Es ist mal wieder soweit. Der Untergang des Abendlands wird ausgerufen. Im Mittelpunkt steht: Nintendo. Wer aktuell das Internet durchforstet, stößt schnell auf Kommentare wie: »Das ist das Ende«, »Was soll die Sch****« oder schlicht »Nintendoomed«.
Was ist passiert? Man könnte meinen, der japanische Spielehersteller hätte auf Damentaschen umgesattelt oder ein Mario-Master Chief-Crossover angekündigt. Der Grund ist weit weniger spektakulär, aber nicht weniger brisant.
Denn Nintendo hat die Zusammenarbeit mit dem Mobile-Games-Hersteller DeNA bekannt gegeben. Zukünftig sollen Originalmarken wie Mario, Zelda und Co. auch auf mobile Endgeräte, also Handys oder Tablets gebracht werden. Wie beide Unternehmen betont haben, soll es sich dabei aber nicht um lieblos hingeschluderte Portierungen, sondern komplette Neuentwicklungen handeln, optimiert für die tragbaren Plattformen.
Die Skepsis vor diesem Schritt ist sicherlich berechtigt. Denn die ersten Free2Play-Gehversuche der Japaner gingen erst kürzlich mit Pokemon Shuffle auf dem 3DS gründlich in die Hose. Und auch die bisher von DeNA veröffentlichten Mobilspiele triefen nicht gerade vor Qualität. Dennoch muss niemand befürchten, dass Nintendo sich in verzweifelter Suizidabsicht in den Mobildschungel stürzt und seine Seele grinsend an der Free2Play-Garderobe abgibt. Dem Unternehmen geht es trotz schleppender Wii U-Verkäufe sehr gut, knapp zehn Milliarden Dollar bunkern die Japaner in der Kriegskasse. Und seine extrem hohen Qualitätsansprüche wird Nintendo auch weiterhin aufrecht halten.
Ohnehin wirkt der aktuelle Aufschrei auf mich wie der typische Internetbeißreflex, ganz nach dem Motto: »Etwas bricht mit Traditionen, also ist es schlecht«. Stattdessen wäre Geduld angebracht. Ich halte diese Kooperation für einen logischen, wenn nicht sogar schon überfälligen Schritt in eine vollkommen legitime Richtung.
Denn Nintendo kann sich nicht mehr nur auf seine traditionelle Zielgruppe verlassen, die blind alles kauft, auf dem das rote Logo prangt. Stattdessen hantiert fast jeder mittlerweile mit einem Smartphone oder Tablet, das bedeutet viele viele mögliche Neu-Nintendo-Fans. Aber um die zu erreichen, braucht es eben neue Konzepte mit den Kernmarken, um Mario, Kirby, Donkey Kong und Co. schmackhaft zu machen.
Ein vollständiges Android-Mario oder ein iOS-Zelda erwarte ich ohnehin nicht. Denn allein schon die Steuerungsproblematik ohne vernünftige Analogsticks beißt sich mit Nintendos Qualitätsansprüchen. Die kommenden Mobilspiele werden deshalb simpel gehalten sein und nur als leckere Brotkrumen dienen, um Interessenten anzufüttern und auf die eigenen Systeme zu ziehen. Und nur dort, also auf Handheld und Heimkonsole, gibt es dann die richtig saftigen Brote. Denn natürlich wird es zukünftig noch eine Wii U und einen 3DS geben, am Horizont lugt zudem schon das neue System NX hervor.
Nintendo macht das in meinen Augen einzig richtige und begreift Smartphones und Tablets nicht als Konkurrenz, sondern als Chance. Ich bin gespannt, was aus dieser Kooperation entsteht. Der Untergang des Abendlands ist jedenfalls noch weit entfernt.
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