Ninja Gaiden 3ohne den Sonnenbrillen-Schwertmeister mit der schwarzen Lederjacke? Undenkbar! Als Tomonobu Itagaki, die treibende Kraft hinter der Ninja Gaiden-Reihe, 2008 seinen Brötchengeber Tecmo Koei verließ, glaubten viele Fans, dass das auch das Ende der Spieleserie um Ryu Hayabusa bedeute - zumindest würde zukünftigen Spielen ohne Itagakis Leitung die richtige Würze fehlen.
In neuer Zusammensetzung machte sich Team Ninja dennoch an die Arbeit, um Ninja Gaiden 3 für PlayStation 3 und Xbox 360 auf die Beine zu stellen. Echten Fans sank das Herz in die Hose, als Game Director Yosuke Hayashi, der sich zuvor vornehmlich um die Sigma-Versionen der Ninja Gaiden-Spiele kümmerte, ankündigte, das Kampfsystem zugänglicher machen zu wollen - Blasphemie!
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Gerade die von Itagaki definierten, facettenreichen und bockschweren Kämpfe machen schließlich das aus, was die Anhänger der Reihe an Ninja Gaiden so lieben. Andererseits versprach Hayashi auch, der Figur des Ryu Hayabusa, die in den bisherigen Teilen eher blass blieb, mehr Tiefe zu verleihen. Ob das wohl gut gegangen ist?
Verfluchter Ninja
Ryu Hayabusa wird nach London gerufen, wo scheinbar eine Terrorgruppe wütet und ausdrücklich nach dem Ninja verlangt. So schnetzelt sich Hayabusa vom Clan der Drachen-Ninjas also durch einige Hightech-Kriegsmaschinen und hunderte Söldner, bis er schließlich einem mysteriösen, maskierten Mann gegenübersteht.
Im folgenden Schwertkampf belegt der »Alchimist« genannte Finsterling Ryu mit einem Fluch: Das Drachenschwert, dessen Klinge schon abertausende Leben auslöschte, verbindet sich mit Hayabusas Körper und setzt all das Leid frei, das der Ninja in seiner bisherigen Karriere angerichtet hat.
Der Fluch droht ihn von innen heraus aufzufressen, wenn er nicht bald ein Gegenmittel findet. Doch das ist das geringste Problem in Ninja Gaiden 3: Der Clan der Alchimisten will aus Ryus DNS ein göttliches Wesen erschaffen, das den Weg für eine neue Welt ebnen soll - und zwar im wahrsten Sinn des Wortes, wie der kurze Ausschnitt aus dem Endkampf eines zerstörten Tokio beweist, durch den man sich noch vor dem eigentlichen Spielbeginn schlitzt.
Schattenkämpfer im Schlauch
Wer bereits einen der bisherigen Ninja Gaiden-Titel gespielt hat, sollte diese Erfahrung schnell vergessen, wenn er sich an Ninja Gaiden 3 macht: Vom Action-Adventure mit aufsammelbaren Gegenständen, Waffenverbesserungen und zahlreichen Magiesprüchen ist nicht viel übrig geblieben.
Stattdessen schnetzelt sich Ryu Hayabusa mit seiner Hauptwaffe, dem nicht aufrüstbaren Katana, und einem Bogen mit Explosivpfeilen durch streng lineare Schlauchlevels, in denen Denken nicht erwünscht ist.
Wie in Namco Bandais verunglücktem Mittelaltergeschnetzel Knights Contract gilt es, inmitten technisch durchwachsener Kulissen anstürmende Gegnerhorden zu erledigen, zum Schreien schlechte Zwischensequenzen zu ertragen und hin und wieder einem bildschirmfüllenden Bossgegner das Lebenslicht auszublasen.
Was bei Ninja Gaiden 3 als hochdramatische Story um die Selbstfindung eines verbitterten Schattenkämpfers und die gleichzeitige Rettung der Welt gedacht ist, sorgt vor allem für eines: Spieler mit hochrotem Kopf - und zwar vom unwillkürlichen Patschen der Handfläche gegen die Stirn, wenn sich die unnötig verworrene C-Movie-Story in ihrem ganzen epischen Irrsinn entfaltet, den die Entwickler wohl ernsthaft für anspruchsvolles Geschichtenerzählen halten.
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