn über die bittere Enttäuschung in Steam-Reviews, Mails und Peititionen entleerten, blieb ein Teil der Community und machte sich auf eine gemeinsame Mission: Sie wollen den roten Faden zwischen all den 18 Trillionen Planeten entdecken - falls es ihn denn geben sollte.
"Zufälle sind Pläne, die wir nicht verstehen"
Sätze, wie diese, ziehen sich durch Jahrhunderte der Philosophiegeschichte und haben nun offenbar auch ihren Weg auf die Heckscheibenaufkleber einiger Raumschiffe geschafft, die nach den großen, unsichtbaren Zusammenhängen von No Man's Sky suchen. Einige Spieler glauben, die Gesetzmäßigkeiten der Weltenformel von Hello Games in der fast gänzlich unbekannten Geschichte der einzelnen Planeten entdecken zu können und befinden sich seit August 2016 auf einer Galaxien umspannenden Forschungsreise, bei der ich dieses internationale Team unter der Leitung von Andrew Reinhard bereits im September ein paar Schritte weit begleiten durfte.
Unter der noch ganz neuen Standarte des Archaeogamings protokollieren diese Weltraumarchäologen penibel genau jeden Planeten und versuchen so, die Geschichte der drei bekannten Alien-Zivilisationen zu rekonstruieren, die über die Galaxien von No Man's Sky herrschen. Indem sie die Vergangenheit dieser Kulturen ergründen, die überall in der Spielwelt ihre Fußspuren hinterlassen haben, versprechen sich diese Archaeogamer auch Einblicke in die Gesetzmäßigkeiten des gesamten Universums selbst.
Während diese Forscher so versuchen, einen Blick in die Vergangenheit der Spielwelt zu erhaschen, hat unterdessen eine Reihe von mysteriösen Objekten zahlreiche Spieler die Frage nach der Zukunft von No Man's Sky aufgeworfen: Diese Tüftler sind fest davon überzeugt, dass ihre Entdeckungen der Schlüssel zum Verständnis der scheinbar zusammenhanglosen Spielwelt sind.
Das Portal von Rabbameransv
Einer von ihnen ist der Spieler Jupiter67, der eigentlich nur auf der Suche nach Treibstoff war, als er auf dem Planeten Rabbaneransv landete - doch dann stolperte er über einen hochaufragenden, tiefschwarzen Obelisk und warf seine ursprünglichen Pläne "direkt aus der Luftschleuse", wie er selbst schreibt.
Seine Begeisterung kommt nicht von ungefähr, denn Jupiter67 stolperte über eines der seltenen Portale, die der Community von No Man's Sky seit Release ein Rätsel aufgibt: Während der E3 2014 zeigte Hello Games einen Trailer für ihr Spiel, das für einige Sekunden ein solches Portal zeigte - allerdings im Gegensatz zu all den Portalen, die bisher im Spiel gefunden wurden, in aktivierter Form. Mit jedem weiteren neu gefundenen Schläferportal wächst die Neugierde der Community, die herausfinden will, wie diese Objekte eingeschaltet werden können und welchen Nutzen sie haben.
Was wir bisher über die Portale wissen:
- Portale gibt es nicht auf jedem Planeten
- Wenn Planeten Portale haben, dann meist mehrere
- Atlas-Steine können die Portale nicht aktivieren
- Der Boden, der die Portale in direkter Näher umgibt, ist unzerstörbar
- Portale werden nicht von Oberflächenscans erfasst
- In der Nähe eines Portals werden wir für alle Tiere und Feinde unsichtbar
Aus diesem Meer von gesammelten Notizen, Screenshot-Sammlungen und wild gesponnenen Theorien sticht das am 1. Januar 2017 entdeckte Portal von Rabbameransv wegen eines glücklichen Umstandes weit heraus: Dank einer Forschungsstation, die Jupiter67 nur etwa vier Fußminuten weit von dem Schläferportal aufbauen konnte, ist dieses Objekt nun das erste seiner Art, das täglich beobachtet und studiert werden kann. Und diese Chance will sich der Forscher nicht entgehen lassen: Seine Basis steht bereits und versorgt ihn dank einer kleinen autarken Farm mit den nötigsten Materialien, während er sich Notizen über das geheimnisvolle Objekt macht.
Er will in den nächsten Wochen eine Reihe von Experimenten durchführen und plant beispielsweise neben der Aufschichtung verschiedenster Ressourcen in direkter Nähe des Portals auch, den Obelisk mit seinem Raumschiff zu rammen. Mit seiner alles anderen als leichten Arbeit erhofft sich der Forscher, das Geheimnis der Portale zu entschlüsseln und so den Plänen der Entwickler auf die Spur zu kommen. Es muss einen roten Faden in dieser Spielwelt geben, ein Zufall ohne Gesetzmäßigkeiten ist nicht möglich - dessen sind sich Spieler wie Jupiter67 sicher.
Die Theorie, die er und seine Mitforscher mittlerweile am meisten diskutieren, ist die Interpretation dieser Portale als Respawn-Punkte, die womöglich im Rahmen eines kommenden Updates aktiviert werden - was allerdings aus den Portalen in die Welt von No Man's Sky gelangen wird, ist den Tüftlern derzeit noch ein Rätsel. Die Antwort auf diese Frage könnte sich allerdings tatsächlich als ein wichtiger Mosaikstein der Vision von Hello Games herausstellen, der wir mit dem Vorwurf von "zufallsgeneriertem Nonsens" womöglich doch mehr Unrecht tun, als wir bisher noch für möglich gehalten haben.
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