Der chinesische Zubehör-Lieferant GuliKit führt momentan eine kleine Controller-Revolution an. Das Unternehmen versucht nämlich, sogenannte Hall-Effekt-Sensoren populärer zu machen. Diese schließen driftende Analog-Sticks so gut wie aus, was insbesondere Nintendo-Fans hellhörig werden lässt.
Nach dem KingKong 2-Pro-Controller, bei dem die verbaute Hall-Sensorik für ein langlebiges Zockvergnügen sorgt, sind nun die Joy-Cons dran. Die haben von GuliKit Drift-resistente Austauschmodule spendiert bekommen. Erste Kundenbewertungen fallen aber nicht nur positiv aus, sondern berichten auch von Problemen.
Guter Ersteindruck, aber nicht immer präzise
GuliKit bietet seine Joy Con-Module zum Preis von knapp 30 Euro an. Sie kommen im 2er- beziehungsweise 4er-Pack (für 57 Euro) zusammen mit allen Werkzeugen, die benötigt werden, um die Joy-Cons zu öffnen und die originalen Analog-Sticks zu entfernen:
- Zwei Schraubenzieher (Kreuzschlitz und Y-Type)
- Eine Pinzette zum Entfernen von Flachbandkabeln
- Ein dreieckiger Plastikhebel
Falls mal eine Schraube verloren geht, liegt zudem Ersatz bei. Damit sollte es eigentlich kein Problem sein, den Austausch vorzunehmen, sofern ihr euch an professionelle Reparaturanleitungen wie etwa die von iFixit haltet. Dass es aber selbst dann zu Schwierigkeiten kommen kann, hat Kollege Dennis im Selbstversuch spüren müssen:
Eine der von ihm genannten Fehlerursachen scheint auch beim GuliKit-Einbausatz aufzutreten: So schreibt eine Person, dass der mitgelieferte Y-Type-Schraubenzieher nicht richtig passt. Das kann mit der Verwendung verschieden großer Schrauben bei speziellen Joy-Con-Modellen zusammenhängen. Normalerweise sollten aber Schraubendreher der Größe Y00 oder Y0.6 funktionieren.
Außerdem mangelt es einigen Sticks an der Präzision: Mehrfach wird in den Amazon-Bewertungen des am 20. Januar erschienenen Kits erwähnt, dass Eingaben nicht korrekt erkannt werden und der Stick an bestimmten Stellen kurz "hakt".
Dabei könnte es sich um einen frühen Produktionsfehler handeln, der eigentlich untypisch für die GuliKit ist. Bisherige Upgrade-Sets, unter anderem für das Steam Deck, wurden stets aufgrund ihrer Verlässlichkeit gelobt. Die Rezensionen suggerieren zudem, dass nicht alle Käufer*innen betroffen sind.
So verhindert der Hall-Effekt einen Stick Drift
Gamepads verwenden heutzutage fast ausschließlich Potentiometer, um Eingaben zu erfassen. Das geschieht, indem der elektrische Widerstand zwischen zwei Stoffen ermittelt wird. In den Sticks der Joy-Cons reibt eine Metallfeder über Grafit-Blöcke, dabei können sich vereinzelte Partikel lösen und für Verunreinigungen sorgen.
Hinzu kommt, dass die Potentiometer in den Joy-Cons nicht wie bei klassischen Analog-Sticks seitlich angebracht, sondern vertikal ausgerichtet sind. Drückt ihr die Sticks nach unten, besteht also konstant die Gefahr, dass sich der Aluminiumrahmen des Potentiometers durchbiegt und den inneren Bauteilen keinen Halt mehr gibt.
Bei Hall-Effekt-Sensoren ist Verschleiß so gut wie ausgeschlossen, da dort ein Stromfluss mittels eines Magnetfelds beeinflusst wird. Keine der Komponenten berühren sich, weshalb es auch zu keinem Verschließ durch Reibung kommen kann. Hall-Effekt-Sensoren sind damit sehr langlebig, es dauert Jahrzehnte, bis sie den Dienst quittieren.
Warum verwenden Nintendo, Sony und Microsoft eigentlich keine Hall-Sensoren?
Hall-Sensoren sind zwar langlebiger, aber auch ein wenig teurer. Zum einen sind die Produktionskosten minimal höher als bei Potentiometern, zum anderen fallen Lizenzgebühren für die patentierte Technik an.
Dort werden sie schon eingesetzt: In den Triggern eurer PlayStation-, Xbox- und Switch-Controller ist zumeist Hall-Effekt-Technik verbaut, da sie stufenlos den Schaltweg nachvollziehen kann. Sticks mit Hell-Effekt-Sensoren sind hingegen noch eher selten, zum Beispiel werden sie in den Handheld-PCs der Marke AYANEO sowie dem jüngst angekündigten Wizard-Controller für die Nintendo Switch eingesetzt:
Wir hoffen jedoch, dass die Technologie von der breiten Masse adaptiert wird, da sie keinerlei nennenswerte Nachteile im Alltagsgebrauch hat. Ganz im Gegenteil: Sie bietet sogar eine höhere Präzision, da Totzonen (die normalerweise einem Drift entgegenwirken) komplett wegfallen.
Das könnt ihr gegen einen Stick Drift bei der Switch unternehmen
Bevor ihr zu Austauschmodulen greift, solltet ihr vorab probieren, den Controller mit einer Druckluftdose durchzupusten, um so Staubpartikel zu entfernen. Da diese oft in den Sticks eingeschlossen sind, ist der Erfolg jedoch alles andere als garantiert.
Hat sich das Aluminiumgehäuse durchgebogen, reicht zumeist ein Stück von einem Karton oder einer Plastikkarte, der dagegen drückt. Nintendo selbst bietet aber auch auf seiner Support-Seite einen Austausch defekter Joy-Cons für derzeit 30 Euro an.
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Ins nächste Geschäft rennen und neue Joy-Cons kaufen müsstet ihr also eigentlich nie. Ob ihr euch für ein bisschen Bastelei oder den komfortablen Weg über den Originalhersteller entscheidet, liegt ganz in eurem Ermessen. Mit der Modifikation über die GuliKit hättet ihr in der Theorie aber zumindest einige Zeit ausgesorgt, sofern denn die aufgetauchten Kinderkrankheiten ausgemerzt werden.
Habt ihr schon einmal versucht, einen Controller selbst zu reparieren?
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