Irgendwann muss es angefangen haben. Irgendwann gab es da dieses eine Spiel, das den Trend zur Open World-Postapokalypse losgetreten hat. Ging es schon mit Fallout 3 los? Oder kam die große Welle der Weltuntergänge erst mit The Last of Us? Ich weiß es nicht mit Sicherheit, aber ich weiß, dass es mir langsam wirklich reicht. Ich hätte gern ein Ende der Endzeit.
Die Welt geht unter. Schon wieder
Allein die Tatsache, dass es diese Themenwoche gibt und wir derzeit so viele Spiele haben, die mehr oder weniger eine Postapokalypse als Kernthema bedienen, zeigt, dass die Wanderungen durch zerstörte Welten und das Erkunden von Ruinen der vergangenen Zivilisation längst nicht mehr nur eine bewusste Designentscheidung ist. Die große Katastrophe und all das Leid danach sind zum Industriestandard ausgewachsen.
Hannes Rossow
@Treibhausaffekt
Hannes hat in seinem Leben schon viele Welten untergehen sehen und so langsam reicht es ihm. Zwar craftet er gern und hat Spaß daran, Siedlungen aufzubauen. Aber muss dafür denn immer gleich die halbe Menschheit ausgerottet werden? Über etwas mehr Optimismus würde er sich jedenfalls sehr freuen.
Allein im ersten Quartal 2019 erscheinen mit Metro: Exodus, Far Cry: New Dawn, und Tom Clancy's The Division 2 gleich mal eine handvoll großangelegter Weltuntergänge. Im Verlaufe des Jahres folgen Days Gone und Rage 2, mit etwas Glück sogar noch The Last of Us: Part 2 und Death Stranding. Und ja, es soll sogar noch Leute geben, die weiterhin Fallout 76 spielen. Die Vielfalt ist erstaunlich.
Das Einmaleins der Postapokalypse
Aber warum ist die Postapokalypse so beliebt? Warum ist es gerade dieses Setting, das den anderen den Rang abgelaufen hat? Warum erscheinen dieses Jahr nicht ein halbes Dutzend Spiele im Wilden Westen oder auf fremden Planeten? Ich glaube, der Grund dafür ist recht simpel: Eine Spielwelt in der Postapokalypse ist eine dankbare Aufgabe für Entwickler.
Wo sonst gibt es derart wenig Regeln und derart viel Spielraum für Ideen? Und, naja, wo sonst ist es erlaubt, dass die Spielwelt komplett eintönig aussehen darf? Eine zerstörte Welt ist eben zerstört und das ermöglicht ganz viel Gebrauch von Assets, die sich ständig wiederholen dürfen: Autowracks, Betonbrocken, Häuserruinen, Schutt und zerstörte Asphaltstraßen. Dazu noch eine graubraune Farbpalette mit etwas Moos und fertig ist die 120km² große Open World - Craft, Loot, Survive!
Ja, ich weiß, dass ich hier gerade übertreibe. Titel wie Horizon Zero Dawn zeigen, dass eine Postapokalypse auch innovativ und visuell abwechslungsreich daherkommen kann. Und zuletzt durfte die Endzeit in Videospielen auch etwas bunter aussehen. Aber selbst das quietschbunte Ödland ist dank Far Cry: New Dawn und Rage 2 gerade mehr ein Sub-Trend als ein wirklich origineller Ausreißer.
Zu viel des Guten
Aber unabhängig vom Aussehen und der Atmosphäre von Videospielen, die in Postapokalypsten stattfinden, bin ich auch sonst einfach übersättigt von den ganzen Klischees und Story-Schemata, die damit einhergehen. Es gibt immer die gefährliche Außenwelt, in die sich niemand traut. Die Überlebenden haben sich in behelfsmäßigen Lagern zusammengeschlossen, wobei es immer eine große (und korrupte) Hauptstadt gibt. Und von den Geheimorganisationen und Banditen, von denen es mehr gibt als normale NPCs, will ich gar nicht erst anfangen.
Schluss, Aus, Ende
5 Endzeit-Klischees, die wir nie wieder sehen wollen
Mittlerweile fühle ich mich in die 2000er zurückversetzt, als der Videospielmarkt mit Shootern überflutet wurde, die im Zweiten Weltkrieg spielten. Auch hier war der Look irgendwie immer recht ähnlich. Ganz viel Stahl, Schlamm und Dreck. Und was die Inhalte betrifft: Nazis, D-Day, Ardennenoffensive und Stalingrad. Die Nachfrage war da und auch hier kam es der damaligen Technik entgegen, dass vernebelte Hintergründe und Einsätze in der Nacht Sinn ergeben haben.
Öfter mal was Neues
Ich freue mich noch immer auf die meisten dieser Spiele, die ich oben aufgelistet habe. Aber ich würde mir wirklich wünschen, dass es nicht so monothematisch zugehen würde. Wenn es denn schon weitreichende Landschaften und spärliche Zivilisationen sein müssen, warum geht es dann nicht um das Aufbauen einer neuen oder gar ersten Welt? Ich bin lieber Pionier und erobere, anstatt als Ödlandbewohner nach Schrott einer mir bekannten aber vergangenen Welt zu suchen.
Wenn mittlerweile ein neues Spiel angekündigt wird, das damit wirbt, wie harsch die Lebensbedingungen in dieser Welt sind und wie es jetzt darauf ankommt, die Menschlichkeit der Menschen zu bewahren, dann rolle ich nur noch mit den Augen. Ganz entziehen kann ich mich dem nächsten Weltuntergang wohl nicht, aber vielleicht hocke ich mich einfach in meinen Bunker und spiele Crash Team Racing Nitro-Fueled, bis diese Postapokalypse endlich vorüber ist.
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